30 Jahre Schuldnerberatung
Pro Jahr werden im Durchschnitt 1175 Klienten betreut – Bilanz im Ausschuss
AALEN (ard) - Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie gerade heute sofort erfinden, und sie ist ein „kleiner Leuchtturm im Ostalbkreis“, wie sich Landrat Klaus Pavel ausdrückt: Seit 30 Jahren kümmert sich die Schuldnerberatung im Landratsamt um die Menschen, die – ob im wahrsten Sinne selbst verschuldet oder nicht – finanziell nicht mehr ein und aus wissen. Die 30 Jahre waren für die Leiterin der Schuldnerberatung, Edeltraud Hammele, jetzt Anlass, in der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und des Jugendhilfeausschusses des Kreistags Bilanz zu ziehen.
Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre hat die Schuldnerberatung, die aktuell über 4,8 Sachbearbeitungsund 1,2 Sekretariatsstellen verfügt, pro Jahr 1175 Kunden betreut. In der sogenannten Basisberatung geht es am häufigsten um den Pfändungsschutz, aber auch um Vollstreckungsschutz und um Abhilfe bei Sperren von Strom, Gas und Wasser. Tiefer einsteigen müssen Hammele und ihre Mitarbeiter in der weiterführenden Beratung. Hier müsse auf die individuellen Erfordernisse der Ratsuchenden eingegangen werden, es gehe um Haushaltsführung, Entschuldungsmöglichkeiten und auch um die Privatinsolvenz. Dieses rechtliche Instrumentarium, 1999 eingeführt, habe die Arbeit der Schuldnerberatung am weitreichendsten verändert, sagte Hammele. Ein weiterer rechtlicher Einschnitt war 2010 die Einführung des Pfändungsschutzkontos.
Quer durch die Gesellschaft
Und wer nimmt die Dienste der Schuldnerberatung überhaupt in Anspruch? Die Klientel, so erklärte Hammele, reiche quer durch die ganze Gesellschaft: von Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern über Erwerbstätige und Rentner bis hin zu Selbstständigen und Immobilienbesitzern. Gründe, in existenzielle finanzielle Nöte zu geraten, gebe es viele: Arbeitslosigkeit, Trennung und Krankheit, aber auch das eigene Konsumverhalten oder eine gescheiterte Selbstständigkeit. Und dann gibt es auch noch die Fälle, in denen schlichtweg permanent Geld fehlt. Einkommensarmut, wie es Hammele nennt.
Weil es gerade für Jugendliche und junge Erwachsene häufig immer schwieriger werde, sich in einem unübersichtlichen Finanz- und einem scheinbar grenzenlosen Konsummarkt zurecht zu finden, setzt die Schuldnerberatung in hohem Maße auch auf die Prävention. „Stark fürs Leben“, „Durchblick – Weitblick – Überblick“oder „Konsum! – Alles klar?“heißen die Projekte, die unter anderem auch mit Schulen umgesetzt werden. An Menschen im Übergang vom Erwerbsleben in die Rente wendet sich das Projekt „Gut leben im Alter“. Denn plötzlich mit deutlich weniger Geld auskommen zu müssen, könne häufig zu Problemen führen, so Hammele. Die schließlich auch auf die seit 2010 aufgebaute ehrenamtliche Arbeit bei der Schuldnerberatung stolz ist. Derzeit sind elf Frauen und Männer hier tätig. Gefördert wird die ehrenamtliche Arbeit seit 2012 vom Lions-Club und derzeit von den Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis.