Endlich wieder wichtig
Bayerns neuer, alter Trainer Jupp Heynckes will auf Thomas Müller setzen
MÜNCHEN (SID) - Auf solche Worte seines Vereinstrainers hatte Thomas Müller einige Monate warten müssen: „Er ist ein ganz, ganz großer Spieler“, sagte Jupp Heynckes im Rahmen der Übergabe der neuen Dienstwägen für Spieler und Mitarbeiter des FC Bayern München über den Angreifer – ehe er sich zu Müller, solange Manuel Neuer verletzt ist ja auch Kapitän des FC Bayern, und Sportdirektor Hasan Salihamidzic ins Cabrio setzte.
Auch den nach dem WM-Aus der Niederlande aus der Elftal zurückgetretenen Arjen Robben adelte Heynckes beinahe überschwänglich – „Holland hat große Fußballer herausgebracht wie Cruyff, Gullit, van Basten oder Rijkaard. Ich denke, dass man Arjen in diese Riege einstufen muss“, sagte Heynckes – doch Robben hat beim FC Bayern auch unter Carlo Ancelotti zumeist seine Form erreicht, wenn er fit war. Im Gegensatz zu Müller, der in der vergangenen Saison und zu Beginn dieser Spielzeit „weit unter seinen Möglichkeiten“geblieben war, wie Heynckes bei seiner Präsentation am Montag gesagt hatte.
Doch unter Heynckes soll der unkonventionelle Angreifer wieder zu einer Schlüsselfigur im Spiel der Bayern werden. „Thomas kann sich vom Intellekt her und von dem, was er bisher geleistet hat, als Führungsspieler hervortun“, so Heynckes. Der Weg ist frei für die Identifikationsfigur. Müller könnte zurückkehren in eine ganz zentrale Rolle, so wie er sie sich wünscht. „Im Training lief’s gut. Aber über mich selbst spreche ich nicht so gerne, das sollen andere beurteilen“, sagte Müller gleichwohl zurückhaltend – und versprach lediglich: „Ich bin motiviert und werde weiterhin fleißig an mir arbeiten.“Müller weiß, dass er so oder so zunächst mit Leistung überzeugen respektive den Vertrauensvorschuss rechtfertigen muss. Das erwartet freilich auch Heynckes vom Ur-Bayern. „Es ist notwendig, dass er sehr konzentriert arbeitet, dass er sehr gewissenhaft ist. Über den Willen, sich richtig zu quälen, kann man kompensieren, was zuletzt nicht so gut war“, sagte Heynckes.
Auf der Suche nach der Bestform ist Müller seit langer Zeit. In den 15 Monaten unter Ancelotti kam er nie richtig auf Touren, in 36 Bundesligaspielen brachte er es auf sechs Treffer. Besonders in wichtigen Spielen fand er sich zunächst häufig auf der Bank wieder. Müller äußerte seinen Frust dann im Sommer nach dem Bundesligaspiel in Bremen erstmals öffentlich. Dafür fing er sich einen Rüffel von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ein.
Das ist nun aber Geschichte, der Neustart eine große Chance für Müller wie für die gesamte Mannschaft. Allerdings warnt Müller vor dem Spiel gegen Freiburg am Samstag (15.30/Sky) vor übertriebenen Erwartungen. „Es wird nicht so sein, dass der Trainer gewechselt wird, und dann spielen wir Fußball von einem anderen Stern“, sagte er.
Für die bisher so unbefriedigende Saison will er keineswegs Ancelotti zum „Sündenbock“machen. Vielmehr sei spätestens jetzt die Mannschaft in der Bringschuld, betonte er aufs Neue. „Wir müssen uns erst mal herausarbeiten. Es liegt auch am Team, das nicht die Leistung bringt, die von uns erwartet wird.“