Aalener Nachrichten

Ein Ellwanger kämpft gegen Wurmerkran­kungen

Alumni-Vortragsre­ihe am HG: Christian Schröter hält an seiner ehemaligen Schule einen Vortrag

- Von Josef Schneider Alumni-Vortrag

ELLWANGEN - Im Rahmen der Alumni-Vortragsre­ihe am HariolfGym­nasium (HG) spricht am heutigen Mittwoch Dr. Christian Schröter aus Darmstadt zum Thema „Bekämpfung vernachläs­sigter Tropenkran­kheiten – ausgezeich­net mit einem Guinness World Record“. Dabei geht es vor allem um die Wurmkrankh­eit Bilharzios­e in Afrika. Der wissenscha­ftliche Vortrag beginnt um 19 Uhr im HG.

„Das ist eine Freude, wenn man nach so vielen Jahren noch immer Kontakt hat“, freut sich der ehemalige Leiter des Hariolf-Gymnasiums, Oberstudie­ndirektor im Ruhestand Rainer Matzner, auf den heutigen Vortrag. Und blickt zurück: „Ich war froh, dass ich einen so interessie­rten und insgesamt sehr sehr guten Chemieleis­tungskurs hatte. Die Schüler waren alle prächtig. Es war ein exzellente­r kleiner Kurs.“Christian Schröter, gebürtig aus Siegen in Nordrhein-Westfalen, hat 1989 am HG in Ellwangen Abitur gemacht und war bei Matzner im Leistungsk­urs Chemie. „Das war super“, erinnert sich der ehemalige Schüler: „Das war interaktiv und hat total Spaß gemacht. Das war das, was mich interessie­rt hat.“

Sanitäter in der Reinhardt-Kaserne

Christian Schröter kam Anfang 1977 nach Ellwangen, wo sein Vater, Dr. Peter Schröter, seit 1976 eine Kinderarzt­praxis am Marktplatz hatte, besuchte die Grundschul­e in Rindelbach und danach ab 1980 das HG. Nach dem Abitur machte er die Grundausbi­ldung bei der Bundeswehr und arbeitete als Sanitäter in der Reinhardt-Kaserne in Ellwangen. Danach studierte er in Tübingen Biochemie. „Auf Molekül-Ebene zu verstehen, wie eine Zelle oder das Leben funktionie­rt, war die Motivation damals“, sagt der verheirate­te Vater von vier Söhnen (der Älteste ist 16) und appelliert an die Schüler, das zu studieren, was einem liegt. 1996 machte Schröter sein Diplom, 1999 promoviert­e er. Zwischendu­rch war er ein Jahr an der Universitä­t im finnischen Oulu.

Heute ist der 47-Jährige in der Merck Gruppe in Darmstadt als Senior Director Pharma Business Integratio­n tätig. Der 1. November 1999 war sein erster Arbeitstag bei dieser weltweit tätigen Pharmafirm­a, als Laborleite­r in der pharmazeut­ischen Entwicklun­g. „Das war ein toller Einstieg.“Nach sieben Jahren ging er als Betriebsle­iter in die Liquida-Produktion. Spannende fünf Jahre für ihn: „Wir haben als Merck einen Antikörper in der Krebsthera­pie neu eingeführt am Markt.“Zwei Jahre Auslandser­fahrung als Leiter eines Entwicklun­gsstandort­es in Edmonton in Kanada folgten. „Wir sind als komplette Familie umgezogen“, lacht Hobby-Cellist Schröter: „Mit drei Kindern sind wir hingezogen, mit vier zurück. Wir haben einen kleinen, fünfjährig­en Kanadier mit kanadische­m Pass.“Deshalb hat die Familie auch in Deutschlan­d Englisch als Familiensp­rache beibehalte­n. „Mein Leben in der Firma findet zu 80 bis 90 Prozent auf Englisch statt“, so Schröter. Nach dem Kanada-Aufenthalt war er von Darmstadt aus für Mercks pharmazeut­ische Produktion in Indien und Pakistan verantwort­lich, und sehr viel unterwegs. „Reisen nach Pakistan ist schon ein spezielles Kapitel. Das Entführung­srisiko ist das Hauptprobl­em. Aufgrund der politische­n Lage und des ganzen islamistis­chen Gedankengu­ts sind wir deshalb in Pakistan nicht mehr am Markt.“

Heute arbeitet Christian Schröter mit der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) als Partner an einem großen Spendenpro­gramm zur Bekämpfung der Wurmkrankh­eit Bilharzios­e in Afrika. Mehr als 200 Millionen Menschen leiden an dieser vernachläs­sigten Tropenkran­kheit und pro Jahr sterben 280 000 von ihnen. „Die Kinder haben häufig einen dicken Bauch, sind unfit, müde und können in der Schule kaum folgen. Wenn sie sterben, sterben sie an Leberoder Organversa­gen“, so Schröter: „Die Schnecken als Zwischenwi­rt leben in den stehenden Gewässern. Jedes Mal, wenn ein Kind baden geht, kann es sich neu infizieren.“Ein Impfstoff gegen diese Parasiten wäre natürlich ideal.

Spende: 250 Millionen Tabletten für Afrika

Bei dem 2008 von Merck begonnenen Programm gehe es darum, Bilharzios­e mit Tabletten als Entwurmung­smittel zu behandeln, mit dem Ziel, die Krankheit mittelfris­tig auszurotte­n. Schröter kümmert sich um Produktion und Lieferung dieser Tabletten nach Afrika. „Es gibt Regionen in Afrika, da waren vor einigen Jahren noch 90 bis 95 Prozent der Bevölkerun­g mit dieser Krankheit infiziert.“

„Wir spenden 200 Millionen Tabletten im Jahr, ab dem nächsten Jahr 250 Millionen“, spricht Schröter im Namen der Merck Gruppe: „Man braucht im Schnitt zweieinhal­b Tabletten pro Kind. Letztes Jahr haben wir Tabletten für 80 Millionen Kinder gespendet.“33 afrikanisc­he Länder sind auf der Liste, von Senegal im Westen über Ägypten bis nach Äthiopien, Somalia, Kenia und Mosambik. Die Umsetzung des Programms macht jeweils die lokale Regierung vor Ort. Das Zertifikat Guinness World Record gab es 2017 dafür, dass binnen 24 Stunden Medikament­e für über 207 Millionen Behandlung­en bereitgest­ellt wurden. Unter den zehn vernachläs­sigten Tropenkran­kheiten sind Malaria, Flussblind­heit und Elefantenf­uß.

Der Schulleite­r des HG, Oberstudie­ndirektor Martin Ries, verspricht sich von diesem Vortrag einen hohen Motivation­seffekt für die Schule: „Für mich ist es auch Unterricht in anderer Form.“

„Bekämpfung vernachläs­sigter Tropenkran­kheiten“, am heutigen Mittwoch, 18. Oktober, 19 Uhr, im Hariolf-Gymnasium.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Nach seinem Abitur 1989 am Hariolf-Gymnasium ist Christian Schröter heute nach achtundzwa­nzigeinhal­b Jahren zum ersten Mal wieder in offizielle­r Mission an seiner alten Schule. Der Darmstadte­r spricht zum Thema „Bekämpfung vernachläs­sigter...

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