Religiöser Jazz trifft sakralen Gesang
Abstrakt Orchester und Vokalensemble Diapasón in der Essinger Quirinuskirche
ESSINGEN - Doppelten Grund zur Freude hat die evangelische Kirchengemeinde Essingen: Zum einen feiert man das Reformationsjubiläum, zum anderen besteht die Quirinuskirche ebenfalls seit 500 Jahren. Große Freude hat auch ein Kirchenkonzert des Abstrakt Orchesters und des Vokalensembles Diapasón bereitet. Der musikalische Spannungsbogen reichte von der Renaissance bis zu zeitgenössischen Kompositionen.
Es war zweifellos ein ungewöhnliches Konzert, denn nicht jeden Tag trifft religiös inspirierter Jazz auf sakralen Gesang. Diese ungewöhnliche Konstellation und das Können der Interpreten machten den Abend zu einem musikalischen Erlebnis. Andächtige Stille herrschte in der voll besetzten Kirche, als Diapasón in Aktion trat.
Das aus Ravensburg stammende Ensemble mit Katharina Richter, Ute Dreher, Sarah Benkißer, Sünje Groß, Peter Schmidt, Harald Ilg-Wassner und Stephan Bauck intonierte zunächst zusammen mit dem Abstrakt Orchester unter der Leitung von Moritz von Woellwarth die freudige Motette „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“von Heinrich Schütz.
Thematisch ging es vom eher melancholischen und sehr eindringlichen „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“, dargeboten in zwei Sätzen von Sethus Calvisius und Arnold von Bruck, über das Hoffnung ausstrahlende „Zion spricht“bis hin zum freudigen „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“, gesungen in den Versionen von Johann Michael Bach und Heinrich Schütz. Komplettiert wurde der Konzertpart mit dem zeitgenössischen „Alleluja-Tropus“von Arvo Pärt und mit dem schlichten, sehr innig interpretierten „Gott b’hüte dich“von Leonard Lechner.
„Aufbruch ins Ungewisse“
Ganz andere, nicht minder reizvolle Akzente setzte das Abstrakt Orchester. Moritz von Woellwarth, ist es mit der Komposition der Jazzsuite „Aufbruch ins Ungewisse“gelungen, typische Elemente des Jazz wie Rhythmus und Improvisation mit melodisch geprägten Tonpassagen zu einem in sich stimmigen religiösen Werk zu verbinden. Einzelne skurile Sätze unterstreichen den ungewöhnlichen Charakter des Musikstücks. Die Sätze „Nun kommt der Heiden Heiland“, „Sie ist mir lieb, die werte Magd“und „Wäre Gott nicht mit uns diese Zeit“erzählten von der Empathie der Katzen, inszenierten eine konfuse Stimmung und ließen im Morgen sogar die Vögel zwitschern. Soloeinlagen von Saxophon, Kontrabass, Blechbläsern und Schlagzeug wirkten überaus belebend und das Vokalensemble Diapasòn war in einzelnen Passagen in das imposante Tongebilde eingebunden. Der lang anhaltende Schlussapplaus war verdienter Lohn für eine herausragende Leistung.