Die Traumgemeinde von 15-Jährigen
Neuntklässler der Galgenberg-Realschule haben das Rathaus besucht
AALEN - Warum hat Aalen keine Eishalle und warum ist das W-Lan an den Schulen so schlecht? Auf diese Fragen musste Oberbürgermeister Thilo Rentschler am Mittwoch Rede und Antwort stehen. Die Neuntklässler der Galgenberg-Realschule nahmen teil an der Aktion „Schule trifft Rathaus“, die von der Landeszentrale für politische Bildung organisiert wird. Die Galgenberg-Realschule hat als erste nordwürttembergische Schule an der Aktion teilgenommen.
Wie sieht die Traumgemeinde eines 15-Jährigen aus? Den Vorschlägen der Schüler zufolge gibt es eine ganzjährig betriebene Eishalle, gutes Internet an den Schulen, Aufenthaltsorte für Jugendliche und viele Aktionstage mit unterschiedlichen Mottos. Diese vier Vorschläge stellten die Schüler dem Oberbürgermeister vor, nachdem sie in Gruppen erarbeitet hatten, was ihnen in Aalen besonders fehlt.
Rentschler begrüßte die Schüler mit den Worten, es sei ein wunderbares Bild, seinem Gemeinderat einmal in verjüngter Form gegenüber zu sitzen. Jugendbeteiligung bedeute für ihn, junge und frische Ideen zu hören, allerdings sei es auch wichtig, die Brille einer anderen Generation aufsetzen zu können. Auf die Eishallen-Frage antwortete er der Schülerin Celine Rathgeb, die vorgeschlagen hatte, eine Eisfläche für Eishockeyspieler mit einem Erlebnisbad zu verbinden, dass sie damit treffsicher das brisanteste Thema angesprochen habe.
Kombibad als schwacher Trost für Hockeyspieler
Er erläuterte ausgiebig die Situation in der Aalener Bäderlandschaft und erklärte, dass es aktuell nur die jeweils vier Monate betriebene Eisbahn gäbe. Und die werde pro Saison von der Stadt mit etwa 70 000 Euro bezuschusst. „Eine ganzjährige Eishalle ist ein granatenmäßiger Energiefresser.“Er versprach in absehbarer Zukunft ein schönes Kombibad zur Verfügung zu stellen, auch wenn das für die Eishockeyspieler kein Trost sei.
Adrian Schilde, der das Gespräch moderierte zitierte einen Schüler, der gesagt hatte, dass es als Aktivität in Aalen eigentlich nur Shoppen gäbe. Rentschler widersprach und verwies auf den Pumptrack in Fachsenfeld, die umliegende Natur und auf zahlreiche Spielplätze, die gebaut werden sollen. Wobei sich bei letzterem Vorschlag auf vielen Gesichtern ein ungläubiger Ausdruck ausbreitete.Auf die Internet-Probleme der Schule angesprochen, berichtete der OB von der aktuellen Situation im Tiefbau. „Die Preise explodieren und es kommt zu Engpässen, weil gerade alle die gleiche Idee haben.“Dabei sei es sein Ziel in Aalen jedes noch so außerhalb gelegene Gehöft mit ans Glasfasernetz zu bekommen.
Rektorin Heike Rieger-Schlenkermann und EWG-Lehrer Kurt Ilg, die die Schüler ins Rathaus begleitet hatten, fanden besonders den letztgenannten Punkt dringlich. „Wir können den Schülern keinen verantwortungsvollen Umgang mit Medien beibringen, wenn uns dazu die Hardware fehlt“, sagte die Rektorin.
Die dritte Idee präsentierte Jonathan Kunick, der Aufenthaltsplätze für die Jugendlichen forderte und direkt ans Haus der Jugend weiterverwiesen wurde, das täglich ab 12 Uhr offen hat. Eine andere Schülerin bedauerte, dass es in Waldhausen keinen Jugendtreff mehr gäbe. „Wir fänden gut, wenn es im Jahr mehrere Aktionstage mit Mottos geben würde“, stellte Thea Selavic die letzte Idee vor. Schließlich seien manche der Aktionstage aktuell nur für bis zu 12-Jährige. „Ihr seid in einem Alter, in dem ihr euer Leben selbst in die Hand nehmen dürft und sollt“, sagte Rentschler. Er wünsche sich, dass die Jugendlichen selbst auf die Vereine zugingen und sich für eine Mitgliedschaft interessierten.
Steht der Oberbürgermeister in vier Jahren ohne Job da?
Im Abschlussforum meldete sich ein Schüler und fragte, ob denn der Oberbürgermeister nach acht Jahren Amtszeit ganz ohne Job dastehe. Im Prinzip – ja, sagte Rentschler. „Ich werd´ mich ich in dreieinhalb Jahren aber um eine Wiederwahl bemühen und in den Wahlkampf ziehen“, sagte er. Denn da sei er erst 53 und noch zu jung für die Rente. Das Team der Landeszentrale für politische Bildung ist am 30. November in Ellwangen. Dann besuchen weitere Schulen das Rathaus.