Bundeswehr braucht mehr Sprachausbildung
Kapazität des Sprachenzentrums Süd nimmt zu – Standort Ellwangen kommt gut an
ELLWANGEN - Das Sprachenzentrum Süd der Bundeswehr wächst. Derzeit hat die Einrichtung auf dem Ellwanger Kasernengelände Platz für 150 Lehrgangsteilnehmerinnen und Teilnehmer pro Quartal. Diese Zahl wird auf 250 ansteigen. Ein Grund dafür ist die Trendwende beim Personal in der Bundeswehr. Bereits im kommenden Jahr sollen 226 Unterkünfte für Lehrgangsteilnehmer zur Verfügung stehen.
Die Perspektive für den Verbleib des Sprachenzentrums Süd in Ellwangen sieht gut aus. Davon ist Regierungsdirektor Wolfgang Banek, der Leiter der Einrichtung, überzeugt. Ein wichtiger Faktor dafür sei die Trendwende beim Personal in der Bundeswehr. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs seien die Streitkräfte immer weiter verkleinert worden, sowohl bei den Soldaten als auch bei den zivilen Angestellten. Angesichts der Sicherheitslage werde nun aber nach Vorgabe des Bundesverteidigungsministeriums wieder Personal aufgebaut, sagt Banek. Ein Beispiel dafür sei der Cyber- und Informationsraum. „Es geht wieder tendenziell nach oben. Mehr Personal heißt auch mehr Bedarf an Sprachausbildung“, so Banek.
Zusätzliche Unterkünfte sind nötig
„Angefangen haben wir mit vier Klassen und mit 50 Teilnehmern“, sagt Regierungsdirektor Wolfgang Banek, der Referatsleiter des Sprachenzentrums Süd. Aktuell betreut die Einrichtung exakt 150 Personen. Dies sei auch mit den vorhandenen Lehrkräften gut zu schaffen. Dabei kommt eine Lehrkraft auf je 14 Teilnehmer. Das Bundesverteidigungsministerium hat aber eine neue Zielgröße mit 250 Teilnehmern im Endausbau vorgegeben. „Dafür müssen wir noch aufwachsen“, sagt Banek, „sowohl personell als auch von der Infrastruktur her.“
Unter anderem müssen zusätzliche Unterkünfte geschaffen werden, da die Lehrgangsteilnehmer in der Reinhardt-Kaserne wohnen. Derzeit sei der Ausbau der Anlagen im Gange, so dass Mitte 2018 schon 226 Unterkünfte zur Verfügung stehen werden. Für den Endausbau mit 250 Personen müssen dann noch weitere Zimmer und Klassenräume geschaffen werden. „Das ist dann die Sache der Architekten und Bauingenieure: Zu schauen, wo noch Räume vorhanden sind, die man nutzen kann. Wir sind optimistisch, dass die Planer die Räume in den vorhandenen Gebäuden unterbringen.“
Am Bundessprachenamt werden insgesamt 51 Sprachen unterrichtet. In Ellwangen stehen Englisch und Französisch zur Auswahl. Banek betont, dass nicht jede Sprache an jedem Standort gelehrt werden könne. Die Schüler der Ellwanger Einrichtung sind vorwiegend Angehörige der Bundeswehr, und davon sind die überwiegende Mehrzahl Soldaten. Zum Unterricht kommen die Teilnehmer in der Regel dann nach Ellwangen, wenn sie eine Laufbahn einschlagen, in denen ein bestimmtes Sprachniveau gefordert wird. Das sei etwa bei der Offizierslaufbahn oder bei Feldwebeln der Fall.
Kooperation mit der EATA ist denkbar
Es kann aber auch vorkommen, dass ein Dienstposten ein bestimmtes Niveau voraussetzt. Ein Offizier in der Truppe brauche zum Beispiel das Sprachniveau 3 im Englischen. Wenn dieser Offizier als Pressesprecher ins NATO-Hauptquartier versetzt werde, sei das höchste Niveau 4 nötig, verrät Banek: „Das ist schon sehr dicht dran an der Muttersprache, denn er muss bis aufs letzte i-Tüpfelchen kommunizieren können.“
Eine Kooperation zwischen dem Sprachenzentrum und der Europäischen Ausbildungs- und Transferakademie Eata hält der Regierungsdirektor für denkbar. Da die Eata in den historischen Z-Bau der Kaserne einziehen soll, wird sie quasi zur Nachbarin. Es habe Gespräche zwischen dem früheren Präsidenten des Bundessprachenamtes Wolfgang Steimels und dem Ellwanger Oberbürgermeister Karl Hilsenbek gegeben. Steimels sei jedoch inzwischen in den Ruhestand gegangen und der Posten sei noch vakant. „Wir gehen davon aus, dass man nach der Neubesetzung den Gesprächsfaden wieder aufnehmen kann“, sagt Banek. Es sei aber zu früh, über konkrete Formen der Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen zu spekulieren.
Fühlen sich die Lehrgangsteilnehmer in Ellwangen wohl, wenn sie für einige Wochen oder gar ein Vierteljahr an das Bundessprachenamt abkommandiert werden? Banek antwortet mit einem uneingeschränkten Ja. Mitunter komme es vor, dass Sprachschüler erst auf der Karte nachsehen müssten, um Ellwangen zu finden. „Und dann kommen die immer wieder und sagen: Ich will nur nach Ellwangen. Da stimmt alles“, erzählt er von den Reaktionen. „Es gibt Teilnehmer, die ihre Familie übers Wochenende hier unterbringen, wenn etwas frei ist. Ellwangen kommt als Standort sehr gut an.“