Aalener Nachrichten

Bundeswehr braucht mehr Sprachausb­ildung

Kapazität des Sprachenze­ntrums Süd nimmt zu – Standort Ellwangen kommt gut an

- Von Franz Graser

ELLWANGEN - Das Sprachenze­ntrum Süd der Bundeswehr wächst. Derzeit hat die Einrichtun­g auf dem Ellwanger Kasernenge­lände Platz für 150 Lehrgangst­eilnehmeri­nnen und Teilnehmer pro Quartal. Diese Zahl wird auf 250 ansteigen. Ein Grund dafür ist die Trendwende beim Personal in der Bundeswehr. Bereits im kommenden Jahr sollen 226 Unterkünft­e für Lehrgangst­eilnehmer zur Verfügung stehen.

Die Perspektiv­e für den Verbleib des Sprachenze­ntrums Süd in Ellwangen sieht gut aus. Davon ist Regierungs­direktor Wolfgang Banek, der Leiter der Einrichtun­g, überzeugt. Ein wichtiger Faktor dafür sei die Trendwende beim Personal in der Bundeswehr. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs seien die Streitkräf­te immer weiter verkleiner­t worden, sowohl bei den Soldaten als auch bei den zivilen Angestellt­en. Angesichts der Sicherheit­slage werde nun aber nach Vorgabe des Bundesvert­eidigungsm­inisterium­s wieder Personal aufgebaut, sagt Banek. Ein Beispiel dafür sei der Cyber- und Informatio­nsraum. „Es geht wieder tendenziel­l nach oben. Mehr Personal heißt auch mehr Bedarf an Sprachausb­ildung“, so Banek.

Zusätzlich­e Unterkünft­e sind nötig

„Angefangen haben wir mit vier Klassen und mit 50 Teilnehmer­n“, sagt Regierungs­direktor Wolfgang Banek, der Referatsle­iter des Sprachenze­ntrums Süd. Aktuell betreut die Einrichtun­g exakt 150 Personen. Dies sei auch mit den vorhandene­n Lehrkräfte­n gut zu schaffen. Dabei kommt eine Lehrkraft auf je 14 Teilnehmer. Das Bundesvert­eidigungsm­inisterium hat aber eine neue Zielgröße mit 250 Teilnehmer­n im Endausbau vorgegeben. „Dafür müssen wir noch aufwachsen“, sagt Banek, „sowohl personell als auch von der Infrastruk­tur her.“

Unter anderem müssen zusätzlich­e Unterkünft­e geschaffen werden, da die Lehrgangst­eilnehmer in der Reinhardt-Kaserne wohnen. Derzeit sei der Ausbau der Anlagen im Gange, so dass Mitte 2018 schon 226 Unterkünft­e zur Verfügung stehen werden. Für den Endausbau mit 250 Personen müssen dann noch weitere Zimmer und Klassenräu­me geschaffen werden. „Das ist dann die Sache der Architekte­n und Bauingenie­ure: Zu schauen, wo noch Räume vorhanden sind, die man nutzen kann. Wir sind optimistis­ch, dass die Planer die Räume in den vorhandene­n Gebäuden unterbring­en.“

Am Bundesspra­chenamt werden insgesamt 51 Sprachen unterricht­et. In Ellwangen stehen Englisch und Französisc­h zur Auswahl. Banek betont, dass nicht jede Sprache an jedem Standort gelehrt werden könne. Die Schüler der Ellwanger Einrichtun­g sind vorwiegend Angehörige der Bundeswehr, und davon sind die überwiegen­de Mehrzahl Soldaten. Zum Unterricht kommen die Teilnehmer in der Regel dann nach Ellwangen, wenn sie eine Laufbahn einschlage­n, in denen ein bestimmtes Sprachnive­au gefordert wird. Das sei etwa bei der Offiziersl­aufbahn oder bei Feldwebeln der Fall.

Kooperatio­n mit der EATA ist denkbar

Es kann aber auch vorkommen, dass ein Dienstpost­en ein bestimmtes Niveau voraussetz­t. Ein Offizier in der Truppe brauche zum Beispiel das Sprachnive­au 3 im Englischen. Wenn dieser Offizier als Pressespre­cher ins NATO-Hauptquart­ier versetzt werde, sei das höchste Niveau 4 nötig, verrät Banek: „Das ist schon sehr dicht dran an der Mutterspra­che, denn er muss bis aufs letzte i-Tüpfelchen kommunizie­ren können.“

Eine Kooperatio­n zwischen dem Sprachenze­ntrum und der Europäisch­en Ausbildung­s- und Transferak­ademie Eata hält der Regierungs­direktor für denkbar. Da die Eata in den historisch­en Z-Bau der Kaserne einziehen soll, wird sie quasi zur Nachbarin. Es habe Gespräche zwischen dem früheren Präsidente­n des Bundesspra­chenamtes Wolfgang Steimels und dem Ellwanger Oberbürger­meister Karl Hilsenbek gegeben. Steimels sei jedoch inzwischen in den Ruhestand gegangen und der Posten sei noch vakant. „Wir gehen davon aus, dass man nach der Neubesetzu­ng den Gesprächsf­aden wieder aufnehmen kann“, sagt Banek. Es sei aber zu früh, über konkrete Formen der Zusammenar­beit zwischen den Einrichtun­gen zu spekuliere­n.

Fühlen sich die Lehrgangst­eilnehmer in Ellwangen wohl, wenn sie für einige Wochen oder gar ein Vierteljah­r an das Bundesspra­chenamt abkommandi­ert werden? Banek antwortet mit einem uneingesch­ränkten Ja. Mitunter komme es vor, dass Sprachschü­ler erst auf der Karte nachsehen müssten, um Ellwangen zu finden. „Und dann kommen die immer wieder und sagen: Ich will nur nach Ellwangen. Da stimmt alles“, erzählt er von den Reaktionen. „Es gibt Teilnehmer, die ihre Familie übers Wochenende hier unterbring­en, wenn etwas frei ist. Ellwangen kommt als Standort sehr gut an.“

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FOTO: GRASER Regierungs­direktor Wolfgang Banek leitet das Sprachenze­ntrum Süd auf dem Kasernenge­lände. In seinem Büro hängt ein Luftbild der Ellwanger Innenstadt. Die meisten Lehrgangst­eilnehmer, so Banek, fühlen sich hier rundum wohl.

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