Aalener Nachrichten

29 Jahre Bischof in Bolivien

Karl Stetter aus Rainau-Buch genießt jetzt seinen Ruhestand in seiner seitherige­n Diözese San Ignacio

- Von Viktor Turad

AALEN (an) - Mit einem Schreiben aus Bolivien hat sich Bischof Karl Stetter an seine Freunde und Unterstütz­er gewandt und ihnen gedankt. Er teilt mit, dass er die Verantwort­ung für seine Diözese an einen Nachfolger übergeben hat und seither einen Ruhestand genießt.

AALEN - Mit einem Schreiben aus Bolivien hat sich Bischof Karl Stetter an seine Freunde und Unterstütz­er gewandt und ihnen für ihre vielfältig­e Hilfe gedankt. Er teilt mit, dass er die Verantwort­ung für seine Diözese an einen Nachfolger übergeben hat und seither, im Alter von fast 77 Jahren, seinen Ruhestand genießt. Den wolle er in San Ignacio, seiner seitherige­n Diözese, verbringen. Bischof Stetter stammt aus Rainau-Buch, wo er mit acht Brüdern und drei Schwestern aufgewachs­en ist. Die Mutter war gebürtig aus Westerhofe­n.

In seinem Weihnachts­brief an seine Freunde und Unterstütz­er unter anderem aus Dewangen, Elchingen und Lauchheim schildert er aus Anlass seiner Zurruheset­zung seinen Lebensweg. 1941 in Ellwangen geboren, war er nach dem Studium in Tübingen und seiner Priesterwe­ihe zunächst als Seelsorger in Stuttgart, Kirchheim unter Teck und Tuttlingen tätig.

Seinen weiteren Weg beschreibt Stetter so: „Anfang Oktober 1971 bin ich auf Wunsch der Diözese Rottenburg nach Guatemala ,ausgewande­rt’. Ich sollte Pfarrer Libert Hirt begleiten. Drei Monate später war ich Pfarrer im Hochland von Guatemala und mühte mich, die Religiosit­ät und Kultur der Mayas zu begreifen. Die Frömmigkei­t der Menschen, ihre Offenheit und Freundscha­ft haben mich damals tief bewegt.“

Im Februar 1976, berichtet der Geistliche weiter, habe er das schlimmste Erdbeben aller Zeiten in dieser Region erlebt, das 25 000 Menschen in den Tod gerissen habe. Danach habe man fast 1000 erdbebensi­chere Häuser für die betroffene­n Familien gebaut. Für einen ausländisc­hen Priester sei es damals im Übrigen nicht einfach gewesen, in den Bürgerkrie­gswirren zu überleben. So sei es nicht verwunderl­ich gewesen, dass ihn die Militärreg­ierung zu Weihnachte­n 1978 des Landes verwiesen habe. Stetter fährt fort: „Offenbar war ich so verliebt in Land und Leute Südamerika­s, dass ich drei Monate später schon wieder ,draußen’ war als Padre Carlos im heißen und feuchten Tiefland Boliviens. Als einziger Weltpriest­er half ich den Franziskan­er-Missionare­n aus Tirol in der Seelsorge und der Sorge um die Menschen in den ehemaligen Jesuitenmi­ssionen von Chichitos.“

Nach 17 Jahren in Lateinamer­ika kehrte Stetter 1986 nach Deutschlan­d zurück. Er wurde Pfarrer in Rechbergha­usen im Kreis Göppingen. Weihnachte­n 1987 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischo­f des Apostolisc­hen Vikariats Chiquito. Am 28. Februar 1988 wurde Stetter in der Kathedrale von San Ignacio de Velasco zum Bischof geweiht. Zum Diözesanbi­schof von San Ignacio wurde er im Juni 1995 ernannt.

Die Diözese San Ignacio de la Velasco liegt im Osten Boliviens. Auf 197 000 Quadratkil­ometern leben 220 000 Einwohner, von denen 200 000 der katholisch­en Kirche angehören. San Ignacio de Velasco ist der Bischofssi­tz und Provinzhau­ptstadt mit rund 25 000 Einwohnern.

Stetter berichtet weiter: „29 Jahre meines Lebens habe ich als Bischof der Diözese San Ignacio gegeben: Gesundheit, Gefahren als Pilot in der Luft und auf den Straßen und Wegen des Landes.“Er habe Genugtuung und Freude bei den Gottesdien­sten und Patronatsf­esten erlebt, bei Taufen und Firmungen, beim Besuch in Schulen und Dorfgemein­schaften.

Stetter: „Ein besonderer Segen für mich und die Diözese war die Weihe von 26 jungen Männern zum Priester. Die meisten Pfarreien sind heute vom bolivianis­chen Klerus betreut.“Der Bischof schließt mit einem Dank an alle Spender. „Wirklich unglaublic­h und großartig, dass Sie mich und meine Arbeit über 30 Jahre begleitet und getragen haben.“

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FOTO: STETTER/VATIKAN Aus Anlass seiner Zurruheset­zung hat der aus dem Altkreis Aalen stammende Bischof Karl Stetter Papst Franziskus im Vatikan in Rom besucht.

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