Eisige Zeiten für Flugreisende
22 Tote durch Extremtemperaturen – Keine Anzeichen für Stocken des Klimawandels
Die eisige Kälte in den USA hat am Wochenende auch den Flugbetrieb der Lufthansa beeinträchtigt. Am Samstag mussten zwei Maschinen aus Frankfurt und München umkehren, weil am New Yorker Flughafen JFK (Foto: AFP) keine reguläre Abfertigung möglich war. 450 Flüge mussten am Samstag USA-weit gestrichen werden. Teile Nordamerikas leiden seit Tagen unter eisigen Temperaturen. (dpa)
WASHINGTON (dpa/AFP) - Eis und Schnee haben den Nordosten der USA fest im Griff. Seit Beginn der arktischen Kälte seien mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen, meldete der Fernsehsender CNN am Sonntag. An der Nordostküste der USA hat es seit voriger Woche heftig geschneit.
Der Kälteeinbruch in den USA brachte am Wochenende auch den Flugbetrieb der Lufthansa durcheinander. Am Samstag kehrten zwei Maschinen aus Frankfurt und München auf dem Weg nach New York wieder um, wie die Fluglinie am Sonntag mitteilte. Grund dafür sei die kurz zuvor erhaltene Mitteilung des Flughafens JFK gewesen, dass dort keine reguläre Abfertigung möglich sei. Ein dritter Flug aus Berlin-Tegel nach New York, der noch nicht gestartet war, wurde abgesagt.
Die Lufthansa teilte weiter mit, auch umliegende Flughäfen in den USA hätten vorsorglich klargemacht, dass sie wegen der außergewöhnlichen Wetterbedingungen mit Schnee und starkem Wind und der dadurch notwendigen Einschränkungen im Flugbetrieb nur planmäßige Flüge abfertigen könnten – es sei denn, es handele sich um einen Notfall.
Dies sei bei keinem der beiden Lufthansa-Flüge zum John-F.-Kennedy-Flughafen der Fall gewesen. Deshalb sei auch eine Landung in der Nähe von New York keine Option gewesen. Am Samstag wurden in den USA 450 Flüge gestrichen, mehr als 3800 hatten Verspätung.
Die Kälte in den USA brachte vergangene Woche bereits Chaos mit sich. Zehntausende Haushalte in mehreren Bundesstaaten hatten zeitweise keinen Strom. Das als „Sonnenschein-Staat“bekannte Florida hatte zum ersten Mal seit 29 Jahren signifikanten Schneefall vermeldet. Leguane sollen wegen der ungewohnt niedrigen Temperaturen erstarrt und von Bäumen gefallen sein. In Küstengebieten kam es zu Überflutungen. Aufnahmen aus der Stadt Revere in Massachusetts zeigten überflutete Autos auf einer zugefrorenen Straße. Meteorologen nennen das aktuelle Wetterphänomen einen „Bombenzyklon“. Damit beschreiben sie den plötzlichen Abfall des Luftdrucks, der zu orkanartigen Winden führt.
Forschern zufolge sind die eisigen Temperaturen in den USA keineswegs ein Zeichen für einen stockenden globalen Klimawandel. Dagegen hatte US-Präsident Donald Trump erst kürzlich wieder per Twitter die Erderwärmung in Abrede gestellt – diesmal unter Hinweis auf den bitterkalten Winter in Teilen der USA.
„Es ist zunächst wichtig, daran zu erinnern, dass sich die extreme Kälte fast ausschließlich regional auf die USA beschränkt“, betont Marlene Kretschmer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Global gesehen ist es momentan viel wärmer auf der Erde als normalerweise.“In Deutschland war es an Silvester bis zu 16,1 Grad warm.
Artkis erwärmt sich schneller
Klimaforscher registrieren immer häufiger eine Wetterlage, bei der eine hohe Luftströmung, der sogenannte Jetstream, welliger wird. Eine Ursache liege darin, dass sich die Arktis schneller erwärmt als die Tropen, was den Jetstream beeinflusse. In den USA etwa zeigt sich dann ein deutliches Muster, bei dem der Westen in einer warmen Luftströmung aus dem Süden liegt, während in die Osthälfte polare Kaltluft aus dem Norden strömt, wie Kretschmers PIK-Kollege Stefan Rahmstorf erläuterte. Die Wellen werden stationär und bewegen sich dann tagelang nicht mehr vom Fleck.
„Allgemein sind die Winter im Nordosten der USA, aber auch in Europa und im nördlichen Asien im Mittel seit etwa 1990 kälter geworden“, sagt Kretschmer. Dies stehe im starken Kontrast zum allgemeinen globalen Erwärmungstrend, insbesondere in der Arktis. Dort verstärkt etwa das zurückgehende Eis die Erwärmung, weil Eis mehr Strahlen zurückwirft als die dunkle Wasserfläche. Es gebe Hinweise darauf, dass der Rückgang des Arktischen Meereises zu den Kälteausbrüchen in den USA beigetragen hat.