Easyjet hoch, Preise runter
Tickets nach Air-Berlin-Pleite teurer – Konkurrenz macht Fliegen wieder günstiger
FRANKFURT - Der britische Billigflieger Easyjet startet seit Freitag von Berlin Tegel aus zu innerdeutschen Flügen. Damit steigt die Konkurrenz auf dem deutschen Markt für Flugreisen wieder etwas. Nach der Pleite von Air Berlin waren die Preise für Flugtickets zum Teil dramatisch gestiegen. Nun zeichnet sich Entspannung ab, so das Ergebnis einer Studie zu Flugpreisen im Januar.
Wer nach der Pleite von Air Berlin einen innerdeutschen Flug gebucht hat, musste zum Teil mit deutlich höheren Preisen rechnen. Bis zu 40 Prozent hatten sich Plätze in manchen Kategorien verteuert. Eine ungute Kombination aus verkleinertem Angebot und höherer Nachfrage trieb sie in die Höhe. Denn der Konkurrent Air Berlin war weggefallen, die Lufthansa blieb daher so ziemlich alleine auf weiter Flur. Deswegen wurde die Kranich-Airline scharf kritisiert; derzeit untersucht das Bundeskartellamt noch einen möglichen Marktmissbrauch.
Die Lufthansa wiederum wies die Vorwürfe zurück. Sie habe an ihrer Preispolitik nach der Air-BerlinPleite nichts verändert. Allerdings ist bekannt, dass bestimmte Computeralgorithmen sich im Preissystem automatisch anpassen, wenn sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ändert. Das Angebot für innerdeutsche Flüge wird ab Freitag wieder steigen. Denn dann startet zum ersten Mal der britische Billigflieger Easyjet vom Flughafen Tegel. Damit kommt wieder etwas mehr Konkurrenz in den innerdeutschen Flugmarkt.
Glücksfall für Reisende
Zu Beginn des Jahres jedenfalls scheint sich die Situation bei Preisen für innerdeutsche Flugreisen in der Tat wieder normalisiert zu haben. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Online-Verbraucherforum Mydealz durchgeführt hat. Demnach sind die Ticketpreise im Januar wieder gefallen: Im Vergleich zum Oktober sind die Preise auf 33 von 50 getesteten Mittelstreckenflügen zum Teil deutlich gesunken, und zwar auf das Niveau vor der Pleite von Air Berlin. „Der Markteintritt von Easyjet und der mit ihm wieder erstarkende Wettbewerb erweisen sich so als Glücksfall für Reisende“, heißt es in der Studie.
Auch bei Easyjet rechnet man damit, dass mehr Wettbewerb und niedrigere Tarife auf innerdeutschen Strecken die Folge sein werden. Easyjet hatte 25 Flugzeuge aus der insolventen Air Berlin aufgekauft. Und Slots, also Start- und Landerechte. Diese Rechte sind deswegen heiß begehrt unter Fluglinien, weil ihre Anzahl begrenzt ist. Aus diesem Grund übrigens hatte die Lufthansa bei der Übernahme anderer Teile von Air Berlin auf Slots unter anderem am Düsseldorfer Flughafen verzichtet; so war die Lufthansa möglichen Bedenken der EU-Wettbewerbshüter entgegengekommen.
Dass Ticketpreise für Flugreisen innerhalb des Landes fallen könnten, glaubt auch Guido Hoymann. Er ist Branchenanalyst im privaten Bankhaus Metzler. „Billigflieger wie Easyjet werden vor allem am Anfang gute Angebote machen. Und sie können das auch, weil sie geringere Kosten haben als etwa die Konkurrentin Lufthansa.“Der Start von Easyjet in Berlin sollte also eine gute Nachricht für Verbraucher sein. Die Chancen stehen gut, dass das in den kommenden Monaten so bleiben wird. Denn mit Easyjet – und demnächst vielleicht auch dem spanischen Billigflieger Vueling, wird es wieder mehr Konkurrenten geben, die das Geschehen am deutschen Flugmarkt und damit die Ticketpreise prägen.