Aalener Nachrichten

Das Aalbäumle wird saniert

Wirtin Inge Schmid-Birkhold freut’s: „Ihr“Aalbäumle wird zum Turmjubilä­um saniert.

- Von Verena Schiegl

AALEN - Es ist das Wahrzeiche­n der Stadt Aalen. Und das mittlerwei­le seit 120 Jahren: das Aalbäumle. Der erste Turm auf dem Hausberg der Kreisstadt wurde hier 1898 errichtet. Und das soll bei vielen Veranstalt­ungen in diesem Jahr gefeiert werden. Passend zum Jubiläum nimmt die Stadt Aalen auch Geld in die Hand, um das beliebte Ausflugszi­el der Aalener und Gäste von außerhalb auf Vordermann zu bringen und attraktive­r zu machen. Darüber ist auch Inge Schmid-Birkhold überglückl­ich, die seit über 20 Jahren die Vesperstub­e auf dem Langert-Berg mit viel Herzblut und Engagement betreibt.

Sonntag für Sonntag und an jedem Feiertag von Mai bis Allerheili­gen, dem letzten Tag auf dem Aalbäumle, macht sich die 50-Jährige seit mehr als zwei Jahrzehnte­n auf den Weg zu Aalens Hausberg. Während andere noch in den Betten liegen, steigt sie die 123 Stufen aufs Turmdach hoch und hisst die rot-weiße Stadtfahne als Zeichen dafür, dass das Aalbäumle bewirtet ist.

Kleine Alm verkörpert ein Stück Heimat

Seit 1997 ist Inge Schmid-Birkhold Pächterin des Aalbäumles. Niemand vorher hat das touristisc­he Aushängesc­hild der Stadt so lange betrieben. Eigentlich wollte die Aalenerin, die seit 2014 der CDU-Gemeindera­tsfraktion angehört, eine Alm bewirtscha­ften. Diesen Traum konnte sie angesichts ihrer Kinder aber nicht realisiere­n. Und so erfüllte sie sich diesen auf eine andere, händelbare Art und Weise und pachtete das Aalbäumle von der Stadt. Fortan wurde dieses ihre kleine Alm, die für sie ein Stück Heimat verkörpert. Hier groß geworden sind auch ihre vier Kinder, die noch heute bei der Bewirtung tatkräftig mithelfen. „Ich mag diesen Flecken in der Natur“, sagt Schmid-Birkhold, die froh ist, dass das Potenzial des Aalbäumles als Anziehungs­punkt und Magnet für die Besucher nun auch wieder von der Stadt Aalen wahrgenomm­en wird.

Denn diese will 180 000 Euro in die Infrastruk­tur des Ausflugszi­els investiere­n, das jedes Jahr von zahlreiche­n Familien, Schulklass­en, Wanderern und Radfahrern angepeilt wird. 120 000 Euro soll es für die Anlage als solche geben, weitere 60 000 Euro sollen aus dem Spielplatz-Etat der Stadt dazukommen, um weitere Spielgerät­e für das Aalbäumle anzuschaff­en.

Geplant sei, neben der Hütte an der bisherigen Stelle der Dixi-Klos ein Nebengebäu­de mit einem begrünten Flachdach zu erstellen, das sich vom Erscheinun­gsbild und der Lage in die Landschaft einfügen soll, sagt Inge Schmid-Birkhold. Hier sollen künftig auch Toiletten für Frauen, Männer und Menschen mit Handicap integriert werden. Geld für die sanitären Anlagen

„Die 25 Jahre will ich auf jeden Fall vollmachen“, sagt Inge Schmid-Birkhold.

in die Hand zu nehmen, sei dringend nötig gewesen. In den Dixi-Klos gab es keine Möglichkei­t, sich die Hände zu waschen, sagt Schmid-Birkhold. Und nur ein Spender mit Desinfekti­onsmittel gehe heute einfach nicht mehr.

Die Arbeiten sollen bis zum Jubiläumsw­ochenende vom 13. bis 15. Juli abgeschlos­sen sein. Schmid-Birkhold hofft, dass am Ende noch etwas Geld übrig ist, um drei Wald- oder Entspannun­gsliegen für die Besucher anzuschaff­en. Schön wäre es auch, wenn der Freisitz künftig mit einem Wetterschu­tz geschlosse­n werden könnte, damit die Gäste auch bei Regen und Sturm hier ihre Zeit genießen können.

Trotz der bevorstehe­nden baulichen Veränderun­gen nicht ändern wird sich das Konzept auf dem Aalbäumle. „Eine Winterbewi­rtschaftun­g wird es nicht geben“, sagt SchmidBirk­hold. Dafür fehle es an Sitzgelege­nheiten im Innern und auch für die Tiere und die Natur sei ein ganzjährig­er Betrieb nicht förderlich. Nicht ändern wird sich auch das Angebot mit schwäbisch­en Vesperspez­ialitäten, Gerichten aus saisonalen Produkten aus der Region und einer großen Kuchenausw­ahl.

Mit der Bewirtscha­ftung des Aalbäumles trat die Aalenerin vor 21 Jahren in die Fußstapfen vieler Wirte, die vor ihr den Aussichtsp­unkt betrieben haben. Der erste, der hier Limonade ausschenkt­e, war im Jahr 1932 Otto Moosbrugge­r, dem auch der Hof gehörte, an dessen Stelle heute das Restaurant Dionysos (ehemaliger Fensterguc­ker) seinen Standort hat. Er gab die Getränke allerdings nicht wie SchmidBirk­hold in einer Hütte aus, sondern im Innern des Turms, den der Verschöner­ungsverein Aalen mit der Stadt und spendenfre­udigen Bürgern im Jahr 1898 errichtet hatte. „Damals war der Berg noch kahl und man konnte ohne Probleme von dem damals zehn Meter hohen Turm auf Aalen herabschau­en“, sagt Schmid-Birkhold. Im Laufe der Zeit ist dieser einer moderneren Konstrukti­on gewichen, die 19 Meter hoch war. 1991 musste dieser Turm allerdings abgebroche­n werden, weil er durch die Braunfäule morsch geworden war. Der heutige Turm mit einer Höhe von 26 Metern und einer Aussichtsp­lattform, von der man über Aalen und das Welland bis zum Rosenstein und Ellwangen blicken kann, wurde 1992 errichtet. Veränderun­gen gab es in den vergangene­n Jahrzehnte­n auch, was die Hütte anbelangt. 1998 und 2002 wurde diese unter der Regie von Schmid-Birkhold mit jeweils einem Anbau erweitert.

Die Gastwirtin kann auf viele schöne Erinnerung­en auf dem Berg zurückblic­ken. Vor allem die Begegnunge­n mit besonderen Menschen seien ihr ihm Gedächtnis geblieben. Aber auch Feste mit Musik, bei denen viel gelacht wurde. Gerne denkt sie auch an die Sonnenfins­ternis im Jahr 1999 zurück, als sogar Menschen auf dem Turm übernachte­t haben, und an die Seniorenna­chmittage, die die Stadt für die Altenheim-Bewohner per Bus hierhin organisier­t hat. Leider sei diese schöne Tradition den Sparmaßnah­men zum Opfer gefallen. Davon übrig geblieben sei lediglich, dass die Zufahrt für Senioren einen Sonntag im Jahr geöffnet hat, so dass diese zum Ausflugszi­el hochfahren können. Schön wäre es für Schmid-Birkhold, wenn die Nachmittag­e für Senioren eine Wiederbele­bung erfahren würden.

Beliebtes Ausflugszi­el müsste besser vermarktet werden

Ebenso würde sie es sich wünschen, dass das Wandernetz besser ausgeschil­dert wird und auf der Plattform des Turms eingravier­t würde, was in welcher Entfernung in der jeweiligen Richtung zu sehen ist. Zudem müsste das Aalbäumle besser vermarktet werden, sagt die Aalenerin, die seit Anfang April 2016 freitags und samstags in der Talstation auch das Stadthöfle betreibt. Wie lange sie das Aalbäumle noch bewirtscha­ften wird, steht in den Sternen. „So lange ich es machen kann und es Spaß macht, werde ich meine Alm nicht aufgeben. Die 25 Jahre will ich auf jeden Fall vollmachen.“

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FOTO: PETER SCHLIPF
 ?? FOTO: PETER SCHLIPF ?? Seit über 20 Jahren betreibt Inge Schmid-Birkhold mit viel Herzblut die Vesperstub­e auf dem Aalbäumle.
FOTO: PETER SCHLIPF Seit über 20 Jahren betreibt Inge Schmid-Birkhold mit viel Herzblut die Vesperstub­e auf dem Aalbäumle.

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