Bischof Fürst gibt Philipp Jenninger das letzte Geleit
Ehemaliger Bundestagspräsident wird auf dem Schönenberg beigesetzt – Zeitlebens ein „echter Rindelbacher“geblieben
ELLWANGEN-SCHÖNENBERG (fg) Der verstorbene ehemalige Bundestagspräsident Philipp Jenninger wird am Freitag, 12. Januar, auf dem Friedhof auf dem Ellwanger Schönenberg beigesetzt. Das Requiem findet um 13.30 Uhr in der Wallfahrtskirche Schönenberg statt. Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, wird die Trauerfeier zelebrieren. Der CDU-Politiker ist in der vergangenen Woche im Alter von 85 Jahren in Stuttgart gestorben.
Auch als Politiker und Diplomat ist Philipp Jenninger seinem Heimatort Rindelbach zeitlebens verbunden geblieben. „Ich bin nicht 80, sondern 675, weil ich ein Rindelbacher bin“, sagte Jenninger, als er seinen Heimatort im Jahr 2012 aus Anlass des 675-jährigen Ortsjubiläums besuchte. 1932 geboren, wuchs Jenninger in einem katholisch geprägten Elternhaus auf. Zwei seiner Brüder fielen im Krieg. Sein Vater, ein gelernter Buchdrucker, druckte 50 Jahre lang die „Ipf- und Jagst-Zeitung“, seine Mutter kochte im Gasthaus „Weißer Ochsen“. Rindelbachs Ortsvorsteher Arnolf Hauber erinnert sich daran, dass die Mutter des Politikers im Ort auch einen kleinen Lebensmittelladen hatte, in dem Hauber auf dem Weg zur Schule gelegentlich eine Kleinigkeit einkaufte.
Franz Josef Strauß förderte den jungen Politiker
Jenninger besuchte das Ellwanger Peutinger-Gymnasium, wo ihn seine Altersgenossen unter dem Spitznamen „Fips“kannten. Nach dem Studium in Tübingen machte der promovierte Jurist in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn schnell Karriere. In den späten 60er-Jahren förderte ihn unter anderem der damalige Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß (CSU). 1969 zog der CDU-Politiker erstmals in den Bundestag ein, dessen Mitglied er bis 1990 blieb. Im Parlament vertrat er zunächst den Wahlkreis Crailsheim und später den Wahlkreis Schwäbisch Hall.
1973 wurde Jenninger parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/ CSU-Fraktion. 1982 wechselte er als Staatsminister ins Kanzleramt unter Helmut Kohl.
Nach dem Rücktritt von Rainer Barzel wurde Jenninger 1984 Präsident des Bundestages und bekleidete damit aus protokollarischer Sicht das zweithöchste Amt im Staat. In seine Amtszeit fiel unter anderem der Besuch des damaligen Präsidenten der DDR-Volkskammer, Horst Sindermann, in Bonn, der damals als Schritt zur Normalisierung der Beziehungen der beiden deutschen Staaten angesehen wurde.
1988 markierte die Gedenkrede zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht den Wendepunkt in Jenningers Laufbahn. Einige missverständliche Passagen der Ansprache führten zu Protesten, in deren Folge der CDU-Politiker von seinem Amt als Bundestagspräsident zurücktrat. 1990 schied Jenninger aus dem Bundestag aus. Ein Jahr später wurde er deutscher Botschafter in Wien. Ab 1995 bis zu seiner Pensionierung 1997 war er Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom.
Auch im Ruhestand pflegte Jenninger die Verbindung zu seinem Heimatort. Er habe stets den Kontakt mit Altersgenossen und Bekannten gepflegt, erinnert sich Ortsvorsteher Arnolf Hauber: „Er hatte für jeden ein offenes Wort.“