Erfolgsgeschichte
Die Elbphilharmonie zieht Bilanz des ersten Jahres
HAMBURG (dpa) - Die Grundsteinlegung war am 2. April 2007, eröffnet werden sollte das Konzerthaus ursprünglich 2010. Die Bauzeit betrug knapp zehn Jahre, die Kosten stiegen von 77 Millionen auf 789 Millionen Euro. Seit einem Jahr nun strahlt Hamburgs neues Wahrzeichen über dem Hafen. Die Elbphilharmonie ist schon jetzt eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Im ersten Jahr besuchten 4,5 Millionen Menschen die Plaza. Das sind mehr Besucher als auf Schloss Neuschwanstein oder in der Sixtinischen Kapelle in Rom.
Architektur
Die Botschaft „Hello World, Open!“leuchtete am Ende der spektakulären Eröffnung am 11. Januar 2017 an der Fassade – und die ganze Welt ist begeistert von Hamburgs neuem Wahrzeichen. „Ein bisschen Sydney Opera House, ein bisschen Schloss Neuschwanstein“, schwärmte die italienische Tageszeitung „La Repubblica“. Das einzige Gebäude, das noch mit der „gläsernen Welle“der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron mithalten könne, sei die Oper von Sydney, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“. Dank der Elbphilharmonie erscheint Hamburg plötzlich in den Top-Rankings der Reiseführer und wird als „Place to be“gepriesen.
Akustik
Die meisten Kritiker und Musiker stellen dem neuen Konzerthaus, für dessen Akustik der Japaner Yasuhisa Toyota verantwortlich ist, ein gutes Zeugnis aus. „Die akustischen Verhältnisse in der Elbphilharmonie sind zwar insgesamt großartig, aber je nach Repertoire bisweilen auch kompliziert“, meint der noch amtierende Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters, Thomas Hengelbrock. Fest steht, dass der Saal keine Fehler verzeiht. Wenn ein Musiker oder Sänger den Ton nicht genau trifft, dann fällt das auf. Das heißt aber auch: je besser ein Orchester, desto besser der Klang. Was man als Zuhörer unbedingt vermeiden sollte: husten oder rascheln, denn auch das ist nur allzu gut zu hören.
Karten
Nach Computerproblemen können sich alle Interessierten für die Konzerte registrieren lassen. Danach entscheidet der Computer per Zufall, ob man auch ein Ticket erhält.
Wirtschaftlicher Erfolg
Zwischen Januar und Juli 2017 erzielten die beiden Betriebsgesellschaften einen Überschuss von 900 000 Euro. Auch die Zahl der Übernachtungen ist gestiegen.
Treppen
Auf den steilen und verwinkelten Treppen kam es zu etlichen Stürzen. Das wurde nun nachgebessert mit Sichtstreifen.
Disharmonie
Bei all den Lobeshymnen auf die Elbphilharmonie gab es aber auch einige Dissonanzen. So verlief der Wechsel von Chefdirigent Thomas Hengelbrock zu seinem Nachfolger Alan Gilbert nicht reibungslos. Für die Eröffnungskonzerte wurde Hengelbrock noch gefeiert; dann teilte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) im Juni mit, dass Hengelbrock seinen Vertrag beim NDR Elbphilharmonie Orchester über 2019 hinaus nicht verlängern werde. Wenige Tage nach der Bekanntgabe präsentierte der NDR den amerikanischen Dirigenten Alan Gilbert als Nachfolger. Hengelbrock bezeichnete das Vorgehen in einem Interview als „sehr unerfreulich“und teilte mit, dass er schon 2018 aufhören werde.
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Die Elbphilharmonie sollte kein elitärer Musentempel, sondern „ein Haus für alle“werden. Bei einem Workshop in der „Instrumentenwelt“können verschiedene Instrumente ausprobiert werden. Es gibt zahlreiche Schulkonzerte, und so sind jeden Tag auch Kinder und Jugendliche in dem Konzerthaus unterwegs – und Menschen, die mit klassischer Musik bisher nicht so viel anfangen konnten. Das zeigt sich auch immer wieder, wenn einige Besucher strenge Klassikregeln brechen und zwischen den Sätzen klatschen.