Selbstverteidiger messen sich
Bopfingen ist erster Gastgeber der Europameisterschaft der International Protactics Federation
BOPFINGEN (jubl) - Dank dem Bopfinger Michael Stahl, Vorsitzender der International Protactics Federation e.V (I.P.F.), ist seine Heimatstadt am 28. April der erste Gastgeber einer Europameisterschaften im sogenannten „Protactics M.S.E“, einer speziellen Form der Selbstverteidigung. In einem Gespräch erklärt Stahl die Hintergründe.
Da viele Menschen mit dem Begriff Protactics M.S.E. vermutlich nicht so wahnsinnig viel anfangen können... Was kann oder muss man sich darunter vorstellen?
M.S.E. steht für „Modern Selfdefence Education“. Dieses Selbstverteidigungssystem wurde von mir vor bald 20 Jahren entwickelt. Dabei steht, wie der Name schon sagt, die Selbstverteidigung im Mittelpunkt. Aber es geht dabei um noch etwas mehr. Es geht um charakterliche Stärke, um den Willen und die Bereitschaft, Menschen in Not zu helfen – kurz, um Zivilcourage. Wir vermitteln unseren Schülern beim Protactics M.S.E.-Training deshalb nicht nur Verteidigungstechniken, sondern vor allem auch Respekt, Achtung und Wertschätzung den Mitmenschen gegenüber. Oft genügt schon ein Wort oder eine Geste, um eine Situation zu entschärfen. Daher liegt unser Hauptaugenmerk eigentlich in der Gewaltprävention, sprich der Vermeidung von Konflikten. Und wenn es dann doch nicht anders geht, haben wir Methoden und Wege entwickelt, einen Konflikt möglichst sanft zu beenden. Wir haben ein großes Netzwerk, bestehend aus Polizeibeamten, Psychologen, Sozialpädagogen und Sporttrainern, aufgebaut, um unsere Trainingsmethoden ständig weiterentwickeln und optimieren zu können.
Jetzt wird es ja erstmals eine Europameisterschaft in dieser Sportdisziplin geben. Und das in Bopfingen. Wie kommt die Stadt zu dieser Ehre ?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen hat der durchführende Verband, die International Protactics Federation seinen Sitz in Bopfingen. Zum anderen bin ich gemeinsam mit Polizeioberrat Gerhard Wittich Vorsitzender dieses Verbandes. Es war nicht nur mir, sondern auch den anderen Verantwortlichen, wie unserem sportlichen Leiter und meinen persönlichen Freund, Alexander Dimitrenko, eine echte Herzensangelegenheit, diese erste Europameisterschaft des Verbands in Bopfingen auszurichten.
Wie viele Teilnehmer werden zu dieser EM denn erwartet?
Wir rechnen mit 80 bis 100 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Wobei das Gros aus Deutschland kommen wird. Neben meiner Bopfinger Sportschule, in der M.S.E. gelehrt wird, gibt es in Deutschland noch 30 weitere Schulen. Wie viele es in den Nachbarländern gibt, weiß ich gar nicht genau. Aber derzeit sind wir dran, sogar Schulen in der Dominikanischen Republik, Indonesien, China und Israel aufzubauen.
Wie muss man sich diese M.S.E.Wettkämpfe bei einer EM vorstellen?
Es ist kein Kampf im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr eine Demonstration von bestimmten Techniken – und diese Demonstration erfolgt im Team. Die Teams werden dabei aus zwei Partnern bestehen, die sich den Kampfrichtern in fünf gestellten Situationen präsentieren. Unter anderem wird gezeigt, wie man einen Faustschlag abwehrt, einen Fußtritt oder auch einen Angriff mit Hieb- und Stichwaffen. Auch die Befreiung aus einem Würgegriff wird demonstriert. Dabei markiert einer der beiden Teampartner den Verteidiger und einer den Angreifer. Wichtig für die Kampfrichter ist der Realitätsbezug sowie das Auftreten des Verteidigers. Je selbstbewusster, desto besser.
Wie sehen die Erfolgsaussichten für die Bopfinger Athleten aus?
Das kann ich schlecht beurteilen. Bei der letzten Europameisterschaft, an der wir teilgenommen haben, die allerdings von einem anderen Verband ausgerichtet worden war, waren wir Bopfinger sehr erfolgreich und konnten mehrere Titel erringen. Aber das eigentliche Ziel dieser EM ist, dass man sich trifft, kennenlernt und gemeinsam eine schöne Zeit verbringt. Dieses Motto gilt übrigens auch in meiner Sportschule in Bopfingen. Sie steht allen offen, niemand wird bei mir ausgegrenzt. Erst recht nicht aufgrund eines schmalen Geldbeutels. Daher kann jeder Schüler bei mir das geben, was er kann und möchte.