Ein Biber marschiert durch Rindelbach
Wenn sie leckeres Futter suchen, laufen die Tiere auch gern ein bisschen – Keine Angst vor Verkehr
ELLWANGEN (ij) - Einen Biber, der abends um 19.30 Uhr ganz gechillt über die Straße marschiert, sieht man nicht alle Tage. Einer Leserin unserer Zeitung ist das am Dienstag passiert.
Der Biber überquerte die Kellerhausstraße vor der Jagstbrücke, setzte seinen Weg auf dem Radweg Richtung Kettenschmiede fort, um nach ein paar Metern nach links zur Jagst abzubiegen. Vom Auto hat er sich dabei nicht stören lassen. Weshalb sie ihn anfangs auch eher für einen Dachs oder eine Katze gehalten hatte.
Dass Biber keine Angst vor Autos haben, haben sie mit allen Wildtieren gemeinsam, sagt Ulrich Knitz, Kreisökologe beim Landratsamt. Der Straßenverkehr ist für sie kein Feindbild, sie erkennen ihn nicht als Gefahr. Und warum vagabundiert der Biber nachts durch Rindelbach? 90 Prozent ihrer Zeit verbringen Biber in einem zehn Meter breiten Streifen neben ihrem Gewässer, sagt Knitz. Weil ihre Reviere sehr ausgedehnt sein können, kann’s durchaus sein, dass ein Biber auch mal weitermarschiert. Zum Beispiel, wenn am Gewässerrand nur Erlen wachsen, die er nicht mag, aber 50 Meter weiter eine saftige Weide. Oder ein Maisfeld lockt. Oder im Herbst ein Apfelbaum. Dann geht er eben dorthin. Dabei ist es durchaus möglich, dass er nicht nur das Fallobst frisst, sondern den Baum fällt, um auch an die anderen Äpfel zu kommen.
Biber als reine Vegetarier fressen gerne Rinde. Warum sie an den Bäumen, die sie fällen, oft nur wenig abnagen, liegt laut Knitz daran, dass sie vor allem die junge Rinde und die jungen Triebe schätzen, an die sie sonst nicht herankommen. Sie seien auch nahrhafter. Wenn Biber Bäume fällen, dann immer so, dass sie wieder ausschlagen. Danach fällt mehr Licht auf den Boden, junge Triebe schlagen aus und auch der nachwachsende Baum bietet wieder neues Futter. „Biber räumen ihre Nahrungsgrundlage nie leer.“Das funktioniert im Wald, aber nicht im heimischen Garten. Da freut sich keiner, wenn der gehegte und gepflegte Baum auf einmal angenagt wird. Da hilft dann nur ein Schutzgitter.