Schüler sagen Nein zu Fremdenfeindlichkeit
Nationaler Auschwitz-Gedenktag in der Buchenbergschule
ELLWANGEN - Ein klares Nein zu Fremdenfeindlichkeit und Hass gegenüber Andersgläubigen und Menschen anderer Hautfarbe haben am Freitag die Neunt- und Zehntklässler der Buchenbergschule gesagt. Die Gemeinschaftsschule richtete in diesem Jahr die Feierstunde zum Nationalen Gedenktag aus Anlass der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee aus. Die würdevolle Veranstaltung in der Mehrzweckhalle der Buchenbergschule diente der Erinnerung an alle Opfer des Nationalsozialismus und stand unter dem Thema „Gedenken – Nachdenken“.
In Beiträgen in Wort und Bild gingen die schwarz gekleideten Schüler auf den Holocaust, die unmenschliche Selektion an der Rampe von Auschwitz und die grausame Ermordung von mehr als einer Million Juden allein in den Gaskammern des NS-Vernichtungslagers ein. Anhand von Augenzeugenberichten thematisierten sie auch die schrecklichen Szenen des Hessentaler Todesmarsches, der im April 1945 auch durch Ellwangen führte und infolge des brutalen Vorgehens von SS-Männern 170 Tote forderte. Viele davon wurden erschlagen und erschossen.
„Nach dem Holocaust in Deutschland hat man gedacht: nie wieder! So etwas wird nie wieder passieren! Aber in Ruanda ist es wieder passiert“, berichteten die Schüler und schilderten den Völkermord an der Tutsi-Minderheit im Jahr 1994 durch die Hutus in dem ostafrikanischen Land mit schätzungsweise einer Million Toten. Thema war auch das Massaker durch Serben an mehr als 7000 bosnischen Muslimen, fast ausschließlich Männer und Jungen, 1995 in Srebrenica. Das Massaker gilt als das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. „Hass gehört nicht zum Menschen. Hass ist anerzogen“, zitierten die Schüler den niederländischen UN-Soldaten Boudewijn Kok. Ihr eindringlicher Aufruf war: „Ja zu Menschenwürde, Mitmenschlichkeit, Menschenrechten und Solidarität.“
„Importierter“Judenhass
„Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“, zitierte Oberbürgermeister Karl Hilsenbek den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Der OB dankte den Schulen für die Ausrichtung der Gedenkfeier, die nunmehr zum 22. Mal in Folge stattfand. Hilsenbek kritisierte die Nazi-Schmiereien am Kunstprojekt der Buchenbergschule im vergangenen Jahr an der Fußgängerunterführung an der HermannWeller-Straße. Er trat für ein friedliches Miteinander, für gegenseitigen Respekt, Vielfalt und Toleranz ein und wandte sich gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.
Der Rektor der Buchenbergschule, Anton Bosanis, erinnerte an die Opfer der Gräueltaten unter dem Nazi-Regime, kritisierte aber auch die rassistische, ethnische und religiöse Verfolgung und Unterdrückung von Menschen weltweit, so etwa von Jesiden und Christen im Nahen Osten, und sprach von einem weltweit zunehmenden Antisemitismus und von einem „importierten“Judenhass. „Du Jude!“sei wieder ein Schimpfwort, das auf deutschen Schulhöfen zu hören sei.
Der Sekundarstufenchor der Buchenbergschule gestaltete die Feierstunde mit Liedern wie „Imagine“, und „Die Gedanken sind frei“musikalisch. Unter den Gästen der Veranstaltung waren auch Schüler der Mädchenschule Sankt Gertrudis und der Konrad-Biesalski-Schule Wört. Schüler und Lehrer der Buchenbergschule hatten mit Stellwänden eine kleine Ausstellung zu den von den Schülern vorgetragenen Themen zusammengestellt. Dabei wurde auch auf das Leben von Erich Levi eingegangen. Der 1920 geborene Levi war der letzte jüdische Schüler am Peutinger-Gymnasium.