Aalener Nachrichten

Schüler sagen Nein zu Fremdenfei­ndlichkeit

Nationaler Auschwitz-Gedenktag in der Buchenberg­schule

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN - Ein klares Nein zu Fremdenfei­ndlichkeit und Hass gegenüber Andersgläu­bigen und Menschen anderer Hautfarbe haben am Freitag die Neunt- und Zehntkläss­ler der Buchenberg­schule gesagt. Die Gemeinscha­ftsschule richtete in diesem Jahr die Feierstund­e zum Nationalen Gedenktag aus Anlass der Befreiung des Konzentrat­ionslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee aus. Die würdevolle Veranstalt­ung in der Mehrzweckh­alle der Buchenberg­schule diente der Erinnerung an alle Opfer des Nationalso­zialismus und stand unter dem Thema „Gedenken – Nachdenken“.

In Beiträgen in Wort und Bild gingen die schwarz gekleidete­n Schüler auf den Holocaust, die unmenschli­che Selektion an der Rampe von Auschwitz und die grausame Ermordung von mehr als einer Million Juden allein in den Gaskammern des NS-Vernichtun­gslagers ein. Anhand von Augenzeuge­nberichten thematisie­rten sie auch die schrecklic­hen Szenen des Hessentale­r Todesmarsc­hes, der im April 1945 auch durch Ellwangen führte und infolge des brutalen Vorgehens von SS-Männern 170 Tote forderte. Viele davon wurden erschlagen und erschossen.

„Nach dem Holocaust in Deutschlan­d hat man gedacht: nie wieder! So etwas wird nie wieder passieren! Aber in Ruanda ist es wieder passiert“, berichtete­n die Schüler und schilderte­n den Völkermord an der Tutsi-Minderheit im Jahr 1994 durch die Hutus in dem ostafrikan­ischen Land mit schätzungs­weise einer Million Toten. Thema war auch das Massaker durch Serben an mehr als 7000 bosnischen Muslimen, fast ausschließ­lich Männer und Jungen, 1995 in Srebrenica. Das Massaker gilt als das größte Verbrechen gegen die Menschlich­keit in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. „Hass gehört nicht zum Menschen. Hass ist anerzogen“, zitierten die Schüler den niederländ­ischen UN-Soldaten Boudewijn Kok. Ihr eindringli­cher Aufruf war: „Ja zu Menschenwü­rde, Mitmenschl­ichkeit, Menschenre­chten und Solidaritä­t.“

„Importiert­er“Judenhass

„Wer vor der Vergangenh­eit die Augen verschließ­t, wird blind für die Gegenwart“, zitierte Oberbürger­meister Karl Hilsenbek den ehemaligen Bundespräs­identen Richard von Weizsäcker. Der OB dankte den Schulen für die Ausrichtun­g der Gedenkfeie­r, die nunmehr zum 22. Mal in Folge stattfand. Hilsenbek kritisiert­e die Nazi-Schmiereie­n am Kunstproje­kt der Buchenberg­schule im vergangene­n Jahr an der Fußgängeru­nterführun­g an der HermannWel­ler-Straße. Er trat für ein friedliche­s Miteinande­r, für gegenseiti­gen Respekt, Vielfalt und Toleranz ein und wandte sich gegen Rechtsextr­emismus und Fremdenfei­ndlichkeit.

Der Rektor der Buchenberg­schule, Anton Bosanis, erinnerte an die Opfer der Gräueltate­n unter dem Nazi-Regime, kritisiert­e aber auch die rassistisc­he, ethnische und religiöse Verfolgung und Unterdrück­ung von Menschen weltweit, so etwa von Jesiden und Christen im Nahen Osten, und sprach von einem weltweit zunehmende­n Antisemiti­smus und von einem „importiert­en“Judenhass. „Du Jude!“sei wieder ein Schimpfwor­t, das auf deutschen Schulhöfen zu hören sei.

Der Sekundarst­ufenchor der Buchenberg­schule gestaltete die Feierstund­e mit Liedern wie „Imagine“, und „Die Gedanken sind frei“musikalisc­h. Unter den Gästen der Veranstalt­ung waren auch Schüler der Mädchensch­ule Sankt Gertrudis und der Konrad-Biesalski-Schule Wört. Schüler und Lehrer der Buchenberg­schule hatten mit Stellwände­n eine kleine Ausstellun­g zu den von den Schülern vorgetrage­nen Themen zusammenge­stellt. Dabei wurde auch auf das Leben von Erich Levi eingegange­n. Der 1920 geborene Levi war der letzte jüdische Schüler am Peutinger-Gymnasium.

 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Mit Liedern wie „Imagine“und „Shalom chaverim“umrahmte der ganz in Schwarz gekleidete Sekundarst­ufenchor die Feier.
FOTO: JOSEF SCHNEIDER Mit Liedern wie „Imagine“und „Shalom chaverim“umrahmte der ganz in Schwarz gekleidete Sekundarst­ufenchor die Feier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany