Kontroverse um mögliche Konzessionen des Papstes an China
Papst Franziskus hat mit seinen Bemühungen, auf die kommunistische Führung in China zuzugehen, um die Spaltung in eine Staats- und eine Untergrundkirche zu überwinden, eine Kontroverse ausgelöst. Berichte über seine Pläne, Bischöfe der „patriotischen Christen“Chinas anzuerkennen, die den Papst nicht als Autorität akzeptieren, stießen auf Warnungen vor einem „Ausverkauf“der Katholiken der chinesischen Untergrundkirche.
Rund 13 Millionen von etwa 1,3 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China sind Katholiken; die Behörden verzeichnen jedoch lediglich sechs Millionen. Als Minderheit haben die Katholiken mit rund 100 Diözesen dennoch landesweit funktionierende Kirchenstrukturen. Eine Besonderheit des chinesischen Katholizismus ist die Teilung in zwei Gruppierungen: Die „patriotischen Christen“können seit 1957 beziehungsweise wieder seit Ende der chinesischen „Kulturrevolution“(19661976) mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Nach ihrer Machtübernahme hatten die Kommunisten 1949 die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan abgebrochen.
In den Untergrund geflüchtet
Priester und Ordensschwestern, die dieser Staatskirche nicht beitreten wollten, wurden inhaftiert, geschlagen und manche umgebracht. Wer dem Papst die Treue hielt, musste in den Untergrund flüchten. Die „Untergrund-Katholiken“erhalten keinerlei Erlaubnis zum Bau von Kirchen. Es kommt regelmäßig zu staatlichen Sanktionen. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hatte sich 2007 mit einem Brief an die chinesischen Katholiken gewandt, in dem er aber auch auf die Regierung zuging. Unter Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping wurde die Kontrolle aber noch verschärft.
Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“will Papst Franziskus in einem Zugeständnis an die Führung in Peking sieben Bischöfe der Staatskirche anerkennen. Dafür wolle der Papst deren Exkommunizierung zurücknehmen. Im Gegenzug wolle Peking dem Papst ein Vetorecht bei der Auswahl der Kandidaten für Bischofsposten der Staatskirche einräumen. Die sieben Bischöfe waren mit dem Ausschluss aus der Kirche bestraft worden, weil sie gegen den Willen des Papstes ihre Ernennungen durch die Staatskirche angenommen hatten.
Die diplomatischen Beziehungen des Vatikans zu Taiwan, das die Kommunisten nur als abtrünnige Provinz ansehen, gelten nicht als Hindernis für eine Annäherung. Um formelle Beziehungen zu Peking aufnehmen zu können, müsste der Vatikan das Verhältnis zu Taipeh aufgeben, wozu der Papst laut Beobachtern bereit wäre.
Aus Vatikankreisen hieß es, ein Papier zur Einigung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China könne bereits „in wenigen Monaten“unterzeichnet werden. Viele Fragen sind aber noch ungelöst. So ist auch unklar, was aus den mehr als 30 Bischöfen der Untergrundkirche wird, die von Rom, aber nicht von Peking anerkannt sind.
In der Praxis ist die scharfe Grenzziehung zwischen den beiden Gruppierungen allmählich verschwommen. Bis auf wenige Ausnahmen waren bis zu einer unerlaubten Bischofsweihe im November 2010 auch die meisten patriotischen Bischöfe vom Vatikan anerkannt. Allerdings setzte Peking zuletzt wieder Bischofsweihen ohne Zustimmung des Vatikan an, was Beobachter als ernsthafte Gefährdung des Erreichten werteten. (dpa/KNA)