Der erste Haarschnitt seit über einem Jahr
Auch das ist Vesperkirche: Den Gratis-Friseursalon gibt es nun zum zweiten Mal
AALEN-WASSERALFINGEN (lem) Für die ältere Dame ist es der erste Friseurbesuch seit über einem Jahr. Ihr fehlte einfach das Geld, um sich wieder mal schick machen zu lassen. Nun lächelt sie glücklich, gestylt und geföhnt in den Spiegel im Magda-Eckle. Dort verwandelte sich zur Wasseralfinger Vesperkirche wieder ein Zimmer im ehemaligen Pfarrhaus in einen Friseursalon. Und dieses Gratis-Angebot wird gerne angenommen.
Fünf angehende Friseurinnen im dritten Ausbildungsjahr an der Technischen Schule Aalen schneiden, trimmen, föhnen. Eigentlich wären es noch mehr, aber einige hat die Grippe erwischt. Im vergangenen Jahr war dieses Projekt gestartet, weil es ein großer Erfolg war und bei den Auszubildenden so gut ankam, erzählt Lehrerin Elke ReifSorg. Zum einen bekämen die Schülerinnen hier Übung im Haareschneiden, zum anderen einen Kontakt zu Menschen außerhalb eines Friseursalons und ihnen mache es einfach Spaß, andere Menschen glücklich zu machen: „Die sind dann auch sehr dankbar und freuen sich.“Offenbar verstehen die Jung-Friseurinnen ihr Handwerk. Beschwert hat sich noch niemand, ganz im Gegenteil. Eine gerade gestylte Frau guckt sehr zufrieden in den Spiegel, nachdem mit Haarwachs der letzte Schliff an die neue Frisur gelegt wird. „Ich will genau die gleiche Frisur“, ruft eine andere vom Warte-stuhl aus. Ein Mann aus Wasseral-fingen und häufig in der Vesperkir-che flachst: „Noch ein halber Meter muss runter.“Er hat sich für einen ziemlich kurzen Schnitt entschieden und lacht „Das muss doch für ein Jahr reichen.“„Danke und tschüss, Katja“, ruft er beim Gehen der Schülerin zu. Nadine Müller aus Abtsgmünd hatte vorher noch nichts von diesem Vesperkirchen-Service gehört, es gefällt ihr hier gut: „Die Leute hier freuen sich mehr als die Kunden in einem Salon, in dem sie für den Schnitt etwas zahlen müssen.“
Zum ersten Mal dabei ist auch Elisa Ciccetti, es gefällt ihr gut hier. Sie hatte sich solch eine ähnliche kostenlose Haarschneide-Aktion zuvor auf Video angeschaut. „Ein bisschen aufgeregt“war Annika Gombold, es gab schon eine gewisse Hemmschwelle. Aber „hier sind alle ganz nett“, sagt sie – und mit den Haarschnitten von ihr und ihren Kolleginnen seien auch alle sehr zufrieden gewesen.