Lockruf des Landes für Gymnasiallehrer
Kultusministerium bietet Verbeamtung an
STUTTGART (lsw) - Pädagogen, die nach ihrer Ausbildung zum Gymnasiallehrer an eine Grundschule gehen, sollen eine Einstellungszusage als verbeamtete Gymnasiallehrer erhalten. „So etwas gab es noch nie“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Freitag in Stuttgart. Das Angebot gelte im Schuljahr 2018/19, für das gut 500 Stellen an Grundschulen fehlen.
STUTTGART (lsw) - Das Kultusministerium geht einen neuen Weg, um fehlende Grundschullehrer zu gewinnen. Pädagogen, die nach ihrer Ausbildung zum Gymnasiallehrer an eine Grundschule gehen, sollen eine Einstellungszusage als verbeamtete Gymnasiallehrer erhalten, wie Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Freitag in Stuttgart mitteilte. „So etwas gab es noch gar nie.“Das Angebot gelte für die Einstellungen im Schuljahr 2018/19, für das eine Lücke von 500 Stellen an Grundschulen absehbar sei. Die Zusage werde in der Zeit nach dem aktuellen Lehrermangel an dieser Schulart eingelöst.
Die durch eine Pensionierungswelle verursachte Durststrecke werde im Jahr 2021 vorüber sein, erläuterte Eisenmann. Im laufenden Schuljahr hatten nur 30 Gymnasiallehrer das Angebot angenommen, in der ersten bis vierten Klasse zu arbeiten. „Das hat mich überrascht, weil die Alternative ist, keinen Job zu haben“, sagte Eisenmann. Sie hatten allerdings nur verbesserte Chancen bei der Bewerbung auf eine Stelle an einem Gymnasium in Aussicht gestellt bekommen – aber keine verbindliche Zusage.
In der aktuellen Notlage werde der Versuch begrüßt, indem man weitere Anreize für fachlich und pädagogisch vorgebildetes Personal wie Gymnasiallehrkräfte setze, teilte der Landeschef vom Verband Bildung und Erziehung, Gerhard Brand, mit. Die Botschaft an die Landespolitik sei eindeutig. Notwendig sei die gleiche Eingangsbesoldung für alle Lehrkräfte. Die GEW sprach von einer Notlösung. Notwendig sei eine langfristige Bedarfsplanung. Kritisiert wurde die verkürzte Qualifizierungsphase.
Der Einstieg in die Lehre an der Grundschule soll durch eine auf ein Jahr halbierte berufsbegleitende Zusatzqualifikation erleichtert werden. Nach Abschluss dieser Weiterbildung können die Lehrer ins Beamtenverhältnis auf Probe übernommen werden. Überdies lockert das Ministerium auch die Kriterien für die Interessenten: Bislang mussten Lehrkräfte zwei Fächer aus dem Fächerkanon der Grundschule abdecken. Künftig werden auch Pädagogen zugelassen, die lediglich ein grundschulaffines Fach mitbringen. Auch Lehrkräfte, die mindestens einen Vertretungsvertrag an einer Grundschule erfüllt haben, können sich bewerben. Die oppositionelle SPD kritisierte, dass die Kultusministerin jeglichen Qualitätsanspruch über Bord schmeiße.
Im Südwesten waren 2016/17 an den öffentlichen und privaten Grund-, Haupt- und Werkrealschulen 25 476 Lehrerstellen besetzt. Im Schuljahr zuvor waren es 27 000 und 2014/15 knapp 27 900 Stellen.