Althaus erfüllt sich „Kindheitstraum“
PYEONGCHANG (SID) - Als Katharina Althaus im Schneetreiben von Pyeongchang ihr silbernes Glanzstück vollendet hatte, gehörte Goldjunge Andreas Wellinger zu den ersten Gratulanten. Die SkisprungÜberfliegerin aus Oberstdorf hatte für ihren zwei Köpfe größeren Teamkollegen gleich eine launige Kampfansage auf Lager: „Ihr habt bis fünf Uhr gefeiert?“, fragte Althaus lachend, „das schaffen wir locker.“
Grund zum Feiern hatte die 21Jährige reichlich: Mit Platz zwei in der olympischen Entscheidung von der Normalschanze setzte Althaus die deutsche Schanzenparty in Südkorea eindrucksvoll fort. 48 Stunden nach Wellingers Coup verhinderte nur die überragende Norwegerin Maren Lundby, dass Senkrechtstarterin Althaus die Nachfolge von Carina Vogt als Olympiasiegerin antrat. Vogt blieb als Fünfte vier Jahre nach ihrem Sotschi-Gold diesmal ohne Medaille, freute sich aber herzlich mit der völlig überwältigten Althaus.
Gefeiert wird bayerisch: mit Bier
„Das Gefühl war mega“, sagte das nur 1,57 m große Sprungwunder, das alle im Team als „Sonnenschein“bezeichnen. „Als ich die Anzeigentafel gesehen habe, wusste ich, dass ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist. Jetzt wird gefeiert wie in Bayern – also gescheit. Mit Bier.“
Wehmut über die verpasste Goldchance gab es bei ihr nicht, schließlich trennten sie nach zwei starken Sprüngen sechs Meter von Lundby. Althaus, die deutsche Zukunft? „Mit 21 Jahren Silber bei Olympia, das ist ja auch nicht schlecht“, sagte Vogt: „Da wird noch was kommen.“Bronze ging an die Japanerin Sara Takanashi.
Althaus behielt im entscheidenden Sprung die Nerven und übernahm die Nummer 1. Doch Lundby, die bei der WM 2017 in Führung liegend noch eingebrochen und nur Vierte geworden war, konterte eiskalt. „Das war heute ein Spiegelbild der gesamten Saison. Vom gesamten Podest. Lundby ist eine absolut verdiente Olympiasiegerin“, sagte Horst Hüttel, der Sportliche Leiter beim Deutschen Skiverband. Lundby hat im Weltcup bisher sieben der zehn Saisonspringen gewonnen, Althaus stand bei jedem ihrer acht Starts auf dem Podest.