Der pupsende Passagier
Von Martin Luther sind etliche Zitate überliefert, die sich um Essen und Genuss drehen, etwa folgendes: „Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?“Luther glaubte offenbar wie einige VW-Ingenieure, man müsse sich seiner Umwelt via Abgasen mitteilen. Im Gegensatz zum Protestantismus setzte sich seine Idee jedoch nicht durch, Gott sei Dank, finden Luther-Kritiker. Tatsächlich werden menschliche Abgase ambivalent betrachtet: Während man einem Baby nicht nur verzeiht, sondern es ausdrücklich lobt und ihm quasi Olym- piagold dafür verleiht, wenn es ein Bäuerle macht oder pupst (weil dann auch meist das Schreien aufhört), werden pupsende Erwachsene meist sozial geächtet. So erging es zumindest einem Mann, der sich auf dem Transavia-Flug am 11. Februar von Dubai nach Amsterdam erlaubte, seinen Flatulenzen freien Lauf zu lassen. Zwei jungen Sitznachbarn aus Holland, womög- lich von Tulpendüften verwöhnt, stießen seine Gerüche übel auf, sie beschwerten sich lautstark bei ihm. Als aber sie und nicht etwa der Furzer vom Flugbegleiter ermahnt wurden, eskalierte der Streit, schließlich entschied sich der Pilot für eine Zwischenlandung in Wien. Dort wurden die Männer und zwei Studentinnen, die ebenfalls gemeutert hatten, von der Polizei abgeführt, der pupsende Passagier durfte weiter mitfliegen. Es war ein wenig wie früher, als in der letzten Reihe noch geraucht werden durfte.
Die Frauen wollen die Airline nun verklagen. Ob Transavia eine Teilschuld hat, weil sie Bohnen als Bordmahlzeit anbot, wissen wir nicht. In jedem Fall wäre es hilfreich, Flugbegleiter würden künftig vor dem Abheben auch den Gebrauch von Gasmasken demonstrieren. (zak)