Kita-Plätze weiterhin dringend gesucht
Stadt Aalen hofft jetzt auf 167 zusätzliche Plätze bis zu diesem Herbst.
Bürgermeister Karl-Heinz Ehrmann auf die Frage, was die Stadt bei einer Klage auf einen Kita-Platz tun würde. „Wir könnten es nicht verhindern.“
AALEN - Die Versorgungslage ist, wie auch die Stadtverwaltung einräumt, alles andere als zufriedenstellend: Ende Januar sind 300 Kinder in Aalen auf der Warteliste für einen Kita-Platz gestanden. Im Kultur-, Bildungsund Finanzausschuss des Gemeinderats hat OB Thilo Rentschler am Mittwoch allerdings gewisse Hoffnungen gemacht: Nach aktuellem Stand könnten es 176 neue Plätze sein, die in Aalen bis zum Beginn des Kindergartenjahres 2018/2019 zusätzlich entstehen könnten.
Auslöser für den ganzen Tagesordnungspunkt waren zwei Fraktionsanträge bei den Haushaltsplanberatungen im vergangenen Herbst: Die CDU wollte wissen, wie sich die zentrale Vergabe der Kindergartenplätze entwickelt habe, die SPD, wie viele Kinder tatsächlich den von den Eltern gewünschten Platz bekommen.
Im Herbst 2016 war die zentrale Vormerkung für einen Kindergartenplatz in Aalen eingeführt worden. Ein Kritikpunkt an der dabei verwendeten Software war unter anderem die fehlende Möglichkeit, mehr als drei Wunschplätze und die gewünschten Betreuungszeiten eingeben zu können. Seit 1. Februar diesen Jahres verwendet die Stadt die Softwar „Little Bird“, die einen Großteil der Kritikpunkte habe ausgleichen können, wie Bürgermeister KarlHeinz Ehrmann sagte und die Stadt damit jetzt auf einem guten Weg sah. Allein in den ersten vier Tagen nach Einführung der neuen Software wurden 120 Eltern im Amt für Soziales, Jugend und Familie der Stadt persönlich beraten, 630 Eltern haben ihre Vormerkungen online selbst getätigt.
70 Prozent mit Wunschplatz
Wie viele Eltern ihren „Wunschplatz“bislang tatsächlich bekommen haben, diese Quote könne technisch nicht ermittelt werden, sagte Ehrmann. Ging aber nach den Erfahrungswerten im Rathaus von einem Anteil von 70 Prozent der Eltern aus, die ihr Kind in die eine oder andere gewünschte Einrichtung bringen könnten. Für die restlichen 30 Prozent versuche man über „persönliches Platzmanagement“, einen möglichst geeigneten Platz zu finden. Eine Unzufriedenheit mit der zentralen Platzvergabe, so zog Ehrmann ein Fazit, entstehe vor allem aus der unbefriedigenden Versorgungslage insgesamt heraus. Also durch nicht vorhandene und damit auch nicht zu vergebende Plätze.
Am 15. März nun beginnt die Platzvergabe für das Kindergartenjahr 2018/2019, eben auch auf der Basis von 300 Kindern auf der Warteliste. Die GrünenFraktion im Gemeinderat hat deshalb am Mittwoch einen Antrag auf ein Sofortprogramm zur Schaffung von Kita-Plätzen gestellt.
Grüne: Stadt soll alleine zahlen
Kernforderung darin, die Stadträtin Doris Klein formulierte: eine Untersuchung aller bestehenden Kitas in Aalen mit dem Ziel, durch andere Raumnutzung, durch Um- oder Anbauten zusätzliche Plätze zu gewinnen. Bei der Finanzierung solle die Stadt, auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt, die Regelung eines lediglich 70-prozentigen Investitionszuschusses an den jeweiligen KitaTräger aufgeben und die Kosten für die Maßnahmen komplett alleine übernehmen.
Was unter anderem Widerspruch bei OB Rentschler regte. Mit einem solchen Vorgehen, so meinte er, würden sich alle anderen Träger, die sich bis jetzt auf die 70-30-Prozent-Regel eingelassen hätten, „veräppelt“fühlen. Und am Ende „würden wir diese 100 Prozent nie wieder wegbekommen“. Er werde den Antrag deshalb möglichst sofort auf die Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung bringen, um hier keinerlei, wie er sagte, Vakuum entstehen zu lassen. „Wir brauchen schnell Klarheit, aber überlegen Sie sich, ob Sie sich darauf einlassen wollen“, schrieb er den Ausschussmitgliedern ins Stammbuch.
Im Übrigen versuchte Rentschler klar zu machen, dass der akute Mangel an Kita-Plätzen kein Aalener Versäumnis sei, sondern dass „alle prosperierenden Städte“derzeit mit diesem Problem zu kämpfen hätten. Unter anderem deshalb, wie Ehrmann ergänzte, weil noch vor wenigen Jahren das Statistische Landesamt völlig andere Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung und die zu erwartende Kinderzahl abgegeben habe.
Eltern zu sensibel für Klagen?
An Vorschlägen aus dem Ausschuss, wie dem Mangel nicht nur an Plätzen, sondern auch an Personal nun zu begegnen sei, mangelte es nicht. Albrecht Schmid (SPD) etwa regte an, wieder über die verstärkte Ausbildung von Kinderpflegerinnen nachzudenken. Mittelfristig werde es hierfür wieder Bedarf geben. Die vielleicht wichtigste Frage stellte Bernhard Ritter (Freie Wähler): Wie würde die Stadt denn reagieren, wenn Eltern versuchten, ihren Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz einzuklagen? Die Eltern in Aalen, so schätzte es Rentschler ein, seien bislang sensibel genug gewesen, den Klageweg nicht zu beschreiten. Den er im Übrigen auch für den falschen Weg halten würde. Ehrmann wurde deutlicher: „Wir könnten es nicht verhindern.“Allerdings wäre in einem solchen Falle rein formell nicht die Stadt Aalen die Beklagte, sondern der Ostalbkreis als Träger der Jugendhilfe.
Rentschler berichtete schließlich von Gesprächen mit dem Institut Sankt Loreto und mit der Justus-vonLiebig-Schule. Beide wären bereit, ihre Ausbildungskapazitäten für Erzieherinnen zu erhöhen, um das Personal für die dringend benötigten zusätzlichen Kita-Plätze aufzubauen. „Aber wir brauchen die jungen Leute dazu“, so der OB.