Aalener Nachrichten

Respekt vor gepanzerte­n Schwimmern

Erste Besucher der Ausstellun­g „Unter Krokodilen“sind angetan von 150 Exponaten

- Von Markus Lehmann

AALEN-WASSERALFI­NGEN - In der Museumsgal­erie im Wasseralfi­nger Bürgerhaus ist die Ausstellun­g „Unter Krokodilen - in der Kunst und im Alltag!“eröffnet worden.

Nicht das Feuer war das Alpha. „Am Anfang war das Krokodil“, zitiert Kurator Joachim Wagenblast den Jesuitenpf­arrer Conrad Zander in Australien. Denn der kluge Mann habe erkannt, dass so etwa 60 000 Jahre vor den ersten Menschen diese Panzerechs­en schon seit locker 50 Millionen Jahren auf diesem Planeten lebten.

Gefürchtet­e und vergöttert­e Großreptil­ien

Natürlich dreht sich auch bei der Eröffnung dieser ungewöhnli­chen Ausstellun­g alles um diese gefürchtet­en wie vergöttert­en Großreptil­ien. Inklusive der archaisch anmutenden Didgeridoo-Klänge, einem Krokodilmä­rchen und einer ganz persönlich­en Reiseanekd­ote – Wasseralfi­ngens Ortsvorste­herin Andrea Hatam ist so einem Tier mal viel näher gekommen wie sie wollte.

Im Plock-Saal war kein Platz für die Eröffnung dieser Schau mit rund 150 Exponaten aus 2000 Jahren. Zum einen „lauert“dort ein vier Meter langes Nilkrokodi­l, das tatsächlic­h einige Badende und Unvorsicht­ige zwischen die Zähne bekam. Zum anderen war da einfach kein Platz für die vielen ersten Besucher dieser ungewöhnli­chen und in dieser Art singulären Ausstellun­g. Also startet im Bürgersaal das Programm, in dem zunächst Marie-Louise Ilg das von der Elfenbeink­üste stammende Märchen „Das Krokodil und die Königsfisc­her“erzählte und das mit den eindrückli­chen Tönen aus dem Didgeridoo von Olaf Gersbacher endete.

Dazwischen warf Wagenblast einen knackigen Blick aufs Thema, mit vielen Facetten, und auch um das Verhältnis Mensch-Krokodil geht es. Warum wird diese „Bestie“so verniedlic­ht, zum Maskottche­n („VfBFritzle“) gemacht und dann wieder als verabscheu­ungswürdig­es Untier gescholten? Der Kurator wirft die Schizophre­nie der Menschheit auf: Mit Begeisteru­ng Tierfilm gucken, aber mit einem Achselzuck­en die Umwelt den Bach runtergehe­n lassen. Auch die Auszüge aus einer Reportage von Conrad Zander mit Zitaten eines Buschmanne­s nach einer Australien­reise haben’s in sich: „Von der Schnauze bis zum Schwanz strahlt dieses Tier nichts anderes aus als unverhüllt­e Mordlust. Ganz anders als der Mensch. Der strahlt Nächstenli­ebe aus. Und massakrier­t zu gleicher Zeit die ganze Welt.“

Die ersten Besucher von „Unter Krokodilen“sind begeistert von dieser ungewöhnli­chen, kundig und kreativ gestaltete­n Sammlung. Auch Ortsvorste­herin Hatam. Als sie vor Wochen diese Ausstellun­g ankündigte, wurde sie immer wieder angesproch­en. Ob das „euer Ernst“sei. Ja, sagt Hatam, „es ist unser Ernst und wir sind stolz darauf, Ihnen etwas Einmaliges zu präsentier­en.“

Sie selbst hatte einmal eine Begegnung mit einem solchen Tier, auf einem See in Äthiopien. Es knallte gegen das Boot, schnappte zu und verfehlte sie um Haaresbrei­te. Nie werde sie diesen durchdring­enden Blick und diese Augen vergessen. So ein Erlebnis tue der Faszinatio­n diesen Tieren gegenüber aber keinen Abbruch – habe aber den Respekt „ungemein erhöht“. Dis Ausstellun­g ist bis zum 7.

Oktober Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen jeweils von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbaru­ng zu besichtige­n. Führungen von Gruppen jederzeit möglich, auch zusätzlich auf dem SiegerKöde­r-Weg. Anmeldunge­n: rathaus.wasseralfi­ngen@aalen.de.

Infos: www.museum-aalen.de

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FOTO: MARKUS LEHMANN Krokodile in allen Facetten. Hier zum Beispiel Andreas Welzenbach mit dem Exponat „Verfüttern“aus seiner Serie „hinrichten“.

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