Null-Grad-Zone und Smarthome-Verbindung
Kühlschränke können heute nicht nur einfach kühlen – Experten erklären die Extras und wann sie sinnvoll sind
BONN (dpa) - Neue Kühlschränke können viel mehr als nur einfach Lebensmittel kalt halten. Neue Funktionen versprechen dem Käufer mehr Komfort und Frische. Doch was steckt hinter Bezeichnungen wie Kaltzone oder Null-Grad-Zone? Braucht man unbedingt ein Gerät mit dynamischer Kühlung? Muss der Kühlschrank mit dem Internet verbunden sein? Oder sind das nur teure Spielereien?
Zunächst: Auch ohne all das kühlen Kühlschränke noch. Und frischer lassen sich Lebensmittel halten, wenn für jedes Produkt der dafür vorgesehene richtige Platz gewählt wird. „Der kälteste Bereich ist unten über der Glasplatte des Gemüsefachs“, erklärt Sarah Hermges, Sprecherin der Initiative „Zu gut für die Tonne“des Bundeszentrums für Ernährung in Bonn. „Hier müssen empfindliche Waren wie frisches Fleisch oder Wurst einsortiert werden. Nach oben wird es immer wärmer.“
Und all die beworbenen Zusatzfeatures?
Kaltzone: „Die Null-Grad-Zone beziehungsweise Kaltzone ist keine neue Erfindung, sie ist in hochpreisigen Geräten seit vielen Jahren vertreten“, erklärt Claudia Oberascher von der Initiative Hausgeräte+ in Berlin. Diese Schubladen befinden sich meist im unteren Teil des Geräts. Dort herrschen Temperaturen knapp über null Grad. „Da halten sich Lebensmittel bis zu dreimal länger als im normalen Kühlfach.“
Vielfach wird diese Kaltlagerzone – bei manchen Anbietern etwa als „Bio Fresh“oder „Perfect Fresh“zu finden – in zwei Bereiche mit verschieden hoher Luftfeuchtigkeit unterteilt: „Ein trockenes Null-GradFach besitzt eine niedrige Luftfeuchtigkeit von 45 bis 50 Prozent und bietet sehr gute Lagerbedingungen für verpackte Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Wurst und Milchprodukte“, sagt Oberascher. Im feuchten NullGrad-Fach herrscht eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 95 Prozent. Das macht es ideal für das Lagern von frischem und unverpacktem Gemüse und Obst. Es trocknet hier nicht oder nur langsam aus.
Mittlerweile gibt es diese Technik auch in preisgünstigeren Modellen, wenn auch in schlichteren Varianten. Dann ist die Temperatur in der Zone meist nur etwas niedriger als im restlichen Kühlfach – also von dessen Einstellung abhängig. Oder die Temperatur ist unverändert und nur die Luftfeuchtigkeit erhöht. Damit verlängert sich die Lagerzeit auch, aber eventuell nur geringfügig. Da aber jeder einzelne Hersteller unterschiedliche Bezeichnungen verwendet, hilft nur gründliches Nachfragen im Handel und Lesen der Gerätebeschreibung.
Dynamische Kühlung: Herkömmliche ● Geräte verfügen über eine statische Kühlung. Hier verteilt sich kalte Luft ungleichmäßig von oben nach unten. Beim Einräumen der Lebensmittel ist es daher wichtig, auf die Zonen zu achten, denn es können Temperaturunterschiede von bis zu zehn Grad herrschen. „Bei Geräten mit dynamischer Kühlung ist das nicht mehr nötig“, erklärt Oberascher. „Denn bei ihnen verteilt ein Ventilator die gekühlte Luft gleichmäßig, so dass die Temperaturdifferenz zwischen den Ablagen nur noch gering ist.“Man kann also den Kühlschrank bestücken, wie man will und muss auf bestimmte Zonen keine Rücksicht nehmen.
Abtauautomatik: Diese Funktion ● ist mittlerweile in neuen Geräten Standard. Sie vereisen dadurch nicht und müssen auch nicht abgetaut werden. Das spart auch Strom. „Bei Gefriergeräten ist das anders“, erläutert Werner Scholz, Geschäftsführer der Hausgeräte-Fachverbände im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Superkühlen: Mit dieser Funktion ● lässt sich eine Kältereserve schaffen. Das bietet sich zum Beispiel dann an, wenn in Kürze eine größere Mengen neu gekaufter Lebensmittel eingelagert werden soll. Dabei läuft das Gerät für einen definierten Zeitraum im Dauerlauf und schaltet bei einer elektronischen Steuerung automatisch wieder in den normalen Modus zurück. Die schnelle Abkühlung verbessert die Erhaltung von Vitaminen und Mineralstoffen frischer Lebensmittel. Wichtig ist, die entsprechende Taste schon eine gewisse Zeit vor dem Beladen mit den frisch gekauften und daher noch warmen Produkten einzuschalten. Wer braucht das? Für größere Familien könne die Funktion durchaus interessant sein, sagt Scholz.
Geruchsfilter: „Er bewirkt keine ● Wunder, ist aber trotzdem sehr nützlich“, findet Scholz. „Ein Aktivkohlefilter verhindert unangenehme Gerüche und die Übertragung auf andere Lebensmittel im Kühlschrank-Innenraum. Gegen besonders intensive Gerüche kommt er aber kaum an.“
Türdämpfungssystem: Selbst bei ● voller Beladung der Innentür wird diese mithilfe eines Selbsteinzugs sanft geschlossen. Das ist praktisch und beruhigend für jene, die gerne mal vergessen, die Kühlschranktür wieder zu schließen, wenn sie etwas entnommen haben. Für sie ist ebenfalls günstig: ein Alarm, dass die Tür zu lange schon offensteht. Es piepst dann ganz penetrant. So wird Energieverlust vermieden. Ist das Gerät mit dem Internet verbunden, gibt es die Info auch aufs Handy. Ist man aber gar nicht zu Hause, kann man dann im Moment auch nichts daran ändern.
Kamera und Smarthome-Verbindung: ● Im Supermarkt schnell mal nachschauen, was zum Kochen noch fehlt – das geht mit einer Kamera im Innenraum. „Es ist schon schick, unterwegs nachschauen zu können, was zu Hause im Kühlschrank ist“, findet Oberascher. „Ob man das benötigt, muss jeder Verbraucher selbst entscheiden.“Trotzdem werden Hersteller im Zuge der Weiterentwicklung des Smarthome auch diese Funktion immer weiter ausbauen – und bald soll der Kühlschrank schon selbst seinen Besitzern Einkaufslisten und Rezeptvorschläge schicken.