Bürgerbüro 4.0
Wie der Roboter „L2B2“das Amt revolutionieren soll
LUDWIGSBURG - Wie ein riesiger Bowling-Pin sieht sie aus, die Roboterdame. In ihrem durchsichtigen, runden Kopf blinken blaue LEDLichter, wenn sie mit weiblicher Stimme spricht oder sich bewegt. Die großen Kulleraugen, mit denen „L2B2“sogar zwinkern kann, wirken beinahe menschlich. Doch die digitale Helferin soll nicht nur hübsch aussehen, sondern den Menschen im Bürgerbüro Ludwigshafen auch weiterhelfen. Wer dort künftig einen Strafzettel bezahlen möchte, oder einen neuen Ausweis braucht, wird künftig von einem Roboter begrüßt. Mit dem sprechenden Serviceroboter „L2B2“möchte die Stadtverwaltung Mitarbeiter und Kunden entlasten.
„Wir wollen die Chancen, die uns die Digitalisierung bietet, nutzen und in den Dienst aller stellen“, sagt Ludwigsburgs Oberbürgermeister Werner Spec. „Der Serviceroboter ist ein Beispiel, wie wir moderne, digitale Anwendungen im Alltag testen.“„L2B2“soll die Mitarbeiter entlasten, indem er die Kunden direkt zum richtigen Ansprechpartner bringt.
Durch den Roboter sollen in der Behörde aber keine Arbeitsplätze verloren gehen, betont Spec. „Das ist ein zusätzliches Angebot, das wir den Kunden als Service bieten möchten.“Der Name „L2B2“ist eine Kombination aus den Buchstaben des Ludwigsburger Autokennzeichens „LB“und dem Namen des Roboters „R2D2“(sprich: err-zwo deh-zwo) aus der Filmreihe Star Wars. „L2B2“ist, laut Angaben der Stadt, deutschlandweit der erste Serviceroboter in einer Stadtverwaltung.
Berühren erwünscht
Die digitale Helferin steht im Eingangsbereich des Bürgerbüros. Durch Laser erkennt sie Beine und nimmt so wahr, wenn ein Kunde den Raum betritt. „Herzlich Willkommen bei den Bürgerdiensten. Bitte berühren Sie meinen Bildschirm“, sagt die Roboterdame laut und deutlich. Mithilfe eines Menüs auf dem Display können die Kunden die Behörde auswählen, zu der Sie möchten, erhalten zusätzliche Informationen und werden von „L2B2“zum entsprechenden Raum begleitet. „Bitte folgen Sie mir. Ich bringe Sie zur richtigen Stelle“, sagt „L2B2“dann, rollt den Gang entlang und stoppt schließlich vor der Tür des entsprechenden Büros.
Roboter wie dieser werden in Deutschland bereits in anderen Bereichen eingesetzt. Im Einzelhandel seien sie zum Beispiel zuverlässige Helfer bei der Inventur, erklärt Andreas Bley von der Firma Metralabs, die „L2B2“gebaut hat.
Der Ludwigsburger Serviceroboter ist Teil des Programms „Städte und Gemeinden 4.0 – Future Communities“mit dem das baden-württembergische Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration kommunale Digitalisierungsprojekte fördert. In Ludwigsburg wurden zwei weitere Projekte gefördert. Die Kosten für den Roboter belaufen sich auf 38 000 Euro. 73 Prozent der Kosten finanzierte die Stadt durch die Fördergelder des Ministeriums.
„Digitalisierung wird unsere Arbeitswelt verändern. Der Roboter in Ludwigsburg ist eine tolle Sache, die hoffentlich den Mitarbeitern und Kunden im Bürgerbüro das Leben etwas vereinfacht“, so Stefan Krebs, Beauftragter des Landesregierung für Informationstechnologie, bei der Vorstellung des Roboters.
18 Stunden hält der Akku von „L2B2“, dann braucht auch der Roboter eine Pause. „Über Nacht wird er dann sechs Stunden geladen, damit er am nächsten Morgen wieder einsatzbereit ist“, erklärt Bley. Bisher kann der Roboter nur über ein Display bedient werden. Auf die Angaben per Touch-Display antwortet „L2B2“auf Deutsch oder Englisch. Das sei allerdings nur die Grundkonfiguration, so Fabian Kehle, der im Projekt „Living LaB“an der Entwicklung beteiligt war.
Das Bürgerbüro hoffe in den kommenden Wochen auf Rückmeldungen und Anregungen der Kunden. „Wir wollen den Roboter gemeinsam mit den Ludwigsburgern weiterentwickeln“, sagt er. Möglich sei zum Beispiel, dass „L2B2“künftig weitere Sprachen spricht und auf Spracheingabe reagiert.