Aufsteigerin
Es gibt kaum eine Handvoll Menschen, denen Angela Merkel wirklich vertraut. Das berichten übereinstimmend Beobachter, welche die Kanzlerin seit Jahren verfolgen. Ihr Ehemann Joachim Sauer gehöre dazu, ihre Büroleiterin Beate Baumann. – und Eva Christiansen. Die 47-Jährige ist Merkels Medienberaterin – und arbeitet in dieser Funktion bald zwei Jahrzehnte an ihrer Seite.
Nun ist Christiansen befördert worden – und dieser Aufstieg könnte das wackelige Gleichgewicht zwischen Merkel und ihrem Innenminister und CSU-Chef Horst Seehofer zerstören. Denn Christiansen führt fortan im Kanzleramt die Abteilung 6: Politische Planung, Innovation und Digitalpolitik. Die „Welt“hat zuerst über die Personalie berichtet. Pikant ist sie, weil die Abteilung soeben neu gegründet wurde – und weil es im Kanzleramt eigentlich schon eine Zuständige für Digitales arbeitet: Dorothee Bär von der CSU. Dafür, dass Bär Staatsministerin für Digitales wird, hat sich Seehofer offenbar vehement eingesetzt. Nun ist Christiansen Chefin einer eigenen Digitalabteilung und soll dafür neue Mitarbeiter bekommen. 20 sollen ausgerechnet aus Seehofers Innenministerium zu Christiansen wechseln.
Streit zwischen CDU und CSU um ihre Ernennung dürfte Christiansen kaum schockieren. Sie ist Turbulenzen gewohnt. 1999 wurde sie Sprecherin der CDU – und managte schon Monate später die Kommunikation der damaligen Generalsekretärin Merkel zur Spendenaffäre. Merkel ritt damals mit Christiansens Hilfe auf der Welle, die das alte CDU-Establishment um Helmut Kohl in den politischen Abgrund spülte, auf den Parteivorsitz. In der „Zeit“stand im März 2000 über sie: „Mit ihrer Chefin teilt sie erlebbar die Lust, unterschätzt zu werden." Das gilt bis heute. (se)