Liebenswertes Chaos
Wir lieben das Leben (ZDF, Donnerstag, 20.15
Uhr) - Geschichten von unkonventionellen Lehrmethoden und schrecklichen Schülern, die sich wandeln, sind nicht erst seit „Fack ju Göthe“beliebt. Auch „Wir lieben das Leben“steigt in diese Thematik ein und liefert doch mehr als klamaukige Läuterungen. Gestresst vom eigenen Scheitern als Galeristin und Ehefrau bewirbt sich Maria Kowalke für einen Job als Aushilfslehrerin. „Ich bin äußerst belastbar und hoch motiviert“sagt sie über sich selbst und wird genommen. Leider nicht als Kunst-, sondern als Musiklehrerin. Also wurschtelt sich die omnipräsente Petra Schmidt-Schaller als Frau Kowalke durchs chaotische Leben, muss mit dem Ex ums Auto streiten, mit pubertierenden Schülern einen Gesangsauftritt vorbereiten und ihren störrischen Vater (Günther Maria Halmer), den sie erst im Alter von zwanzig Jahren kennengelernt hat, davon überzeugen, dass die Seniorenresidenz besser ist als alleine zu wohnen. Es ist weniger die nette Schüler-Lehrer-Geschichte, deren glückliches Ende mit gelungenem Auftritt man natürlich von Anfang an ahnt, als vielmehr die Vater-TochterKonstellation, die diesen Film zu etwas Besonderem macht. SchmidtSchaller und Halmer schaffen es, zu zeigen, wie alte Wunden das heutige Leben beeinflussen. Sie sind hart und grob zum anderen, gleichzeitig aber sehr verletzlich und weich. Alle beide. Sehr sehenswert.