Wege in die öffentliche Verwaltung
Öffentliche Verwaltungen wie Gemeinden, Landratsämter, Regierungspräsidien oder Ministerien beschäftigen Mitarbeiter mit einem breiten Spektrum an unterschiedlichen Berufen. Ingenieure, Techniker und Juristen sind ebenso dabei wie Erzieherinnen oder Geistesund Sozialwissenschaftler. Sie bringen ihre Kompetenzen in verschiedene Bereiche und Fachämter ein. Doch wenn es darum geht, Stellen zu besetzen, die spezielle Kenntnisse in der Rechtsanwendung erfordern, dann sind Mitarbeiter gefragt, die eine der klassischen Verwaltungsausbildungen absolviert haben. Darunter sind Verwaltungsfachangestellte ebenso wie Public Manager, die die Hochschule für öffentliche Verwaltung absolviert haben, aber auch Verwaltungswissenschaftler mit Universitätsabschluss.
Während Verwaltungsfachangestellte überwiegend als Sachbearbeiter tätig sind oder Bürotätigkeiten erledigen, übernehmen „Bachelor of Arts (BA) Public Manager“– oder Diplom-Verwaltungswirte – häufig als Beamte im gehobenen Dienst leitende Funktionen als Sachbereichs- oder Amtsleiter. „Verwaltungswissenschaftler sind häufig in Funktionen an der Spitze von ganz großen Behörden wie in Großstädten oder in Ministerien“, sagt Birgit Kilb, Ausbildungsleiterin der Stadtverwaltung Ravensburg. Kleine Gemeinden hingegen beschäftigen ihrer Erfahrung nach oft nur zwei Public Manager oder Diplom-Verwaltungswirte: den Hauptamtsleiter und den Kämmerer.
Die Public Manager (BA) studieren in Baden-Württemberg an einer der beiden Hochschulen für Öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg oder Kehl. Ihr Studium, das sich mit Praxisphasen abwechselt, dauert dreieinhalb Jahre. Mit der Zulassung an einer der beiden Hochschulen können sie sich für ein sechsmonatiges Einführungspraktikum in einer Behörde bewerben, das sie vor Studienbeginn absolvieren. Nach einem dreimonatigen Grundstudium folgt eine 14-monatige Praxisphase, in der die Studierenden Vertiefungsfächer wie Leistungs-, Finanz-, oder Personalverwaltung in unterschiedlichen Behörden kennenlernen können – ein Abschnitt davon soll im Ausland oder in der Privatwirtschaft absolviert werden. Schon ab Studienbeginn jeweils Anfang März sind die Studierenden Beamtenanwärter und werden vom Land bezahlt – sie erhalten derzeit rund 1170 Euro pro Monat. Nach ihrem Studienabschluss können sie als Beamte des gehobenen Dienstes verantwortungsvolle und qualifizierte Leitungsfunktionen übernehmen. Denn einerseits sind sie Generalisten, andererseits aber auch Experten in Sachen Kommunal- und Verwaltungsrecht. Verwaltungsfachangestellte hingegen werden nicht verbeamtet, sondern bleiben im tariflichen Angestelltenverhältnis. Während ihrer dreijährigen Ausbildung wechseln sich Praxisphasen in einer Behörde mit dem Blockunterricht an der Berufsschule ab. Neben einem kaufmännischen Anteil wie Wirtschaftslehre oder Rechnungswesen werden ihnen auch spezielle Kenntnisse in der Rechtsanwendung vermittelt – dazu gehören Öffentliches Recht, Kommunales Finanzwesen und Rechtslehre. Innerhalb der Behörde durchlaufen Verwaltungsfachangestellte die unterschiedlichsten Bereiche wie zum Beispiel das Bau-, Ordnungs-, Sozial- oder Personalamt ebenso wie die Kämmerei oder das Kulturamt. In Ausnahmefällen, wie etwa bei der Stadtverwaltung Ravensburg, haben die Auszubildenden sogar die Möglichkeit, ein vierwöchiges Praktikum im Ausland zu absolvieren. (juwi)