Lückenloses Vergnügen mit langer Tradition
Der alte John Spilsbury hätte sich vermutlich nicht träumen lassen, dass seine Idee zum Welterfolg werden würde. Der britische Kupferstecher hatte 1760 aus einem Mahagonibrettchen die Formen der englischen Grafschaften mit einer
Laubsäge herausgesägt, damit die Kinder sie im Erdkundeunterricht wieder zu ihrem Heimatland zusammenfügen konnten. Das erste Puzzle war geboren. Statt teurem
Mahagoni wurde bald auf die billigere Eiche zurückgegriffen, und zum Einsatz kam alsbald auch eine fußbetriebene Laubsägemaschine. Damit änderte sich zwar die machbare Zahl der Teilchen, aber nicht deren Form: Der Schnitt folgte immer noch den Konturen von Pflanzen, Tieren und anderen Motiven – unterbrochen nur von kleinen Nasen und Nischen, damit die Puzzlestücke schön ineinandergriffen und das Werk nicht verrutschte.
„Interlocking“heißt diese Technik, die die heutigen Puzzleteilchen so stark charakterisiert, aber damals die Geduld der Aussäger teils stark strapazierte.
Die Puzzlestanze setzte den Laubsägearbeiten und ihren individuellen Formen um 1940 ein Ende. Ihre Messer zerschnitten das auf Pappe gezogene Motiv mit einem Schlag und mit mehreren Hundert Tonnen Druck in gleichförmige Puzzleteilchen, wie wir sie heute kennen. Erfunden wurde die Puzzlestanze in Amerika, einem Land mit besonders hohem Puzzlefieber. Was 1850 mit Kinderpuzzles begann, entwickelte sich nach dem ersten Weltkrieg zum wahren Volkssport. Auch der Hersteller Ravensburger, seit 1891 mit Konturpuzzles im Puzzlegeschäft – eines davon waren die „Geographischen Geduldspiele“–, stellte seine Produktion um. Zunächst stanzte er die Teilchen mit einer umgebauten Pralinenschachtelpresse aus Leipzig. 1964 schließlich fiel das erste 500-teilige Erwachsenenpuzzle aus der Stanze.