Die Hamas trägt die Verantwortung
Der ganz nüchterne Blick zeigt, dass sich für die Palästinenser nicht viel geändert hat. Der Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Westjerusalem hat keines ihrer Probleme vergrößert. Die Verlegung der diplomatischen Vertretung der Vereinigten Staaten mögen die israelischen Anhänger von US-Präsident Donald Trump als Bestätigung ihrer weitgehend kompromisslosen Haltung gegenüber den Palästinensern sehen, sie ist es aber mitnichten.
Der Historiker Michael Wolffsohn weist seit Langem darauf hin, dass nicht Westjerusalem der Streitpunkt ist, sondern Ostjerusalem. Mehrfach hat es Vorstöße zu einer friedlichen und tragfähigen Regelung gegeben, etwa die Idee Jerusalem nicht geografisch, sondern verwaltungstechnisch zu teilen. Diese Gedankenspiele wurden von den Gegnern eines friedlichen Ausgleiches auf beiden Seiten verworfen.
Die Verantwortung für die dramatischen Opferzahlen im Gazastreifen trägt die radikalislamische Hamas. Für sie ist die durchsichtige IsraelPolitik von Trump ein wahres Geschenk. Trump erfüllt den konservativen Evangelikalen, denen er zu einem gehörigen Teil seinen Wahlsieg in den USA zu verdanken hat, einen ihrer Herzenswünsche. Mit Israel hat das gar nicht einmal so viel zu tun, die Verlegung der US-Botschaft ist in einem gewissen Sinne amerikanische Innenpolitik.
Der Hamas passt das hervorragend in ihr zynisches Konzept. Die Islamisten sind seit Längerem international isoliert, sie haben den Gazastreifen noch tiefer heruntergewirtschaftet, als es überhaupt denkbar war. Um davon abzulenken, hat die Hamas die ursprüngliche Idee eines friedlichen Protestes widerrechtlich an sich gerissen und radikalisiert. Jedes Todesopfer hilft ihr jetzt, um vom eigenen Versagen abzulenken. Was für eine Menschenfeindlichkeit im Spiel ist, zeigen die selbstgefälligen Äußerungen von Hamas-Sprechern am Montag: Bis Juni würden die Proteste fortgesetzt. Die Hamas ist für ihr eigenes Überleben auf sogenannte Märtyrer angewiesen. Den Frieden kann sie nicht gebrauchen.