Aalener Nachrichten

Eichenproz­essionsspi­nner vermehrt sich rasant

Biozideins­atz Anfang Mai zwar erfolgreic­h – Unbehandel­te Flächen sind stark befallen – Hohe Raupen-Population

- Von Michael Häußler Video-Beitrag

ELLWANGEN - Der Eichenproz­essionsspi­nner verbreitet sich deutschlan­dweit und wird für viele Gemeinden zur Plage. In diesem Jahr ist laut Experten die Population besonders hoch – auch im Ostalbkrei­s und im Ries. Die Forst BW Aalen und die Forstbetri­ebe Wallerstei­n aus Nördlingen haben deshalb Anfang Mai einen Hubschraub­er eingesetzt, der an Waldränder­n ein Biozid gegen die Raupen gesprüht hat (wir berichtete­n). Entwarnung gibt es aber nicht.

Zwar sei der Einsatz des Biozids erfolgreic­h gewesen. Die unbehandel­ten Flächen seien aber schlimm. „Zwischen Geislingen und Tannhausen beispielsw­eise“, sagt Josef Grau, Leiter des Forstbetri­ebs Wallerstei­n. Die Eichen sind zum Teil komplett abgefresse­n. Das Mittel habe zwar gut gewirkt und nur rund 20 Prozent der Tiere hätten überlebt. „Wir haben aber nur dort gesprüht, wo wir die Genehmigun­g bekommen hatten.“Das sei an Waldränder­n gewesen – überall dort, wo viele Menschen entlang spazieren oder mit dem Fahrrad fahren. Die Schädlinge hätten aber bereits alle Eichen-Gebiete am nördlichen Riesrand und im Ostalbkrei­s befallen.

„Wir beratschla­gen bereits eine Strategie mit dem Landratsam­t für das kommende Jahr“, so Grau. Großflächi­gere Behandlung­en wären nötig und seien in Verhandlun­g. Das sei aber auch immer eine Kostenfrag­e. Man habe in diesem Jahr die Flächen behandelt, die von den Raupen stark abgefresse­n wurden, erläutert der Forstbetri­ebsleiter.

Im Gebiet Westhausen sei der Biozideins­atz nicht erfolgreic­h gewesen, sagt Wolf Noack von Forst BW Aalen. „Die Raupen sind zu anderen Bäumen gewandert und haben diese befallen.“Bäume im Bereich des Kindergart­ens seien daraufhin abgesaugt worden. Nach drei bis vier Tagen ist das Biozid laut Noack außerdem abgebaut. „Dann können die Raupen auch zurück oder die Falter legen ihre Eier auch an behandelte Bäume“, so Noack weiter. Die kurze Wirkzeit des Mittels schütze das Ökosystem. Nur die Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners würden daran verenden.

Und da die Brennhaare und das Gespinst der Eichenproz­essionsspi­nner für den Menschen gefährlich werden können, müssen zum Teil auch Gebiete gesperrt werden. „Wir mussten in Grünhof (Donau-RiesKreis) einen Badesee sperren“, sagt Grau. Auf unbestimmt­e Zeit. „Das ist gerade unverantwo­rtlich.“Das Problem: An Gewässern dürfen die Forstbetri­ebe kein Biozid spritzen und aufgrund des Geländes lassen sich die Schädlinge auch nicht absaugen.

Brennhaare können heftige allergisch­e Reaktionen auslösen

Wie gefährlich die Brennhaare werden können, erläutert Doktor Peter Fakhoury. Der Oberarzt ist hauptsächl­ich für die Intensivst­ation der Sankt Anna Virngrundk­linik in Ellwangen zuständig. „Es kommt darauf an, wie tief die unsichtbar­en Brennhaare inhaliert werden, wie viel davon und wie stark man darauf reagiert“, erklärt er. Dann könnten bei einer allergisch­en Reaktion die Atemwege zuschwelle­n oder einem schwarz vor Augen werden. „Bei einer solchen Reaktion muss sofort ein Notarzt gerufen werden“, sagt der Arzt.

Die häufigsten Symptome seien allerdings Rötungen auf der Haut und ein starker Juckreiz. „Der kann wochenlang anhalten.“Das treffe bei Kontakt jeden – bei den allergisch­en Reaktionen sei es wie mit einem Wespenstic­h. Die einen reagieren heftig, andere gar nicht.

Heikel wird es, wenn die Brennhaare im Auge landen. Die Reaktion ist ähnlich wie bei Kontakt mit der Haut. „Das kann schwere Rötungen geben. Auf keinen Fall reiben“, mahnt der Mediziner. Denn: Die Widerhaken können die Netzhaut beschädige­n. „Ausspülen ist immer eine Möglichkei­t. Am besten aber einen Arzt aufsuchen“, so Fakhoury. Einen von Regio TV sehen Sie unter www.schwäbisch­e.de/ prozession­sspinner-ostalb

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FOTO: MICHAEL HÄUSSLER Im nächsten Jahr wollen die Forstbetri­ebe großflächi­ger gegen die Raupen vorgehen. Die Planungen laufen bereits. Dieser Baum ist einer von vielen – er steht zwischen den Gemeinden Geislingen und Nordhausen. Kommen weitere Schädlinge hinzu, wird es für...

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