Putin heißt Blatter willkommen
Nur für die FIFA ist der verbannte Ex-Präsident eine unerwünschte Person
MOSKAU (dpa) - Die große WM-Bühne lässt sich Sepp Blatter auch in der Verbannung nicht nehmen. Wenn der frühere FIFA-Präsident heute auf Einladung von Wladimir Putin in Moskau einschwebt, wird der Besuch für Nachfolger Gianni Infantino und den Fußball-Weltverband zum sportpolitischen Spagat. Eigentlich ist Blatter nach seiner Sechs-Jahres-Sperre im Fußball Persona non grata, als Gast des Kremlchefs beim russischen Ausrichter aber offenbar herzlich willkommen.
Die FIFA will die Reise nicht kommentieren, anders Blatter. Es sei eine „Ehre“, dass ihn Putin zur WM bitte, berichtete Blatter selbst schon vor einigen Monaten stolz in seiner Züricher Heimat. Noch ist offen, welches Spiel der ehemalige Chef des Weltverbands besuchen wird. Möglich ist etwa das Duell Portugal gegen Marokko am Mittwoch im Luschniki-Stadion.
Blatter (82) muss sich an einige Regeln halten, auch wenn ein Tribünenbesuch laut FIFA-Statuten nicht untersagt ist. Er dürfte wohl das gleiche Recht wie der ebenfalls verbannte Michel Platini erhalten. Die FIFA-Ethiker hatten dem Franzosen eine Erlaubnis für den Besuch von EM-Spielen 2016 erteilt, solange er keine offizielle Funktion habe. Platini verzichtete. Auch Blatter müsste als Privatperson auftreten – doch soeben strahlte der russische TV-Sender RT ein Interview mit ihm aus, in dem sich Blatter dezidiert zu Fragen des Weltfußballs sowie Reformen und Plänen Infantinos äußert. Die WM mit 48 Teilnehmern? „Absolut falsch!“Der von Infantino propagierte Verkauf von Wettbewerben an Geldgeber für 25 Milliarden Dollar? „Ich hätte die FIFA nicht für so ein Investment ausverkauft. Es gibt eine neue Ära in der FIFA, aber ich denke, es ist völlig falsch.“Die WM-Premiere des Videobeweises? „Die Mehrheit der Schiedsrichter hat nie mit dem System gearbeitet.“Die Pläne einer ausgeweiteten Club-WM? „Die Fans werden irgendwann genug haben, weil es immer Fußball gibt, wenn sie den Fernseher anschalten.“