Debbie und ihre Spießgesellinnen
Sandra Bullock geht im neuen Kinofilm „Ocean’s 8“mit weiblicher Diebesbande auf unterhaltsamen Raubzug
Eine bekannte Filmreihe nochmal neu auflegen und dabei die männliche Darstellerriege durch Frauen ersetzen – das kann Ärger geben. So erging es vor zwei Jahren der weiblichen „Ghostbusters“Variante. Die war zwar sicher kein filmisches Meisterwerk, zog aber solche Mengen an Internet-Hass auf sich, dass man neben berechtigter Kritik oft auch hässlichen Sexismus vorfand. Bei „Ocean’s 8“sind dagegen solche Ausbrüche bislang noch nicht in größerem Maße zu verzeichnen. Das mag daran liegen, dass die ursprüngliche Reihe zwar immens erfolgreich war, aber dann doch nicht über die emotionale Bindekraft der Geisterjäger verfügte. Vor allem aber ist die neue Geschichte über einen Meisterraub im Vergleich zu „Gostbusters“der klar bessere Film.
„Heist“(Englisch für Raubüberfall) heißt das klassische Genre, das sich ungebrochener Beliebtheit erfreut. Hier tut sich eine bunte Truppe an Spezialisten zusammen, um einen bis ins feinste Detail ausgeklügelten Raub durchzuführen. Das Vergnügen beim Zuschauen beruht dabei vor allem auf dem Zusammenspiel der meist prominent besetzten Charaktere und darauf, mitzuerleben, wie ein scheinbar unfehlbarer Plan sich entfaltet – bis in der Regel dann doch etwas Unerwartetes passiert. Auf Netflix zeigt derzeit die spanische Serie „Haus des Geldes“, wie solch ein Thema selbst über 22 Folgen hinweg tragen kann. Die „Ocean’s“-Reihe basiert aber auf einem weitaus klassischeren Vorbild: Im Kern war das 2001 erschienene „Ocean’s 11“eine Neuauflage des gleichnamigen Frank-Sinatra-Films aus dem Jahr 1960, der hierzulande unter dem schönen Titel „Frankie und seine Spießgesellen“in die Kinos kam.
Ein ambitionierter Plan
Regisseur Steven Soderbergh hauchte der Geschichte mit einer erstklassigen Inszenierung und George Clooney in der Hauptrolle des Daniel „Danny“Ocean frisches Leben ein und schickte noch zwei Fortsetzungen hinterher. Bei „Ocean’s 8“hat der handwerklich deutlich geradliniger vorgehende Gary Ross („Die Tribute von Panem“) die Regie übernommen. Im Mittelpunkt steht dieses Mal Dannys Schwester Debbie (Sandra Bullock), die zu Filmbeginn frisch aus dem Knast entlassen wird. Die lange Zeit hinter Gittern hat sie produktiv genutzt, um einen hochambitionierten Plan auszuhecken: den Raub eines 150 Millionen Dollar teuren Diamantencolliers. Das soll die zickige Szene-Celebrity Daphne Kluger (Anne Hathaway) bei einer Spendengala im legendären Metropolitan Museum in Manhattan, kurz „Met“, tragen.
Klar, dass sich so etwas nicht alleine anstellen lässt und so stellt Debbie mit ihrer langjährigen Partnerin und Freundin Lou (Cate Blanchett) ein ganz besonderes Team zusammen. Das umfasst unter anderem Popstar Rihanna als Meisterhackerin Nine Ball, Helena Bomham Carter als verwirrte Modedesignerin Rose Weil und die hierzulande noch wenig bekannte Rapperin Awkwafina als Taschendiebin Constance. Gerade von letzterer hätte man gerne noch mehr gesehen.
Ohnehin wird die Hintergrundgeschichte der meisten Charaktere nur angerissen. Eine Schwäche, die sich bei Ensemblefilmen nur schwer vermeiden lässt. „Ocean’s 8“setzt aber noch einen drauf und fügt zahlreiche Gastauftritte hinzu, darunter ein ganzes Rudel an Prominenten wie „Vogue“-Chefin Anna Wintour, Kim Kardashian und Heidi Klum.
Über allen thront aber Sandra Bullock. Dass sie neben romantischen Komödien auch Action kann, hat sie bereits in Filmen von „Speed“bis „Gravity“bewiesen; hier kommt noch eine coole Autorität als Bandenchefin hinzu. Und wer mehr von den anderen Figuren wissen will – dafür sind ja schließlich Fortsetzungen da …