Bürokratie schreckt junge Ärzte ab
Zu unserer Berichterstattung über die Ärzteversorgung im Ostalbkreis ist folgende Zuschrift eingegangen:
Über die Zulassung zur vertragsärztlichen Tätigkeit entscheidet nicht die Kassenärztliche Vereinigung. Diese Entscheidung fällt der Zulassungsausschuss, der hälftig mit Vertretern der Krankenkassen und der kassenärztlichen Vereinigung besetzt ist.
Naturgemäß ist das Interesse der Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung eher die Genehmigung der Zulassung eines Arztes, das der Krankenkassenvertreter aus Kostengründen eher die Nichtzulassung. Dabei müssen sich beide Seiten an den Vorgaben von Sozialgesetzbuch und der Zulassungsordnung orientieren. Hierzu sei am Rande erwähnt, dass die Zahlen, nach denen der Versorgungsgrad berechnet und danach der Bedarf festgelegt wird, weitgehend aus dem letzten Jahrhundert stammen.
Es gibt keine rechtliche Handhabe, einem Arzt vorzuschreiben, wo er sich niederlassen muss. Das gibt es aus gutem Grund nicht und auch meines Wissens außer bei den Berufssoldaten bei sonst keinem Beruf. Es besteht allgemein berufliche Freizügigkeit, ein wertvolles Gut, und ich halte es für bedenklich, diese Freizügigkeit in Gedankenspielen aufzuweichen. Natürlich wäre es für die Ärzteversorgung wünschenswert, wenn durch kleinräumigere Planungen oder defnierte ländliche Versorgungsgebiete die Abwanderung von Arztsitzen in Zentren vermieden werden könnte, aber dies scheitert auch an der Einstellung der Zentren, die nur ihre Versorgung im Blick haben. Da denkt halt jede größere Stadt nur an sich selber. Der östliche Ostalbkreis wird für niederlassungswillige Kollegen auch nicht dadurch attraktiver, dass bisherige Schwerpunkte des Ostalbklinikums oder der Virngrundklinik an den westlichen Kreisrand, nach Mutlangen, verlegt werden.
Die vielen verwaltungstechnischen Pflichte und Auflagen locken die jungen Kollegen ebenfalls nicht in die Selbstständigkeit. Die möchten das arbeiten, was sie gelernt haben, und das ist Medizin und nicht die Verwaltungsarbeit für andere. Deutschland muss da meiner Meinung nach umdenken. Dr. Berthold Hirsch, Kirchheim