Drei Bundesminister, ein Ziel
„Konzertierte Aktion Pflege“wird auf den Weg gebracht – Jens Spahn spricht von 50 000 zusätzlich benötigten Pflegekäften
BERLIN (KNA) - Der Arbeitsmarkt in der Pflege ist leer gefegt. Bundesweit fehlen schon jetzt mehr als 36 000 Fachkräfte. Und der Personalbedarf wird in der alternden Gesellschaft weiter steigen. Am Dienstag wollen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Familienministerin Franziska Giffey und Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) deshalb eine „Konzertierte Aktion Pflege“auf den Weg bringen. Die wichtigsten Fakten:
Wie hoch ist der Personalmangel in der Pflege?
Der Personalmangel ist schon heute dramatisch. Bundesweit seien derzeit mindestens 36 000 Stellen in der Alten- und Krankenpflege unbesetzt, teilte die Bundesregierung unter Berufung auf die Bundesagentur für Arbeit kürzlich mit. Danach fehlen in der Altenpflege 15 000 Fachkräfte und 8500 Helfer. In der Krankenpflege gab es 11 000 offene Fachkräftestellen und 1500 unbesetzte Helferjobs.
Wie viele zusätzliche Pflegekräfte werden gebraucht?
Dazu gibt es sehr unterschiedliche Einschätzungen. Spahn erklärte am Sonntag, Deutschland brauche bis zu 50 000 zusätzliche Pflegekräfte. Manche Experten schätzen den Mangel noch weitaus größer ein: Der Deutsche Pflegerat und die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie erklärten, allein in den rund 2000 Krankenhäusern fehlten mindestens 50 000 Pflegefachpersonen. Fest steht: Angesichts der alternden Gesellschaft wird der Bedarf an Pflegekräften weiter stark ansteigen. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) könnten im Jahr 2035 in den Pflegeund Gesundheitsberufen rund 270 000 Fachkräfte fehlen. Und eine Studie der Bertelsmann Stiftung rechnet sogar mit einer Lücke von 500 000 Vollzeitkräften.
Wie ist es zu dieser Situation gekommen?
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz macht vor allem die Arbeitgeber in Krankenhäusern, Heimen und Pflegediensten für die Personalnot verantwortlich. Sie hätten jahrelang auf Kosten der Pflegekräfte gespart. 2017 hatten die Patientenschützer konkrete Zahlen zu Krankenhäusern vorgelegt: Danach ist die Zahl der Ärzte in Deutschland zwischen 1991 und 2016 um 66 Prozent auf 158 100 gestiegen. Zeitgleich sank die Zahl der Pflegekräfte in Krankenhäusern um 0,3 Prozent auf 325 100.
Welche Gegenmaßnahmen sind geplant?
Politik, Arbeitgeber und Pflegende fordern Maßnahmen, um die Pflegeberufe wieder attraktiver zu machen. Spahn und Heil setzen vor allem auf eine flächendeckende Tarif-Entlohnung und attraktivere Arbeitsbedingungen. Dazu gehören Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Job sowie Investitionen in Software und Technik, um die Pflegenden von bürokratischen Aufgaben zu entlasten. Nur so könnten Aussteiger wieder zurückgeholt und Teilzeitkräfte dazu bewegt werden, ihr Stundenkontingent wieder aufzustocken. Auch bei den Personaluntergrenzen tut sich etwas: Die Politik hat Termine gesetzt, bis zu denen Personalschlüssel in Pflegeheimen und Krankenhäusern definiert und eingeführt werden müssen.