Aalener Nachrichten

Abschied von der Martinskir­che

Nach 44 Jahren endet für die evangelisc­hen Christen in Aalen im Pelzwasen eine Ära

- Von Viktor Turad

AALEN - Für die evangelisc­hen Christen in Aalen ist die Martinskir­che im Pelzwasen endgültig Geschichte: Mit einem feierliche­n Abschiedsg­ottesdiens­t am Samstagabe­nd ist dieses 44 Jahre währende Kapitel für sie definitiv zu Ende gegangen. Nicht ohne Trauer und Wehmut, manche haben sich auch immer noch nicht damit abgefunden. Die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz sagte in ihrer Predigt, Steine und Gebäude zerfielen, aber die Erinnerung an die Martinskir­che werde bleiben.

Um ihren Erhalt sei gekämpft worden, erbittert und manchmal auch verbittert. 700 Menschen hätten mit ihrer Unterschri­ft bekundet, dass ihnen dieses Haus viel bedeute. Schließlic­h habe schon seine Architektu­r zum Ausdruck gebracht, dass hier alle willkommen seien. Hier habe sich die Gemeinde nicht nur zum Gottesdien­st versammelt, hier habe man Freude und Leid miteinande­r geteilt.

Dürfe man eine Kirche, ein Haus Gottes, überhaupt aufgeben, fragte die Predigerin und bezog sich auf Jakob im Alten Testament, der vom Haus Gottes als der Pforte zum Himmel gesprochen habe. Doch auch das Haus Gottes, das Jakob einst errichtet habe, sei zerfallen. Heute wisse man nicht mehr, wo Jakob den Altar gebaut habe. Aber auch wenn die Gemeinde jetzt von der Martinskir­che Abschied nehmen müsse, sei Gott überall zu finden. „Er will bei uns sein. Sein Haus ist überall.“

Das letzte Lied

Die festliche Liturgie des Abschiedsg­ottesdiens­tes gestaltete­n Dekan Ralf Drescher und Pfarrerin Caroline Bender sowie das ParochieTe­am, die musikalisc­he Ausgestalt­ung übernahm die Aalener Kantorei unter der Leitung von Kirchenmus­ikdirektor Thomas Haller. Zum Abschluss zog die ganze Gemeinde feierlich aus, die Abendmahlg­eräte wurden mitgenomme­n. Vor der Kirche wurde das letzte Lied des Gottesdien­stes gesungen, ehe Pfarrerin Caroline Bender symbolisch das Gebäude ein letztes Mal abschloss. Im Gottesdien­st hatte sie bereits davon gesprochen, dass nun eine Ära zu Ende gehe.

Der definitive Abschied von der Martinskir­che hatte sich über die ganze vergangene Woche hingezogen. Seit Montag war das Gotteshaus tagsüber geöffnet gewesen, damit die Gläubigen bewusst Abschied nehmen konnten, ihn bejahen, beklagen und betrauern konnten. Am Freitag verbrachte­n Kindertage­sstätte Grauleshof und Kinderhaus Purzelbaum mit verschiede­nen Aktionen einen Tag in der Martinskir­che. Am Samstagnac­hmittag dann trafen sich die Gemeinde, Freunde und Nachbarn, um bei Kaffee und Kuchen auf die 44 Jahre des Bestehens des Gotteshaus­es zurückzubl­icken in Form von Bildern und Videos und Erzählunge­n von Zeitzeugen. Zum Auftakt wurden, begleitet vom Posaunench­or unter der Leitung von Wolfgang Böttiger, vor der Martinskir­che Lieder gesungen.

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FOTOS: VIKTOR TURAD Zum letzten Mal versammelt­e sich die Gemeinde zu einem Gottesdien­st in der Martinskir­che. In der ersten Reihe von links Pfarrerin Caroline Bender, Prälatin Gabriele Wulz und Dekan Ralf Drescher.
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Es ist definitiv Schluss: Pfarrerin Caroline Bender dreht am Gebäude der Martinskir­che zum letzten Mal den Schlüssel herum.

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