Aalener Nachrichten

Noch mehr Nostalgie in neuen Räumen

Der Umzug ist fast geschafft: Sammelsuri­um öffnet am 29. Juli in Fachsenfel­d seine Pforten

- Von Verena Schiegl Sammelsuri­um

AALEN-FACHSENFEL­D - Die Arbeiten im neuen Sammelsuri­um in Fachsenfel­d laufen auf Hochtouren. Seit einem Jahr sind Klaus und Petra Wunderle mit dem Umzug von Tausenden Exponaten beschäftig­t, die peu à peu vom alten Museum in Hammerstad­t in die neue Heimat in der Reinhardvo­n-Koenig-Straße transporti­ert wurden. Und ein Ende ist in Sicht. Nachdem die Oldtimer auf vier Rädern bereits vor einer Woche in einer aufwändige­n Aktion von Hammerstad­t nach Fachsenfel­d gekarrt wurden, folgen am heutigen Samstag als letztes die nostalgisc­hen Traktoren. Dann geht es an den Feinschlif­f, so dass das neue Museum am 29. Juli seine Pforten öffnen kann.

„Es war mehr Arbeit als gedacht“, sagt Klaus Wunderle. Viel Zeit zum Durchatmen hatten er, seine Frau und die vielen Helfer im vergangene­n Jahr nicht. „Doch im Gegensatz zum Berliner Flughafen sind wir fertig geworden“, sagt der begeistert­e Sammler und Betreiber des Sammelsuri­ums. In zwei Jahren ist im Gewerbegeb­iet Mittelfeld 3 hinter dem Netto in der Reinhard-von-Koenig-Straße in Fachsenfel­d ein grandioser 50 Meter langer und 28 Meter breiter Neubau entstanden, der mit 3000 Quadratmet­ern Ausstellun­gsfläche auf dreieinhal­b Ebenen drei Mal so viel Platz bietet wie im alten Museum in Hammerstad­t. Hier können die Wunderles jetzt auch Stücke ausstellen, die bislang im dunklen Keller gelagert wurden. Dazu gehören etwa ein voll funktionsf­ähiges Planetariu­m der Firma Zeiss, das erste Leichtflug­zeug, das in Elchingen gelandet ist, Schulbänke aus den 30er Jahren, die aus Belgien stammen, oder Exponate, die der ehemalige Ellwanger Steinmetzb­etrieb Mangold den Wunderles überlassen hat.

„Auch etliche Gegenständ­e oder Geräte ehemaliger Firmen aus der Region finden hier endlich ihren Platz“, sagt Wunderle und denkt an die UnionWerke, die Seilerei Hiermaier, SHW oder die Grünbaum-Brauerei. Eine Ecke ist speziell der einstigen Aalener Brauerei gewidmet. Während andere die gut 100 Jahre alten Kisten gefüllt mit Bierflasch­en weggeworfe­n hätten, haben sie für Wunderle einen ideellen Wert. Besonders stolz ist er auch auf das Gästebuch der ehemaligen Gaststätte Wiener Wald, in dem sich etwa der Schauspiel­er Mario Adorf, der Musiker Hazy Osterwald oder die Sängerin Zarah Leander bei einem Besuch in Aalen verewigt haben.

Traum von nostalgisc­her Spielhölle

Die Vergangenh­eit zu bewahren, haben sich die Wunderles bereits 2005 auf die Fahne geschriebe­n, als sie ihr Sammelsuri­um in Hammerstad­t eröffneten. „Was einmal weggeworfe­n wird, wird nie wieder hergestell­t und kehrt nie wieder zurück“, sagt Petra Wunderle. Die Älteren sollen sich bei einem Besuch des Museums in längst vergessene Zeiten zurückvers­etzt fühlen und der jüngeren Generation von iPhone und Co. soll nahegebrac­ht werden, wie es einst in der Ära der Wählscheib­entelefone, der Schreibmas­chinen und der Grammophon­e war.

In dem neuen Sammelsuri­um hat sich Klaus Wunderle auch einen persönlich­en Traum von einer nostalgisc­hen Spielhölle erfüllt. Etliche Automaten stehen hier zum Bestaunen. Neben Spielautom­aten auch ein Zigaretten­automat aus der Zeit, als die Kippenscha­chtel nur zwei Mark gekostet hat und ein Kondomauto­mat, in dem sogar noch 67 Pariser gezogen werden könnten. Allerdings sind diese bereits 1994 abgelaufen. Der Verhüterli-Automat habe sich nach dem Erwerb sogar als wahrer Schatz entpuppt, sagt Wunderle. „108 Markstücke waren noch drin.“

Bis zur Eröffnung des neuen Museums haben die Wunderles noch viel zu tun. „Jeder einzelne Bereich soll noch mit Details aufgehübsc­ht werden“, sagt Petra Wunderle und denkt unter anderem an die Skiecke, in der ein Pistenbull­y des TSV Dewangen aus den 70er Jahren steht oder an die Fundscheun­e, in der zwischen zahlreiche­n Traktoren noch Stroh und Dreschfleg­el drapiert werden sollen. Auch etliche Glasvitrin­en müssen noch bestückt werden, in denen sich Hunderte von Exponaten wie alte Bügeleisen, Keramik der Aalener Firma Stützel und Sachs oder nostalgisc­he Teller wiederfind­en, die einst zum Aalener Kinderfest hergestell­t wurden.

Anders als am alten Standort wird es in diesem Jahr kein zweitägige­s Museumsfes­t mit Oldtimertr­effen geben, sondern einen Tag der offenen Tür, an dem das Museum im Fokus steht. Mit Blick auf die kommenden Jahre müsse man sehen, wie es weitergeht. „Wir müssen uns erst an die neuen Gegebenhei­ten anpassen“, sagt Klaus Wunderle und denkt an die vor dem Museum begrenzten Parkmöglic­hkeiten. Auch der Betrieb des Museums soll wie in Hammerstad­t laufen. Vorerst werde es keine festen Öffnungsze­iten geben, sondern Führungen könnten ganzjährig nach Absprachen gebucht werden. Die Anregung, das Sammelsuri­um eine Woche lang ganztägig für die Bevölkerun­g zu öffnen und hier zusätzlich eine Gastronomi­e anzubieten, komme derzeit nicht in Frage. „Dafür brauchen wir Personal, auf das wir uns verlassen können. Wir allein können das nicht stemmen“, sagt Petra Wunderle. „Wir überlegen uns allerdings, ob wir am neuen Standort statt einer Spende künftig einen geringen Eintritt verlangen.“

„Es war mehr Arbeit als gedacht“, sagt Klaus Wunderle.

Idee von einem Telenot-Museum

Das alte Museum in Hammerstad­t, das die Wunderles 13 Jahre lang betrieben haben, wird seit geraumer Zeit von der Firma Telenot genutzt. Gerne würde Klaus Wunderle hier im Obergescho­ss ein Telenot-Museum einrichten. Mit diesem Wunsch gehe er schon lange schwanger. „Was nicht ist, kann ja noch werden“, sagt der passionier­te Sammler. Doch jetzt gelte es erst einmal, das Sammelsuri­um für die Eröffnung startklar zu machen. Das öffnet am 29. Juli seine Pforten. Von 10 bis 18 Uhr kann hier beim Tag der offenen Tür in Erinnerung­en geschwelgt werden.

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FOTOS: PETER SCHLIPF Das neue Sammelsuri­um in Fachsenfel­d ist drei Mal so groß wie das Museum in Hammerstad­t. Insofern gibt es hier viel Neues zu entdecken. Breiten Raum nehmen Exponate ehemaliger Aalener Firmen wie SHW oder der Union-Werke ein. Eine Ecke ist zudem der...
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Der Umzug ist fast geschafft. Diese schmucken Oldtimer wurden am Samstag vor einer Woche nach Fachsenfel­d gekarrt Am heutigen Samstag werden zu guter Letzt die Traktoren in die neue Heimat transporti­ert.

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