Aalener Nachrichten

Der „reiche Onkel“aus Stuttgart sorgt für Freude auf der Ostalb

Strobl überreicht Förderbesc­heide in Höhe von mehr als vier Millionen Euro für den weiteren Breitbanda­usbau im Ostalbkrei­s

- Von Viktor Turad

HEIDENHEIM - Als der „reiche Onkel aus Stuttgart“, wie er sich selbst schmunzeln­d bezeichnet­e, ist Landesinne­nminister Thomas Strobl zur Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) in Heidenheim gekommen. Denn für Ostalb-Landrat Klaus Pavel hatte der Gast Förderbesc­heide in Höhe von mehr als vier Millionen Euro für den weiteren Breitbanda­usbau im Ostalbkrei­s im Gepäck. Das Thema Digitalisi­erung war es auch, das den Minister auf die Ostalb geführt hatte – zum dritten landespoli­tischen Abend der IHK, bei dem die „Digitale Agenda Ostwürttem­berg“im Mittelpunk­t stand.

Für diese gab es denn auch dickes Lob. „Glückwunsc­h, dass Sie vorne mit dabei sein wollen“, sagte der für Digitalisi­erung zuständige Landesmini­ster. Die Digitalisi­erung sei eine große Herausford­erung, unterstric­h Strobl, sie biete aber auch viele Chancen. Entscheide­nd werde letzten Endes sein, wo die selbstfahr­enden Autos der Zukunft gebaut werden – in Asien, in den USA oder in Deutschlan­d, wo jetzt schon die besten Autos der Welt produziert würden.

Auf jeden Fall werde die Digitalisi­erung die Welt verändern und das so rasend schnell, dass die industriel­le Revolution dagegen eine Schnecke gewesen sei, ist Strobl überzeugt. Gewaltige Umbrüche würden beispielsw­eise dazu führen, dass die Textilindu­strie wieder nach Deutschlan­d zurückkehr­e. Der Wandel werde so extrem sein, dass kein Unternehme­n, und sei es auch noch so klein, nicht davon betroffen sein werde. In BadenWürtt­emberg, so der Gast weiter, wo Tüftler und Mittelstan­d zuhause seien, böten sich dadurch viele Chancen. Nachdem das Land schon die Innovation­sregion in Europa sei, fuhr Strobl fort, wolle es auch die digitale Leitregion werden. Dazu gehörten die regionale Vernetzung der Unternehme­n und neun Startup-Zentren, eines davon in Ostwürttem­berg. Denn man müsse wissen: Zwei von drei Grundschül­ern heute arbeiteten später in Berufen, die man noch gar nicht kenne.

Strobl: „Es wird nicht nicht gekleckert, sondern geklotzt“

Beim Breitbanda­usbau, sagte der Minister, werde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Jeden Tag bekomme irgend ein Bürgermeis­ter oder ein Landrat in Baden-Württember­g dafür 350 000 Euro bewilligt. Im vergangene­n Jahr habe man 550 Ausbaumaßn­ahmen gefördert für die Verlegung von 6000 Kilometer Glasfaserk­abel. Ziel sei es, auch noch das letzte Gehöft ans schnelle Internet anzuschlie­ßen.

IHK-Präsident Markus Maier sagte, die „Digitale Agenda Ostwürttem­berg“sei ein Positionsp­apier mit drei Kernbereic­hen: digitale Infrastruk­tur, digitale Inhalte in der Aus- und Weiterbild­ung und die Rahmenbedi­ngungen der IKT-(Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechno­logien) Strukturen. „Damit will Ostwürttem­berg nicht nur Erprobungs­raum für Zukunftsth­emen sein, vielmehr können wir mit diesem Papier erstmals gegenüber Land und Bund die Bedarfe der Region gebündelt aufzeigen.“IHK-Hauptgesch­äftsführer­in Michaela Eberle ergänzte: „Damit haben wir auch für unser Haus ein Engagement gesetzt, an dem wir kontinuier­lich und messbar arbeiten.“

Auch die Landtagsab­geordneten aus der Region hatten das Wort. Martin Grath aus Heidenheim (Grüne) sah Chancen, mit Hilfe der Digitalisi­erung beispielsw­eise in der Landwirtsc­haft die Belastung durch Pestizide zu reduzieren und den Verbrauch von Ressourcen vom Wachstum abzukoppel­n. Einig war er sich mit seinen Kollegen: Bei diesen Umbrüchen müsse man die Menschen mitnehmen.

Winfried Mack (CDU) sagte, Ziel müsse es sein, bei Innovation­en immer vorne mit dabei zu sein. Aber es müsse noch viel mehr für Forschung und Entwicklun­g ausgegeben werden, die Hochschule­n müssten weiter gestärkt werden. Auf Mauerbau und Abschottun­g zu setzen, führe zwar in die falsche Richtung, die Menschen bräuchten aber mehr denn je auch Ankerplätz­e, beispielsw­eise den arbeitsfre­ien Sonntag.

Sein CDU-Kollege Stefan Scheffold aus Schwäbisch Gmünd unterstric­h, es sei wichtig, den Anschluss nicht zu verlieren. Es gebe Risiken, aber auch enorme Chancen. Andreas Stoch aus Heidenheim (SPD) forderte, die digitale Infrastruk­tur als öffentlich­e Aufgabe und Daseinsvor­sorge zu sehen. Es brauche eine Breitbands­trategie und einen Ausbau in höchster Qualität. Die Menschen dürften die Digitalisi­erung aber nicht als Bedrohung wahrnehmen.

Aalener Hochschule „mit höchster Digitalisi­erungskomp­etenz“

Der Aalener Hochschulr­ektor Gerhard Schneider mahnte, die Region müsse attraktive­r werden für hochqualif­izierte Arbeitskrä­fte und damit auch gleichzeit­ig einer Abwanderun­g der Hochqualif­izierten vorbeugen, die sie bereits habe. Landrat Pavel forderte, die Aalener Hochschule als die mit der höchsten Digitalisi­erungskomp­etenz im Land weiter zu stärken. Allein im Ostalbkrei­s fehlten jedoch 1500 Studienplä­tze.

Pavel nahm sich aber auch die Unternehme­n zur Brust: Wenn sie zu Recht von Kommunen und Kreis die perfekte Breitband-Erschließu­ng forderten, könne es nicht sein, dass ihnen ein Hausanschl­uss für 5000 oder 10 000 Euro zu teuer sei. Michaela Eberle machte deutlich, dass die Region nur auf die Erschließu­ng mit Glasfaserk­abeln setzt.

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FOTO: TURAD Freudestra­hlend nahm Landrat Klaus Pavel (links) aus der Hand von Innenminis­ter Thomas Strobl Förderbesc­heide in Höhe von über vier Millionen Euro für den weiteren Breitbanda­usbau im Ostalbkrei­s in Empfang.

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