Zahlreiche Zugaben im Focus
Neues Design, viele Assistenten, stärkere Motoren – Ford hat seinen kompakten Bestseller aufgerüstet
Mit 16 Millionen verkaufter Exemplare ist der Focus seit 1998 der Bestseller von Ford, und das soll er auch in der vierten Generation bleiben. Die Voraussetzungen dafür haben ihm die Ingenieure in Köln bei der Neuauflage in die Wiege gelegt. Optisch geliftet mit Superman-Grill und geschärften Konturen, technologisch mit mehr als 30 Assistenzsystemen aufgerüstet, mit neuem Fahrwerk, einem größeren und komfortableren Innenraum, neuen Motoren und einer neuen Acht-Gang-Automatik setzt der Focus Maßstäbe. Wenn die Schrauber im Fordwerk in Saarlouis ihren Job ebenso gut machen, könnte der neue Ford seine Mitbewerber in der Kompaktklasse das Fürchten lehren. Ab 18 700 Euro steht er in sechs Ausstattungslinien als Fünftürer im September bei den Händlern. Die Kombiversion Turnier ist Ende des dritten Quartals zu haben, und eine Aktiv-Baureihe (eine um 30 mm höher gelegte Turnier-Version) kommt Anfang 2019 auf den Markt.
Für Hans Jörg Klein ist der neue Focus „das beste Auto in seinem Segment“, wie der Ford-Verkaufsdirektor bei der Fahrvorstellung in Nizza sagte. Aktuell liegt er damit sicher nicht ganz daneben, zumal die Neuauflage des Klassenprimus VW Golf noch ein Jahr auf sich warten lässt und andere Kompakte längst nicht so viele Zugaben bieten. Jedenfalls liegen zwischen dem alten und dem neuen Focus Welten. Die Ende Juni in Frankreich vorgestellten, voll ausgestatteten Testfahrzeuge machen deutlich: Mehr geht in diesem Segment nicht.
Beginnen wir bei den Technologien: Mehr als 30 Assistenzsysteme sind im Focus unter dem Oberbegriff „Ford Co-Pilot360“verfügbar. Das klingt zuerst nach Übertreibung. Wer braucht schon so viele Helferchen? Richtig eingesetzt, erweisen sie sich als ein Komfort- und Sicherheitsplus, das man nicht mehr missen möchte.
Mehr als 30 Assistenten
Da wäre etwa der adaptive Tempomat gekoppelt mit einem Fahrspurpiloten und einem Stau-Assistenten mit Stop & Go-Funktion. Mit Automatikgetriebe bewegt sich das Fahrzeug damit im Kolonnenverkehr ohne dass der Fahrer die Pedale betätigt. Nur das Lenkrad sollte er nicht dauerhaft aus der Hand geben. Die bis 200 km/h aktive Geschwindigkeitsregelanlage wertet außerdem Daten der Verkehrsschilderkennung aus und ist in der Lage, das Tempo automatisch anzupassen.
Mit dem Parkassistent Plus fährt der mit Automatikgetriebe ausgestattete Focus auf Knopfdruck selbstständig in Längs- und Querrichtung in Parklücken hinein und heraus. Beim Schaltgetriebe lenkt er zwar auch selbstständig, allerdings muss der Fahrer noch Gas, Bremse und Ganghebel bedienen. Dazu kommen weitere Helfer wie Pro- und Post-Kollisions-Assistenten, ein Ausweichassistent, Toter-WinkelAssistent oder eine FalschfahrerWarnfunktion. Diese macht den Fahrer optisch und akustisch darauf aufmerksam, wenn er in falscher Richtung auf die Autobahn einbiegt. Die LED-Scheinwerfer blenden nicht nur automatisch ab, sondern „schauen“auch auf Verkehrsschilder, leuchten in Kreuzungen und um Kurven. Mittels Kamera wird der Lichtkegel dadurch automatisch dem Verkehrsumfeld angepasst.
Beim Fahrwerk setzen die Ingenieure ebenfalls auf Elektronik. Je nach Modell kommt beim Focus eine Verbundlenker- oder eine MultilinkHinterachse mit Dämpferregelung (CCD) zum Einsatz. Das CCD-System stellt die Federung in Millisekunden auf Unebenheiten der Fahrbahn ein und arbeitet dabei präventiv. Überrollt etwa der vordere Reifen eine Schlaglochkante, reagiert der hintere Stoßdämpfer und verhindert, dass das Rad zu tief in das Loch fällt. Auf den vorwiegend schlaglochfreien Teststrecken hat sich dieser Vorzug leider nicht bemerkbar gemacht. Zur Serienausstattung gehört im neuen Focus ein FahrmodusSchalter (bei BMW heißt er Fahrerlebnisschalter), der in den Modi „Normal“, „Sport“und „Eco“das Ansprechverhalten des Gaspedals und die Lenkung beeinflusst.
Als nützliche Neuerung bietet Ford im neuen Focus auf Wunsch sogar ein Head-up Display an. Im Hinblick darauf, dass Instrumententafel und Touchscreen nicht optimal im Blickfeld des Fahrers liegen, erweist sich die Plastikscheibe vor dem Lenkrad als segensreich. Die Auflösung ist brillant, und die Anzeigen sind selbst mit polarisierender Sonnenbrille gut ablesbar. Die Bedienelemente auf dem Armaturenbrett haben die Ford-Ingenieure gehörig entschlackt. Trotz neuer Funktionen und viermal mehr digitaler Daten ist die Anzahl der Knöpfe um 50 Prozent geschrumpft.
Geräumiger und komfortabler
Am neuen Focus-Design gibt es nichts zu meckern. Es ist rundum gelungen. Die Proportionen sind erwachsener geworden und harmonieren. Geradezu edel mutet die Typenbezeichnung in Versalien am Heck an. Die A-Säule ist mehr Richtung Fahrzeugmitte gewandert, gleichzeitig hat der Radstand zugelegt. Dadurch ist der Fünftürer um 18 mm auf 4,40 Meter gewachsen (Turnier 4,70 m, plus 108 mm). In der Höhe ist er um 15 mm auf 1,45 beziehungsweise 1,47 Meter (Turnier) geschrumpft. Fahrer und Passagiere können sich’s auf den elektronisch verstellbaren Ergonomiesitzen auch auf langen Strecken bequem machen. Vorne und im Fond haben sie genug Platz. Das Gepäckvolumen ist mit 341 Liter (1354 l bei geklappten Rücksitzen) um 25 Liter (1653 Liter im Turnier plus 92 Liter) größer geworden. Die Ladekante geht mit 68 Zentimetern als ausgesprochen rückenfreundlich durch. Auch qualitativ hat der neue Focus im Interieur zugelegt. Je nach Ausstattungsversion schmeicheln Holz-Dekor-Einlagen, Carbon-Look und Ziernähte dem Auge. Dass der Zierrat vorwiegend Plastikimitat ist, stört in dieser Klasse nicht weiter.
Ab den Ausstattungslinien Titanium und ST- Line fährt der neue Focus als mobiler WLAN-Hotspot für bis zu zehn Endgeräte durch die Welt. Das Laden von Smartphones neuerer Generation erfolgt induktiv.
Mit den Motoren scheint der Focus-Pilot für die nähere Zukunft gerüstet. Er hat die Wahl zwischen fünf Dreizylinder-Benzinern (1.0 Liter mit 85, 100 und 125 PS sowie 1,5 Liter mit 150 und 180 PS) und drei Vierzylinder-Diesel (1,5 Liter mit 95 und 120 PS sowie 2,0 Liter mit 150 PS). Serienmäßig verfügen sie über Start-StoppSysteme und erfüllen die Emissionsklasse Euro 6d TEMP. Zum Sechsgang-Schaltgetriebe kommt eine neue Achtgang-Automatik, die aber nicht mit allen Motoren kompatibel ist. Ein Mild-Hybrid ist für 2020 angekündigt.
Mit dem Einstiegspreis bei der Version „Trend“(18 700 Euro) sind zwar ein paar Assistenten enthalten. Wer aber die ganze Technologie- und Ausstattungspalette bis hin zum Komfort eines „Vignale“will, sollte sein Konto mit bis zum doppelten Preis belasten können.