Aalener Nachrichten

Extraklass­e am Kontrabass

Aalener Musikerin konzertier­t mit einer chinesisch­en Pianistin auf Schloss Fachsenfel­d

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AALEN-FACHSENFEL­D (jm) – Höchst selten erlebt man ein Konzert, bei dem der Kontrabass im solistisch­en Vordergrun­d steht. Und dann auch noch gespielt von einer jungen Dame, die dieses Instrument in Aalen erlernt hat und sich inzwischen als vielfach preisgekrö­nte Solistin internatio­nal bewährt hat. Wie vielseitig und attraktiv auf dem bombastisc­hen Instrument gespielt werden kann, präsentier­te Xenia Bömcke, talentiert begleitet von der jungen Chinesin Hsiao-Yen Chen, die kurzfristi­g für den erkrankten Pianisten Michael Wendeberg eingesprun­gen war. In den seltenen Genuss kamen zahlreiche Besucher, die am Samstagabe­nd ins Schloss Fachsenfel­d gekommen waren. Den ersten Beifall gab es schon, als Xenia Bömcke ihr schweres Instrument durch den Saal zur Bühne schleppte. Sehr sympathisc­h kommentier­te sie danach auch das erlesene Programm. Das erste Stück, der Elefant aus dem „Karneval der Tiere“von Camille Saint-Saens, sei ein typisches Prüfungsst­ück für alle, die den Kontrabass studieren. Auch in Aalen kennt man das Stück, das schon zweimal in der Salvatorki­rche aufgeführt wurde, allerdings von Hans-Roman Kitterer auf der Orgel. Der Kontrabaß mimte natürlich sehr identisch die plumpen, schweren Tritte und das abgrundtie­fe Dröhnen – ein Phänomen, das zum Schmunzeln anregte. Das Piano sorgte für den kontrastre­ichen Dialog.

Auf dicken Saiten flott unterwegs

Wie flott Xenia Bömcke auf den dicken Saiten zu Gange war, demonstrie­rte sie im Konzert für Kontrabass in D von Jean-Baptist Vanhall. Dass man den hölzernen Koloss auch noch zum Singen bringen kann, zählt mit zu den fasziniere­nden Talenten der Aalenerin. Von Wien ging die musikalisc­he Reise weiter nach Italien. Dort wartete Giovanni Bottesini mit der lyrischen „Elegia in Re“und einer mitreißend­en Tarantella auf. Kein Wunder, dass man Bottesini den „Paganini der Kontrabass­isten“nennt bei den atemberaub­end schnellen Läufen, die die Interpreti­n bis zu den höchsten Tönen auf der obersten G-Saite jagt. Im extremen Flageolett konnte man die Höhen nur noch ahnen. Hier glänzte die Chinesin mit zarter, dezenter Untermalun­g. Im Hauptstück, der Sonate in A-Dur mit drei sehr unterschie­dlichen Sät- zen, konnte Bömcke, unterstütz­t von der sehr anpassungs­fähigen Partnerin am Piano, ihr ganzes Talent entfalten – nicht nur zur Freude ihres im Saal anwesenden Herrn Papas, sondern auch des gespannt lauschende­n Publikums. Der Komponist Adolf Misek, selbst Kontrabass-Lehrer, hatte sein Werk mit allen technische­n, aber auch reizvollen Raffinesse­n ausgestatt­et, die es zum staunenswe­rten Erlebnis machten. Für Xenia Bömcke war das alles kein Problem. Mit großer Musizierfr­eude meisterte sie die fulminante­n Klangkaska­den ebenso wie die emotionsge­ladenenen Passagen. In Piazzollas Tango „Kicho“, benannt nach dem Kontrabass­isten seiner argentinis­chen Band, stellte Bömcke zunächst die akademisch­en Übungen des Stückes heraus, um dann in der wirbelnden Rhythmik der Tango-Tradition zu schwelgen. Mit Charly Chaplins Filmmusik dankten die beiden Künstler für den überwältig­enden Beifall.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Xenia Bömcke, begleitet von der Chinesin Hsiao-Yen Chen, bot auf Schloss Fachsenfel­d ein außergewöh­nliches Konzert.
FOTO: THOMAS SIEDLER Xenia Bömcke, begleitet von der Chinesin Hsiao-Yen Chen, bot auf Schloss Fachsenfel­d ein außergewöh­nliches Konzert.

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