Gartengeflüster ums Haus der Kirche
Subkultan fasziniert mit lateinamerikanischen Klängen und rosa T-Shirts
AALEN - Diese Musik als „Gartengeflüster“zu beschreiben, ist ein bisschen untertrieben. Denn was unter diesem Titel rund ums Haus der katholischen Kirche in Aalen erklang, hatte normale Lautstärke, wie sie von Saxofon, Gitarren, Gesang und Percussion üblicherweise zu hören ist. Aber wenn Betriebsseelsorger Rolf Siedler mit seiner Band einlädt, dann ist Gartengeflüster schon seit vier Jahren ein gängiger und geschätzter Begriff.
Der Hof auf der Südseite des Hauses der Kirche war tatsächlich einmal ein blühender Garten. Es war nämlich der Lehrgarten des ehemaligen Landwirtschaftsamts, dem das Gebäude an der Weidenfelder Straße vor der Kirche gehört hat. Aufgefallen sind an diesem Abend nicht die Blumen, sondern die eigenwillige lateinamerikanische Musik, die ein zahlreiches Publikum spürbar fasziniert hat.
Mit rosa T-Shirts gegen Hass in der Politik
Rolf Siedler stellte in seinem Grußwort den Bezug zur Stadt Aalen her, die momentan an allen Ecken blüht und strahlt. Kein Wunder, dass er auch die Stadtgärtnerin Sabine Grimm zum Gartengeflüster willkommen heißen konnte. Stellvertretend für die rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses der katholischen Kirche begrüßte Siedler auch Dekanatsreferent Martin Kessler.
Bevor es zu heiklen Diskussionen kommen konnte, warum die Band und die Mitarbeiter der Job-Börse an diesem Abend ausgerechnet in rosa T-Shirts auftraten, gab Projektleiter Martin Jahn bereitwillig Auskunft: „Mit dem Bekenntnis zu dieser freundlichen Farbe wollen wir Hass und Verkrustung in der Politik aufbrechen.“Auch der Projektname Subkultan war außergewöhnlich. Mit dem Anklang an „Subcutan“, was „unter die Haut gehend“bedeutet, wollte man die direkte und tief eindringende Wirkung gerade der lateinamerikanischen Musik herausstellen.
Hintergründige Geschichten zu den ausgewählten Stücken
Das gelang vor allem durch die Kommentare und hintergründigen Geschichten, mit denen Siedler die ausgewählten Stücke präsentierte. Bevor die Band loslegte, stellte er seine Kollegen auf der Bühne vor: Norbert Botschek, Saxofon, Markus Braun am großen Bass und Matthias Kehrle, Percussion. Siedler steuerte Gitarre und Gesang bei. Er war auch der Organisator des Ganzen. Sein Spanisch war wie immer imponierend.
Mit dem mitreißenden Bossa Nova „Genty rain“aus Brasilien wurde gestartet. „Eigentlich haben wir an diesem Abend mit Regen gerechnet“, erklärte Siedler die Wahl dieses Titels und die Tatsache, dass man die Gäste unter ein Zeltdach setzte, auch wenn es nicht nötig war. Mit „El cuarto de Tula“entführte die Band nach Kuba und erinnerte an den unvergessenen „Buena vista Social Club“.
Mit „Freedom“aus dem Film „Django unchained“wurden die Kämpfe um Freiheit und Gerechtigkeit lebendig. Unnachahmlich ließ Botschek die bekannte Titelmelodie aufleuchten, während Kehrle wie immer umtriebig das Schlagzeug bearbeitete. Für das rhythmische Gerüst sorgte Braun am Bass.
Um das Anliegen der Betriebsseelsorge, die Auseinandersetzung um die gerechte Verteilung des Eigentums, ging es bei dem originellen Titel des Hazy-Osterwald-Sextetts „Gehn Se mit der Konjunktur“. Begeistert und fasziniert vom tollen Sound und der trefflichen Auswahl, aber auch von der reichlichen Bewirtung blieb das Publikum noch bis spät in die laue Sommernacht hinein.