Kitschfreies Drama mit Tiefgang
Sag, dass Du mich liebst (Arte, Mi., 20.15 Uhr) - Die erfolgreiche Radiomoderatorin Claire ist für ihre Kommentare und Psychotipps als „Mélina" landes- weit bekannt, jeden Abend schenkt sie den Zuhörern ihr Ohr. Privat lebt die Pariserin allein und zurückgezogen und hat mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen. Ihre Eltern kennt sie nicht, die Mutter hat sie 17-jährig nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Jetzt, mit 40, hat Claire eine Personensuche beauftragt und das Ergebnis erhalten: Ihre Mutter konnte ausfindig gemacht werden, Adresse und Namen stehen im Brief. Langsam versucht sich Claire der unbekannten Frau zu nähern. Regisseur und Drehbuchautor Pierre Pinaud, bisher nur als Kurzfilmautor bekannt, ist mit seinem ersten Langfilm gleich ein großer Wurf gelungen. Er zeichnet das einfühlsame Porträt einer Frau, die auf der Suche nach ihrer Mutter zu sich selbst findet.
Mit Karin Viard („Delicatessen“) hätte er keine bessere Claire auswählen können. Sie verkörpert glaubhaft die mit Neurosen behaftete, traumatisierte Frau, die außer einem Schuhtick noch andere Macken hat, fanatisch ordnungsliebend ist, nur mit dem Hund redet und die Speisekarten grundsätzlich mit Handschuhen anfasst. Wie die Frauen aufeinandertreffen und damit auch zwei Welten, ist großes französisches Kino. Und zudem völlig kitschfrei, still und mit Tiefgang.