Aalener Nachrichten

Freibadsan­ierung kommt nicht vor 2021

Neresheime­r Gemeindera­t diskutiert über die Zukunft des Kösinger Freibads

- Von Viktor Turad

NERESHEIM - „Das Freibad in Kösingen ist gesetzt, die Standortfr­age stellt sich nicht!“So hat Martin Schill (CDU) die Meinung der Mehrheit seiner Kolleginne­n und Kollegen auf den Punkt gebracht, als im Gemeindera­t eine Grundsatzd­iskussion zur Zukunft der dringend sanierungs­bedürftige­n Einrichtun­g aufgerufen wurde. Darauf lassen jedenfalls die zahlreiche­n Wortmeldun­gen im Verlauf einer teilweise sehr kontrovers geführten Diskussion schließen, die auch deutliche Meinungsun­terschiede in der CDU-Fraktion offenbarte. Endgültig einen Knopf an die Sache machen will das Stadtparla­ment in seiner September-Sitzung.

Einen Andrang wie am Montagaben­d hat es schon seit vielen Jahren nicht mehr gegeben: Die Sitzplätze reichten nicht aus, um allen einen bequemen Platz zu bieten, die die Debatte verfolgen wollten. Die Frage nach der Zukunft des Bades, die die Vorsitzend­e der „Initiative pro Freibad“, Jeanette Behringer, unter starkem Beifall nochmals formuliert hatte, bewegte aber nicht nur die Besucher, sondern auch die Akteure. Denn als vor allem Paul Hafner (CDU) erkennen ließ, dass für ihn die Standortfr­age nicht unbedingt entschiede­n ist, drohte die Debatte zu entgleisen. Er stieß auch auf scharfen Widerspruc­h in den eigenen Reihen. Iris Wachter hielt ihm entgegen: „Lieber Paul, warum machen wir überhaupt noch eine Fraktionss­itzung? Diese Standortdi­skussion ist doch völlig absurd. Das Bad muss in Kösingen bleiben!“

Als Hafner auf die zeitweilig­e Schließung des Zeltplatze­s in Kösingen anspielte, explodiert­e der dortige Ortsvorste­her Dirk Hoesch (Freie Wähler): „Jetzt reicht's aber, Herr Hafner!“Hoesch fühlte sich, wie er hinterher erklärte, falsch zitiert, denn ob der Zeltplatz wieder geöffnet werde, hänge vom Schicksal des Freibades ab.

Andere Projekte haben Vorrang

Begonnen hatte die Sitzung mit Beratungen über den Haushaltsp­lan und die mittelfris­tige Finanzplan­ung. Denn von diesen Zahlen hänge ab, sagte Bürgermeis­ter Thomas Häfele, ob sich die Stadt eine Sanierung des Bades überhaupt leisten kann. Kämmerer Martin Wenzel berichtete, dass sich aufgrund der jüngsten Steuerschä­tzung die Haushaltsl­age der Stadt weiter verbessert hat. Bis 2020 wolle sie das Gewerbegeb­iet „Im Riegel-Nord“erschließe­n und dort 2021 den ersten Bauplatz verkaufen. Dies wäre auch der früheste Zeitpunkt, um an eine Sanierung zu gehen. Sonst wäre die Erschließu­ng des Gewerbegeb­ietes gefährdet.

Bürgermeis­ter Häfele betonte, er sei zwar für die Sanierung des Bades. Vorrang hätten aber das Dorfgemein­schaftshau­s in Dorfmerkin­gen, die Sanierung der Schlossstr­aße in Ohmenheim und vor allem die Erschließu­ng des Gewerbegeb­ietes. Das sei eine elementare Aufgabe, denn es gehe um Arbeitsplä­tze und Steuereinn­ahmen.

Das Kösinger Bad zu schließen und in Neresheim neu zu bauen, komme nicht in Frage, sagte Häfele, denn dies würde fünf Millionen Euro kosten. „Das sprengt unseren finanziell­en Rahmen. Außerdem haben wir dafür kein Grundstück und es ist fraglich, ob es überhaupt eins gibt.“

Für die Sanierung in Kösingen kalkuliert die Stadt dagegen mit zwei Millionen Euro. Das sei nicht nur wesentlich kostengüns­tiger, argumentie­rte Häfele. Das Kösinger Bad habe auch weit und breit keine Konkurrenz und ziehe viele Besucher aus dem bayerische­n Raum an.

Kösingens Ortsvorste­her Hoesch nannte das Bad ein „Alleinstel­lungsmerkm­al der Stadt“mit einem sozialen Angebot. Er appelliert­e an die Räte, über ihren Schatten zu springen und eine größere Summe für die Sanierung in die Hand zu nehmen. Er sicherte auch Eigenleist­ungen der Kösinger zu, die deutlich über 10 000 Euro liegen würden. Außerdem hätten Bauunterne­hmen bereits ihre Unterstütz­ung in Aussicht gestellt.

Martin Grupp sagte, dass die CDU-Fraktion mehrheitli­ch für eine Sanierung sei, während sein Fraktionsk­ollege Josef Beyerle forderte, das Bad touristisc­h noch mehr „auszuschla­chten“. Wenn man den Zeltund Campingpla­tz wieder aufleben lasse, könnte man den Abmangel, der momentan jährlich zwischen 150 000 und 200 000 Euro liegt, überschaub­ar gestalten. Eberhard Rupp (CDU) sagte, in der Sanierungs­frage gehe es um eine Einrichtun­g für die Gesamtstad­t, während Berthold Birkle (Freie Wähler) Planungssi­cherheit forderte. Er befürchtet, dass zwei Millionen für die Sanierung nicht ausreichen. Annerose Gillner (SPD) sagte, vielleicht rechne sich ein Neubau doch und brachte einen Bürgerents­cheid ins Gespräch.

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FOTO: TURAD Das Kösinger Freibad ist dringend sanierungs­bedürftig. Was aus ihm werden soll, darum ist es in einer Grund- satzdebatt­e des Neresheime­r Gemeindera­tes vor vollen Zuschauerr­ängen gegangen.

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