Freibadsanierung kommt nicht vor 2021
Neresheimer Gemeinderat diskutiert über die Zukunft des Kösinger Freibads
NERESHEIM - „Das Freibad in Kösingen ist gesetzt, die Standortfrage stellt sich nicht!“So hat Martin Schill (CDU) die Meinung der Mehrheit seiner Kolleginnen und Kollegen auf den Punkt gebracht, als im Gemeinderat eine Grundsatzdiskussion zur Zukunft der dringend sanierungsbedürftigen Einrichtung aufgerufen wurde. Darauf lassen jedenfalls die zahlreichen Wortmeldungen im Verlauf einer teilweise sehr kontrovers geführten Diskussion schließen, die auch deutliche Meinungsunterschiede in der CDU-Fraktion offenbarte. Endgültig einen Knopf an die Sache machen will das Stadtparlament in seiner September-Sitzung.
Einen Andrang wie am Montagabend hat es schon seit vielen Jahren nicht mehr gegeben: Die Sitzplätze reichten nicht aus, um allen einen bequemen Platz zu bieten, die die Debatte verfolgen wollten. Die Frage nach der Zukunft des Bades, die die Vorsitzende der „Initiative pro Freibad“, Jeanette Behringer, unter starkem Beifall nochmals formuliert hatte, bewegte aber nicht nur die Besucher, sondern auch die Akteure. Denn als vor allem Paul Hafner (CDU) erkennen ließ, dass für ihn die Standortfrage nicht unbedingt entschieden ist, drohte die Debatte zu entgleisen. Er stieß auch auf scharfen Widerspruch in den eigenen Reihen. Iris Wachter hielt ihm entgegen: „Lieber Paul, warum machen wir überhaupt noch eine Fraktionssitzung? Diese Standortdiskussion ist doch völlig absurd. Das Bad muss in Kösingen bleiben!“
Als Hafner auf die zeitweilige Schließung des Zeltplatzes in Kösingen anspielte, explodierte der dortige Ortsvorsteher Dirk Hoesch (Freie Wähler): „Jetzt reicht's aber, Herr Hafner!“Hoesch fühlte sich, wie er hinterher erklärte, falsch zitiert, denn ob der Zeltplatz wieder geöffnet werde, hänge vom Schicksal des Freibades ab.
Andere Projekte haben Vorrang
Begonnen hatte die Sitzung mit Beratungen über den Haushaltsplan und die mittelfristige Finanzplanung. Denn von diesen Zahlen hänge ab, sagte Bürgermeister Thomas Häfele, ob sich die Stadt eine Sanierung des Bades überhaupt leisten kann. Kämmerer Martin Wenzel berichtete, dass sich aufgrund der jüngsten Steuerschätzung die Haushaltslage der Stadt weiter verbessert hat. Bis 2020 wolle sie das Gewerbegebiet „Im Riegel-Nord“erschließen und dort 2021 den ersten Bauplatz verkaufen. Dies wäre auch der früheste Zeitpunkt, um an eine Sanierung zu gehen. Sonst wäre die Erschließung des Gewerbegebietes gefährdet.
Bürgermeister Häfele betonte, er sei zwar für die Sanierung des Bades. Vorrang hätten aber das Dorfgemeinschaftshaus in Dorfmerkingen, die Sanierung der Schlossstraße in Ohmenheim und vor allem die Erschließung des Gewerbegebietes. Das sei eine elementare Aufgabe, denn es gehe um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.
Das Kösinger Bad zu schließen und in Neresheim neu zu bauen, komme nicht in Frage, sagte Häfele, denn dies würde fünf Millionen Euro kosten. „Das sprengt unseren finanziellen Rahmen. Außerdem haben wir dafür kein Grundstück und es ist fraglich, ob es überhaupt eins gibt.“
Für die Sanierung in Kösingen kalkuliert die Stadt dagegen mit zwei Millionen Euro. Das sei nicht nur wesentlich kostengünstiger, argumentierte Häfele. Das Kösinger Bad habe auch weit und breit keine Konkurrenz und ziehe viele Besucher aus dem bayerischen Raum an.
Kösingens Ortsvorsteher Hoesch nannte das Bad ein „Alleinstellungsmerkmal der Stadt“mit einem sozialen Angebot. Er appellierte an die Räte, über ihren Schatten zu springen und eine größere Summe für die Sanierung in die Hand zu nehmen. Er sicherte auch Eigenleistungen der Kösinger zu, die deutlich über 10 000 Euro liegen würden. Außerdem hätten Bauunternehmen bereits ihre Unterstützung in Aussicht gestellt.
Martin Grupp sagte, dass die CDU-Fraktion mehrheitlich für eine Sanierung sei, während sein Fraktionskollege Josef Beyerle forderte, das Bad touristisch noch mehr „auszuschlachten“. Wenn man den Zeltund Campingplatz wieder aufleben lasse, könnte man den Abmangel, der momentan jährlich zwischen 150 000 und 200 000 Euro liegt, überschaubar gestalten. Eberhard Rupp (CDU) sagte, in der Sanierungsfrage gehe es um eine Einrichtung für die Gesamtstadt, während Berthold Birkle (Freie Wähler) Planungssicherheit forderte. Er befürchtet, dass zwei Millionen für die Sanierung nicht ausreichen. Annerose Gillner (SPD) sagte, vielleicht rechne sich ein Neubau doch und brachte einen Bürgerentscheid ins Gespräch.