Kein „Blümlesfest“, sondern Jahrhundertchance
CDU lädt zur Landesgartenschau-Hocketse auf dem Marktplatz
ELLWANGEN - Zahlreiche interessierte Bürger sind der Einladung des CDU-Stadtverbands Ellwangen zum Meinungsaustausch zur Landesgartenschau gefolgt. „Die Landesgartenschau wurde bedingungslos nach Ellwangen vergeben“, erklärte Stadtverbandsvorsitzender Gerhard Rettenmaier. Rolf Merz, CDU-Fraktionschef im Gemeinderat, betonte, man wolle kein „Blümlesfest“für nur einen Sommer feiern. „Die Stadt, in der wir alle gerne leben, kann ihr Potenzial zeigen“, sagte Landtagsabgeordneter Winfried Mack.
Die Freude über den Zuschlag nach zwei erfolglosen Bewerbungen hatte einen Dämpfer bekommen, als Agrarminister Peter Hauk (CDU) die Verlängerung des LEA-Vertrags damit verknüpfte (wir berichteten). „Der Ministerpräsident hat Hauk zurückgepfiffen“, sagte CDU-Stadtverbandsvorsitzender Gerhard Rettenmaier. Die Zusage sei „bedingungslos.“Finanzieren könne man das rund 30 Millionen Euro teure Jahrhundertereignis auch. In den kommenden acht Jahren müsse die Stadt jährlich drei bis vier Millionen Euro dafür im Haushalt einstellen.
Entscheidung mit Signalwirkung
„Wir feiern kein Blümlesfest für nur einen Sommer“, betonte Rolf Merz, CDU-Fraktionschef im Gemeinderat. Die Jahrhundertentscheidung habe Signalwirkung.
Die CDU werde auf einen schnellen Gemeinderatsbeschluss zur Annahme der Landesgartenschau drängen. Merz präzisierte die Zahlen. Investitionskosten für dauerhaft bestehende Anlagen wie die Renaturierung der Jagst bezifferte er mit 24 Millionen Euro. Dafür gebe es Fördergelder in Höhe von 18,8 Millionen Euro und einen Landeszuschuss von fünf Millionen Euro. Bleiben rund 13,8 Millionen Euro für die Stadt. Die Kosten für temporäre Anlagen wie Wege und Plätze sowie Personal und Organisation belaufen sich auf rund 15,3 Millionen Euro. Rund 11,3 Millionen Euro würden durch Eintrittsgelder abgedeckt, verbleiben etwa vier Millionen Euro für die Stadt.
Für begleitende Projekte wie die Ertüchtigung des Schießwasens zum Festplatz, attraktive Querungen im Bereich Bahnhof und Bachgasse, den geplanten Brückenpark und Infrastrukturmaßnahmen in der Innenstadt betrage der städtische Anteil rund 10,8 Millionen Euro. Für Grunderwerb müsse die Stadt rund 0,7 Millionen Euro einplanen. Die aktuelle Verschuldung der Stadt betrage 22 Millionen Euro, pro Kopf also unter 1000 Euro. Merz dankte den Unternehmern, die der Stadt sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen bescherten.
„Wenn etwas gut werden soll, muss man gemeinsam daran arbeiten“, sagte der Landtagsabgeordnete Winfried Mack. Die Landesgartenschau werde Ellwangens Attraktivität steigern und habe Strahlkraft über die Region hinaus. Davon werde auch der Einzelhandel profitieren, obwohl man aufgrund der Internet-Konkurrenz über Umnutzung innerstädtischer Flächen nachdenken könne.
Eine neue Stadthalle wäre schön und gut. Doch Ellwangen habe schöne Säle wie den Schwurgerichtssaal, den einstigen Theatersaal der Jesuiten. Hier investiere das Land 2019 rund drei Millionen Euro in den Brandschutz. Er hoffe, dass der Schwurgerichtssaal künftig stärker für kulturelle Veranstaltungen genutzt werde.
Rolf Merz erinnerte dann noch an die Aussage eines Ludwigsburger Bürgers. „Wenn Ihr sie nicht wollt, wir nehmen sie sofort“, habe der gesagt, als er hörte, dass es in Ellwangen kritische Stimmen zur Landesgartenschau gibt. Ludwigsburg hatte sich ebenfalls beworben und war leer ausgegangen.
Ausstellungshalle bedeutet nicht das Ende für die Eishalle
Offenbar war damit alles gesagt, denn es gab nur wenige Fragen der Zuhörer. Die Befürchtung, die geplante Ausstellungshalle bedeute das Ende des Eisplatzes am Wellenbad, konnte Oberbürgermeister Karl Hilsenbek nehmen. Man habe das Problem erkannt und die Planung geändert. In Unterführungen fühle sie sich nachts gefährdet, so eine Bürgerin. Ob man sie nicht durch Brücken ersetzen könne. Man habe ein Konzept erarbeitet, so der OB. Jetzt seien die Bürger aufgerufen, Ideen einzubringen.
Das tat Anna Ott, die mit ihrer Band Anna & Friends die Hocketse musikalisch begleitete: Junge Leute wünschten sich zum Beispiel einen Skatepark oder Pumptracks. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Selbstverständlich kommen Experten zu Wort. Und das sind in diesem Fall die Jugendlichen“, versprach der OB.