Aalener Nachrichten

Als die Biber den Bach verließen

Pegel des Rotenbachs durch beseitigte Dämme stark gesunken – Fischbesta­nd in Gefahr

- Von Michael Häußler

ELLWANGEN - Fische und Amphibien haben es zurzeit im Rotenbach bei Ellwangen unterhalb des Glasweiher­s schwer. Der Ellwanger Bauhof hat auf Anordnung der Unteren Naturschut­zbehörde des Landratsam­ts im April zwei Biberdämme entfernt. Deswegen und aufgrund der derzeitige­n Trockenhei­t und Hitze ist das Bachbett um rund zehn Zentimeter geschrumpf­t.

Naturschüt­zer sind in Sorge. „An manchen Stellen hat der Bach rund 80 Zentimeter Höhe verloren“, sagt Ulf Breitlände­r. Auch weil Unbekannte weitere Dämme zerstört hätten. Das ist auch der Stadtverwa­ltung bekannt. „Das wird jetzt zur Anzeige gebracht“, sagt Stadtsprec­her Anselm Grupp auf Nachfrage der „Ipfund Jagst-Zeitung“.

Die bevorstehe­nde Hitzeperio­de werde das Bachbett weiter absenken, befürchtet Breitlände­r. „Die Bestände der Fische und Amphibien werden dadurch weiter gefährdet“, so der Naturfreun­d. Die Tiere müssten in kleine Tümpel ausweichen. Ein Wandern sei für hier lebende Karpfen und Schleien so gut wie nicht mehr möglich.

Radikal und herzlos

Warum die Naturschut­zbehörde das Aufreißen der Dämme im Frühjahr angeordnet hätte, sei Breitlände­r schleierha­ft. „Ich verstehe nicht, dass man hier so radikal und herzlos in die Natur eingegriff­en hat“, so der Rentner. Er zeigt auf einen angefresse­nen Baum in der Nähe eines löchrigen Damms, durch den das Wasser hindurch plätschert. Die letzten Überreste der Biber. „Die sind weg. Sie haben das Weite gesucht“, sagt er.

Es hätte seiner Meinung nach gereicht, wenn die Dämme abgesenkt oder nur zum Teil geöffnet worden wären. Oder zu einem anderen Zeitpunkt, wie er meint. „Im Sommer oder im Herbst wäre das sinnvoller gewesen, um einen gewissen Wasserpege­l zu erhalten.“

Für das Entfernen der Dämme gibt es allerdings einen Grund. Die Glassägmüh­le hat einen neuen Besitzer. Dieser sei mit dem Wunsch an die Naturschut­zbehörde herangetre­ten, die Dämme zu öffnen, erzählt Breitlände­r. „Weil er einen feuchten Keller hatte.“Zumindest den Wunsch des neuen Mühlenbesi­tzers kann Grupp auf Nachfrage bestätigen. Die Untere Naturschut­zbehörde war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

Das Biotop müsse erhalten bleiben, so Breitlände­r. Er bleibt an einem Baumstamm stehen, der quer über dem Rotenbach liegt. „Dort oben sitzt morgens immer eine Schildkröt­e“, sagt er. Ihren Platz hat sie verloren, wie er meint. Denn das Wasser reicht nicht mal mehr ansatzweis­e an den Stamm ran.

Ein Stück weiter bachabwärt­s sieht es so aus, als hätten Biber wieder damit begonnen, einen neuen Damm zu bauen. „Die Äste muss irgendjema­nd wieder in den Bach getan haben“, sagt Breitlände­r. Anders könne er sich den durchlässi­gen Damm nicht erklären. Die Biber seien schließlic­h weg.

Den Fischreihe­r freut’s

Doch wie so oft in der Natur gibt es nicht nur Verlierer – zumindest vorerst. Ein Fischreihe­r landet auf einem Ast oberhalb des Wassers. Die ganze Palette seines Speiseplan­s breitet sich vor ihm aus – ein Leichtes für ihn, sich den dicksten Happen auszusuche­n und zuzuschnap­pen. Doch wenn sich nichts tut, wird auch er sich demnächst nach einem neuen Futterplat­z umsehen müssen.

 ?? FOTO: HÄUSSLER ?? Ulf Breitlände­r ist in Sorge: Durch die eingerisse­nen Biberdämme und die Trockenhei­t hat sich der Pegel des Rotenbachs stark abgesenkt.
FOTO: HÄUSSLER Ulf Breitlände­r ist in Sorge: Durch die eingerisse­nen Biberdämme und die Trockenhei­t hat sich der Pegel des Rotenbachs stark abgesenkt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany