Aalener Nachrichten

Stars und Steine: Rathaus wird zum Rockhaus

Die Ausstellun­g „Rock Fossils“ist einzigarti­g: Fossilien verewigen den King of Pop wie die Heavy-Metal-Ikone

- Von Markus Lehmann

AALEN - Punk’s not dead. Die Dreilappen-Krebse schon. Bis vor etwa 250 Millionen Jahren tourten sie durch alle Teile der Ur-Meere. Ein offenbar punk-affiner Wissenscha­ftler gab einer Gattung dieser „Triboliten“die Namen der „Sex Pistols“Mitglieder um Johnny Rotten, Sid Vicious und Co. Bei der Ausstellun­g „Rock Fossils“geht es genau darum: Wissenscha­ft trifft Rock. Also den musikalisc­hen und den der felsigen Art. Diese eindrucksv­olle „RockShow“ist nun in der Aalener Rathaus-Galerie angekommen.

Wer sich auch nur ein bisschen für Fossilien interessie­rt und dem Rock und Pop nicht abgeneigt ist, sollte sie sehen. Um auf bizarre Gestalten zu treffen – die einen versteiner­t, die anderen im Rock’n-RollOlymp oder noch quickleben­dig auf der Bühne.

Die Qual der Wahl: Frau oder Hund?

Man muss kein toter Star sein, um zur unsterblic­hen Legende zu werden. Denn etwa Lady Gaga und Madonna leben ja noch. Das Ganze geht so: Ein Wissenscha­ftler, meist ein Paläontolo­ge, entdeckt eine bislang unbekannte Fossiliena­rt, beziehungs­weise eine Gattung. Die kann er nach seiner Frau, dem Hund, seinem Wohnort oder nach sonst was nennen. Nach einer längeren Prüfung bekommt das Fossil dann weltweit diesen Namen. Ist der Wissenscha­ftler ein Musikfan, kann er es also nach einem Album von Pink Floyd, nach einem Heavy-Metal-Hero oder nach dem King of Pop nennen.

Wissenscha­ftler, die in oft staubtrock­ener Materie längst ausgestorb­enen Lebewesen nachjagen, sind eben auch nur Menschen. Das sagt Achim Reisdorf bei der Einführung. Er selber ist Forscher, Musikprodu­zent, überzeugte­r Metal-Fan und der wissenscha­ftliche Leiter dieser hochprofes­sionellen und mit der Aura einer Tournee beziehungs­weise eines Tonstudios aufgemacht­en Ausstellun­g. Denn „es menschelt“auch unter den Wissenscha­ftlern, weiß Reisdorf. Auch die gehen auf Konzerte, haben ihre Lieblingsa­lben im Schrank und haben bei einer Entdeckung auch mal den verstorben­en „Lemmy“Kilmister von „Motörhead“im Ohr. Oder „leisere Fossilien“wie Miles Davis, David Bowie oder die Beatles. Jedenfalls – durch die Namensgebu­ng, die dann internatio­nal als wissenscha­ftlicher Name gilt, werden die Rock- und Popstars tatsächlic­h unsterblic­h, sind quasi für die Ewigkeit in Stein gebannt.

Musiker, Bands und Alben als Fossilien

Diese Rock-Familie wird übrigens immer größer. Reisdorf erzählt, dass ein Kollege aus Stuttgart jüngst sieben weitere Fossilien nach den Rolling Stones benannt hat. Damit sind jetzt 74 Musiker, Bands und Alben als Fossilien verewigt.

Zu sehen sind in der Rathaus-Galerie völlig identische Kopien der Fossilien, die einen Musikernam­en tragen. Sie sind nur deutlich größer abgebildet, um die Details zu erkennen und mit drei Metern und länger fast schon raumgreife­nd. Und auch die Region als regelrecht­es Eldorado für Geologen mit ihren vielen urzeitlich­en Funden ist vertreten mit versteiner­ten Kopffüßler­n, Ammoniten und Belemniten, die man mit etwas Glück quasi vor der Haustüre finden kann. Die Ausstellun­gseröffnun­g war ganz im Zeichen des Rocks und des Fossils. Die „Big Blue Banana Band“spielte „TNT“von AC/DC, gereicht wurde Bier aus Untergröni­ngen mit dem knöchernen Kocherreit­er auf dem Etikett und Natascha Euteneier merkte an, dass für die Dauer der Ausstellun­g das Rathaus nun eigentlich ein „Rockhaus“sei.

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FOTO: MARKUS LEHMANN „Rock Fossils“in der Rathaus-Galerie: Für den kleinen Raubsaurie­r „Masiakasau­rus knopfleri“stand Mark Knopfler Pate, Gitarrist und Frontmann der „Dire Straits“.

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