Ausland entscheidet über Unterricht
STUTTGART (kab) - Was im muttersprachlichen Unterricht im Südwesten gelehrt wird, entscheiden die Herkunftsländer. Diese bestimmen Inhalte und bezahlen die Lehrer, die hierfür nach Baden-Württemberg entsandt werden. An dieser Praxis will Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) nicht rütteln. Das erklärt sie in einer Antwort auf einen Antrag der SPD im Stuttgarter Landtag, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. Die SPD hatte Eisenmann aufgefordert, den Unterricht mit eigenen Lehrern und Inhalten anzubieten – in einem ersten Schritt per Modellversuch an bis zu 90 Schulen. Für diesen Modellversuch bekommt die SPD Rückendeckung von der Grünen-Fraktion, die damit auf Konfrontation zu ihrem Koalitionspartner CDU geht.
Der bisherige Konsulatsunterricht ist vordergründig fein: Baden-Württembergs Schüler mit Wurzeln im Ausland können Unterricht in Türkisch, Italienisch oder Griechisch haben, ohne dass dadurch Kosten fürs Land entstehen. Bezahlt werden die Lehrer vom Herkunftsland, in dem sie auch ausgebildet wurden.
Nun streitet sich die SPD mit Kultusministerin Susanne Eisenmann darüber, wie viel es kosten würde, den Unterricht selbst zu gestalten. Die SPD spricht von 15 Millionen Euro jährlich und begründet dies mit den Aufwendungen in Rheinland-Pfalz, die den Unterricht längst selbst anbieten. Eisenmann sieht die Kosten viermal so hoch und verweist darauf, dass diese Rechnung von ihrem Vorgänger stammt – von SPD-Fraktionschef Andreas Stoch, der jetzt die Revolution beim herkunftssprachlichen Unterricht anführt.
Die Regierung sollte sich fragen, ob sie es dulden möchte, dass andere Länder Einfluss auf hier lebende Schüler nehmen. Die Antwort sollte Nein lauten. Die Kosten sind dann zweitrangig.