Das Römerkastell erlebbar machen
Touristische Erschließung des Geländes lässt für Pfahlheims Ortsvorsteher viel zu wünschen übrig
ELLWANGEN-PFAHLHEIM (ij) - Das ehemalige Römerkastell in Halheim liegt derzeit im Dornröschenschlaf. Eine hohe Hecke markiert den Mauerverlauf, ansonsten deutet wenig auf die Vergangenheit hin. Pfahlheims Ortsvorsteher Wolfgang Seckler möchte dies ändern.
ELLWANGEN-PFAHLHEIM - Das ehemalige Römerkastell in Halheim liegt derzeit im Dornröschenschlaf. Eine hohe Hecke markiert den Mauerverlauf, ansonsten deutet wenig auf die historische Vergangenheit des Geländes hin. Pfahlheims Ortsvorsteher Wolfgang Seckler möchte dies ändern.
Die Suche nach dem Halheimer Kastell kann sich frustrierend gestalten. Ein geschotterter Feldweg führt an Maisfeldern vorbei, bis plötzlich zur Linken eine hohe Hecke auftaucht. Wer nicht eingeweiht ist, fährt an der Hecke vorbei und hat sie schon fast passiert, bis schließlich eine kleine Schautafel und ein gusseisernes Modell anzeigen, dass sich hier einmal ein römisches Kastell befunden hat.
Für den Pfahlheimer Ortsvorsteher Wolfgang Seckler sind diese Hinweise auf das Kastell zu spärlich. „Im Augenblick ist die Anlage eigentlich nur durch die Hecke gekennzeichnet. Ein kleines Gussmodel, das man dankenswerterweise vor sechs Jahren aufstellen konnte, ist im Prinzip der einzige Hinweis auf das Kastell.“
Modell, Info-Tafel und eine Hecke rund ums Kastell
Seckler bedauert es sehr, dass es bis jetzt nicht gelungen ist, das römische Erbe erlebbar zu machen. In der jüngsten Sitzung des Kultur- und Touristikausschusses des Ellwanger Gemeinderats monierte er, dass das Kastell bis jetzt kaum touristisch erschlossen sei. Auf Anfrage der „Ipfund Jagst-Zeitung“widersprach das Landesamt für Denkmalpflege: Das „einzigartige Denkmal“sei durchaus für Touristen erschlossen. Das Amt verweist auf das gesockelte Modell des Kastells, die Informationstafel sowie die „natürliche Visualisierung der Kastellmauer samt der beiden Tore“durch eine Hecke mit Bäumen. Darüber hinaus habe die Gemeinde vor wenigen Jahren ohne Wissen des Landesdenkmalamtes eine Sitzgruppe am Kastell realisiert.
Hinter dieser Sitzgruppe steht der Ortsvorsteher nach wie vor „zu hundert Prozent“. Denn an dem Kastellgelände führt der Limesradweg vorbei. Wer hier vorbeikomme, müsse auch Gelegenheit bekommen, sich auszuruhen und auch zu picknicken, so Seckler. Dass damit das Kastellgelände für Touristen erschlossen sein soll, wie es das Landesdenkmalamt ausdrückt, kann Pfahlheims Ortsvorsteher jedoch nicht nachvollziehen: „Mir fehlt hier wirklich das Greifbare – dass man etwas sieht, das man auch den Kindern erklären kann.“
Secklers Idealvorstellung wäre, einen Eckturm des Kastells wenigstens in Teilen an Ort und Stelle zu rekonstruieren. „Es gibt Bilder, auf denen ein Eckturm noch bis zu einem halben Meter Höhe sichtbar ist“, erläutert der Ortsvorsteher: „Es ist also klar, dass es ein gemauertes Kastell war, und es ist auch klar, wo es stand, im Prinzip auch von den Ausmaßen her.“Der Eckturm könnte dann am gegebenen Ort als Natursteinmauerwerk errichtet werden. Darüber hinaus wünscht sich der Ortsvorsteher Informationstafeln, die den Besuchern das römische Leben am Limes nahe bringen.
Das Landesamt für Denkmalpflege sieht in einem solchen Projekt eine Gefahr für die antike Substanz des Kastells. Die Behörde befürchtet die Zerstörung des „wunderschönen Ensembles mit der Hecke“und des „auf uns gekommenen authentischen Erscheinungsbildes des Denkmals“, so Saskia Becker, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart.
Ortsvorsteher Seckler lässt diese Einwände nicht gelten: „Ich glaube, dass allein durch die Bewurzelung und die großen Bäume wahrscheinlich mehr Schaden entsteht, als wenn wir eine Betonplatte oben auflegen.“Mit der Platte würde die antike Bausubstanz abgedeckt. Auf der Betonplatte könnte dann die Rekonstruktion des Kastellturmes in Natursteinbauweise erfolgen. Eine Fundamentierung sei nicht notwendig. „Wenn sich die archäologischen Erkenntnisse ändern, ist das wieder problemlos abbaubar. Rückstandslos“, betont Seckler.
Hinweise auf einen römischen Gutshof in der Nähe
Zudem vermutet Seckler in der Umgebung noch weitere interessante Bodendenkmäler, die ebenfalls noch nicht für die Gäste erschlossen sind. So gibt es Hinweise auf einen römischen Gutshof in unmittelbarer Nähe des Halheimer Kastells. In Pfahlheim selbst gebe es Überreste eines römischen Badehauses. Das könnte auch darauf hindeuten, dass es in der Nähe von Pfahlheim ebenfalls ein bisher unentdecktes Kastell gegeben haben könnte. Denn der Weg vom Halheimer Kastell zum Badehaus in Pfahlheim sei vermutlich für die Soldaten zu weit gewesen.
Eine weitere Idee, die Seckler hegt, ist ein Aussichtsturm auf der Anhöhe zwischen Halheim und Pfahlheim, auf dem die Besucher anhand einer Karte die römischen Fundstätten identifizieren können. Im Hinblick auf die Finanzierung sagt der Ortsvorsteher, dass die Kosten für die Rekonstruktion eines Eckturms des Kastells zu bewältigen sei – nicht zuletzt, weil es interessierte Bürger gebe, die hier auch zu Eigenleistungen bereit seien. Die Informationstafeln müssten möglicherweise über das Landesdenkmalamt gefördert werden, aber es gebe sicher auch andere Möglichkeiten. Zudem sei es heute viel einfacher als früher, Informationstafeln herzustellen.
Für ein solches Projekt, wie es Seckler vorschwebt, gibt es durchaus Vorbilder. Beim Kastell Pfünz in der Nähe von Eichstätt wurden Teile der Umfassungsmauer sowie Türme rekonstruiert. Unweit davon, im Ort Möckenlohe im Altmühltal, wurde zudem ein römisches Gutshaus, eine villa rustica, wieder aufgebaut. Wolfgang Seckler glaubt, dass der Freistaat Bayern hier gewitzter vorgeht als das Land Baden-Württemberg. „Ich denke, die Bayern setzen ihre Schwerpunkte geschickter für die Touristen. Ein Punkt, in dem der ländliche Raum wirklich auftrumpfen kann, ist der Tourismus. Dafür brauchen wir interessante Wegstationen. Und da gehört ein solches Kastell einfach dazu.“ Ein Videobeitrag zum Thema findet sich unter www.schwäbische.de/kastell-halheim