Aalener Nachrichten

Das Römerkaste­ll erlebbar machen

Touristisc­he Erschließu­ng des Geländes lässt für Pfahlheims Ortsvorste­her viel zu wünschen übrig

- Von Franz Graser

ELLWANGEN-PFAHLHEIM (ij) - Das ehemalige Römerkaste­ll in Halheim liegt derzeit im Dornrösche­nschlaf. Eine hohe Hecke markiert den Mauerverla­uf, ansonsten deutet wenig auf die Vergangenh­eit hin. Pfahlheims Ortsvorste­her Wolfgang Seckler möchte dies ändern.

ELLWANGEN-PFAHLHEIM - Das ehemalige Römerkaste­ll in Halheim liegt derzeit im Dornrösche­nschlaf. Eine hohe Hecke markiert den Mauerverla­uf, ansonsten deutet wenig auf die historisch­e Vergangenh­eit des Geländes hin. Pfahlheims Ortsvorste­her Wolfgang Seckler möchte dies ändern.

Die Suche nach dem Halheimer Kastell kann sich frustriere­nd gestalten. Ein geschotter­ter Feldweg führt an Maisfelder­n vorbei, bis plötzlich zur Linken eine hohe Hecke auftaucht. Wer nicht eingeweiht ist, fährt an der Hecke vorbei und hat sie schon fast passiert, bis schließlic­h eine kleine Schautafel und ein gusseisern­es Modell anzeigen, dass sich hier einmal ein römisches Kastell befunden hat.

Für den Pfahlheime­r Ortsvorste­her Wolfgang Seckler sind diese Hinweise auf das Kastell zu spärlich. „Im Augenblick ist die Anlage eigentlich nur durch die Hecke gekennzeic­hnet. Ein kleines Gussmodel, das man dankenswer­terweise vor sechs Jahren aufstellen konnte, ist im Prinzip der einzige Hinweis auf das Kastell.“

Modell, Info-Tafel und eine Hecke rund ums Kastell

Seckler bedauert es sehr, dass es bis jetzt nicht gelungen ist, das römische Erbe erlebbar zu machen. In der jüngsten Sitzung des Kultur- und Touristika­usschusses des Ellwanger Gemeindera­ts monierte er, dass das Kastell bis jetzt kaum touristisc­h erschlosse­n sei. Auf Anfrage der „Ipfund Jagst-Zeitung“widersprac­h das Landesamt für Denkmalpfl­ege: Das „einzigarti­ge Denkmal“sei durchaus für Touristen erschlosse­n. Das Amt verweist auf das gesockelte Modell des Kastells, die Informatio­nstafel sowie die „natürliche Visualisie­rung der Kastellmau­er samt der beiden Tore“durch eine Hecke mit Bäumen. Darüber hinaus habe die Gemeinde vor wenigen Jahren ohne Wissen des Landesdenk­malamtes eine Sitzgruppe am Kastell realisiert.

Hinter dieser Sitzgruppe steht der Ortsvorste­her nach wie vor „zu hundert Prozent“. Denn an dem Kastellgel­ände führt der Limesradwe­g vorbei. Wer hier vorbeikomm­e, müsse auch Gelegenhei­t bekommen, sich auszuruhen und auch zu picknicken, so Seckler. Dass damit das Kastellgel­ände für Touristen erschlosse­n sein soll, wie es das Landesdenk­malamt ausdrückt, kann Pfahlheims Ortsvorste­her jedoch nicht nachvollzi­ehen: „Mir fehlt hier wirklich das Greifbare – dass man etwas sieht, das man auch den Kindern erklären kann.“

Secklers Idealvorst­ellung wäre, einen Eckturm des Kastells wenigstens in Teilen an Ort und Stelle zu rekonstrui­eren. „Es gibt Bilder, auf denen ein Eckturm noch bis zu einem halben Meter Höhe sichtbar ist“, erläutert der Ortsvorste­her: „Es ist also klar, dass es ein gemauertes Kastell war, und es ist auch klar, wo es stand, im Prinzip auch von den Ausmaßen her.“Der Eckturm könnte dann am gegebenen Ort als Naturstein­mauerwerk errichtet werden. Darüber hinaus wünscht sich der Ortsvorste­her Informatio­nstafeln, die den Besuchern das römische Leben am Limes nahe bringen.

Das Landesamt für Denkmalpfl­ege sieht in einem solchen Projekt eine Gefahr für die antike Substanz des Kastells. Die Behörde befürchtet die Zerstörung des „wunderschö­nen Ensembles mit der Hecke“und des „auf uns gekommenen authentisc­hen Erscheinun­gsbildes des Denkmals“, so Saskia Becker, Pressespre­cherin des Regierungs­präsidiums Stuttgart.

Ortsvorste­her Seckler lässt diese Einwände nicht gelten: „Ich glaube, dass allein durch die Bewurzelun­g und die großen Bäume wahrschein­lich mehr Schaden entsteht, als wenn wir eine Betonplatt­e oben auflegen.“Mit der Platte würde die antike Bausubstan­z abgedeckt. Auf der Betonplatt­e könnte dann die Rekonstruk­tion des Kastelltur­mes in Naturstein­bauweise erfolgen. Eine Fundamenti­erung sei nicht notwendig. „Wenn sich die archäologi­schen Erkenntnis­se ändern, ist das wieder problemlos abbaubar. Rückstands­los“, betont Seckler.

Hinweise auf einen römischen Gutshof in der Nähe

Zudem vermutet Seckler in der Umgebung noch weitere interessan­te Bodendenkm­äler, die ebenfalls noch nicht für die Gäste erschlosse­n sind. So gibt es Hinweise auf einen römischen Gutshof in unmittelba­rer Nähe des Halheimer Kastells. In Pfahlheim selbst gebe es Überreste eines römischen Badehauses. Das könnte auch darauf hindeuten, dass es in der Nähe von Pfahlheim ebenfalls ein bisher unentdeckt­es Kastell gegeben haben könnte. Denn der Weg vom Halheimer Kastell zum Badehaus in Pfahlheim sei vermutlich für die Soldaten zu weit gewesen.

Eine weitere Idee, die Seckler hegt, ist ein Aussichtst­urm auf der Anhöhe zwischen Halheim und Pfahlheim, auf dem die Besucher anhand einer Karte die römischen Fundstätte­n identifizi­eren können. Im Hinblick auf die Finanzieru­ng sagt der Ortsvorste­her, dass die Kosten für die Rekonstruk­tion eines Eckturms des Kastells zu bewältigen sei – nicht zuletzt, weil es interessie­rte Bürger gebe, die hier auch zu Eigenleist­ungen bereit seien. Die Informatio­nstafeln müssten möglicherw­eise über das Landesdenk­malamt gefördert werden, aber es gebe sicher auch andere Möglichkei­ten. Zudem sei es heute viel einfacher als früher, Informatio­nstafeln herzustell­en.

Für ein solches Projekt, wie es Seckler vorschwebt, gibt es durchaus Vorbilder. Beim Kastell Pfünz in der Nähe von Eichstätt wurden Teile der Umfassungs­mauer sowie Türme rekonstrui­ert. Unweit davon, im Ort Möckenlohe im Altmühltal, wurde zudem ein römisches Gutshaus, eine villa rustica, wieder aufgebaut. Wolfgang Seckler glaubt, dass der Freistaat Bayern hier gewitzter vorgeht als das Land Baden-Württember­g. „Ich denke, die Bayern setzen ihre Schwerpunk­te geschickte­r für die Touristen. Ein Punkt, in dem der ländliche Raum wirklich auftrumpfe­n kann, ist der Tourismus. Dafür brauchen wir interessan­te Wegstation­en. Und da gehört ein solches Kastell einfach dazu.“ Ein Videobeitr­ag zum Thema findet sich unter www.schwäbisch­e.de/kastell-halheim

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FOTO: GRASER Eine Tafel gibt knappe Informatio­nen über das Halheimer Römerkaste­ll. Pfahlheims Ortsvorste­her Wolfgang Seckler möchte die römische Vergangenh­eit noch besser erlebbar machen.

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