539 Flüchtlinge haben einen Job gefunden
Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten sieht Potenzial gegen Fachkräftemangel
OSTALBKREIS (ij) - Integration per Job: Geflüchtet und mit einem Arbeitsvertrag im Ostalbkreis angekommen – so ist es Ende vergangenen Jahres 539 Asylbewerbern gegangen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten mit und spricht von einem „Ankommen in der Gesellschaft – bei Kollegen und Chefs“.
Die Gewerkschaft beruft sich hierbei auf eine neue Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach ist die Zahl der berufstätigen Flüchtlinge mit Arbeitsvertrag aus den acht wichtigsten Herkunftsländern – darunter Syrien, Afghanistan und der Irak – stark angestiegen. Vor drei Jahren zählte die Arbeitsagentur im Ostalbkreis noch 194 Asylsuchende mit einem Arbeitsvertrag.
„Die Zahlen zeigen, dass ein großer Teil der Menschen, die in den letzten Jahren zu uns gekommen sind, im Berufsleben Fuß fassen konnte. Und zwar trotz Sprachbarrieren und teils enormer bürokratischer Hürden“, sagt Regionalchefin Karin Brugger. Positiv wertet die Gewerkschafterin den steigenden Anteil regulärer Jobs. Laut Statistik waren kreisweit 71 Prozent der erwerbstätigen Flüchtlinge sozialversicherungspflichtig beschäftigt. „Diese Menschen verdienen ihr eigenes Geld, sie zahlen Steuern und Sozialbeiträge“, so Brugger.
Ernährungsgewerbe sucht händeringend Nachwuchs
Dabei könne Zuwanderung ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel sein. Auch das Ernährungsgewerbe suche händeringend Nachwuchs. Hotels, Gaststätten, aber auch Bäckereien, Brauereien und die Lebensmittelverarbeitung hätten jahrzehntelange Erfahrungen mit Zuwanderern. Die Geflüchteten dürften aber nicht als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Es dürfe keine Zwei-Klassen-Belegschaften und keine Ausnahmen beim Mindestlohn oder den Dokumentationspflichten geben, so Brugger.
Zwar wollten viele Flüchtlinge möglichst schnell Geld verdienen, um ihre Familien zu unterstützen. Doch allein mit Helfer-Jobs gebe es kaum solide Berufsperspektiven in Deutschland. Wichtig sei, dass die Flüchtlinge ins duale Ausbildungssystem kämen. Laut Statistik waren im Ostalbkreis Ende vergangenen Jahres 63 Azubis mit einem Fluchthintergrund gemeldet.
Damit die Integration am Arbeitsmarkt weiter vorankomme, müsse die Politik mehr tun. Es könne nicht sein, dass immer wieder auch Flüchtlinge, die im Betrieb engagiert sind und gut Deutsch sprechen, von einem Tag auf den anderen abgeschoben würden, kritisiert Brugger. Diese Menschen hätten eine Bleibe-Chance verdient.