Rechtsaußen
Hunderttausende sind am Samstag gegen den rechtspopulistischen Kandidaten auf die Straße gegangen. Vor allem Frauenverbände bringen ihren Unmut zum Ausdruck. Der ultrarechte Politiker soll nach ihrem Willen nicht Präsident Brasiliens werden, wenn am kommenden Sonntag gewählt wird. Denn er verachtet Frauen.
Es fällt schwer zu glauben, dass ein Politiker wie Bolsonaro im 21. Jahrhundert noch so weit kommen kann. Der 63-Jährige verklärt die Zeiten der brasilianischen Militärdiktatur, hetzt gegen Schwule, Linke und Schwarze. Dennoch führt er die Umfragen für die Wahl am 7. Oktober mit rund 28 Prozent an, gefolgt von Fernando Haddad (22 Prozent), der für die linke Arbeiterpartei PT antritt.
Der ehemalige Fallschirmspringer Bolsonaro ist seit 30 Jahren in der Politik. Er hat sich immer wieder abwertend gegenüber Frauen geäußert. 2003 sagte er einmal zu einer Abgeordneten: „Dich vergewaltige ich nicht, weil Du es nicht verdienst.“Bolsonaro hat vier Söhne und eine Tochter. Über die sagte er öffentlich: „Bei meinem letzten Kind habe ich geschwächelt. Es ist ein Mädchen“.
Bolsonaros Erfolg erklärt sich zu einem Gutteil aus dem Frust der Brasilianer mit den traditionellen Politikern. Das Land steckt seit Jahren in einer tiefen politischen Krise, die mit einem Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Demokratie einhergeht. Hunderte Politiker und Minister sind in Korruptionsverfahren verwickelt, Dutzende sitzen im Gefängnis. Nur 43 Prozent der Brasilianer halten die Demokratie noch für eine gute Regierungsform.
Da kommt jemand wie Bolsonaro gerade recht. Er wettert gegen korrupte und unfähige Politiker und präsentiert sich wie sein Vorbild Donald Trump als Gegenteil der traditionellen „verdorbenen“Politik.
Klaus Ehringfeld