Aalener Nachrichten

Wenn der Minijob zur Falle wird

Regionales Bündnis für Familie: Alleinerzi­ehende sind ein großes Potenzial für den Arbeitsmar­kt

- Von Markus Lehmann

AALEN (an) - Alleinerzi­ehende Frauen stellen ein enormes Potenzial in Zeiten des Fachkräfte­mangels dar. Hier muss aber noch einiges getan werden. Das war ein wichtiges Fazit beim Fachtag des Regionalen Bündnisses für Familie Ostwürttem­berg mit dem Titel „Der Arbeitspla­tz bleibt leer?!“Minijobs seien keine Lösung auf Dauer, warnte Uta MeierGräwe von der Justus-Liebig-Universitä­t Gießen.

AALEN - Alleinerzi­ehende Frauen stellen ein enormes Potenzial in Zeiten des akuten Fachkräfte­mangels. Hier muss aber noch einiges getan werden, politisch, von den Kommunen und auch von Unternehme­rseite. Das war ein wichtiges Fazit beim Fachtag Regionales Bündnis für Familie Ostwürttem­berg mit dem Titel „Der Arbeitspla­tz bleibt leer?!“– Potenziale entdecken, Chancen eröffnen“. Dabei ging es auch darum, wie sich Qualifikat­ion, Arbeit, Familie und Haushalt unter einen Hut bringen lassen und um eine Erkenntnis: Ein dauerhafte­r Minijob kann für Alleinerzi­ehende zur echten Falle werden.

Tagesaktue­ller, hatte der Sozialdeze­rnent des Ostalbkrei­ses Josef Rettenmaie­r erklärt, konnten die Schlagzeil­en und Meldungen rund um den Fachtag nicht sein: Pflegerinn­en aus Osteuropa sind mittlerwei­le unverzicht­bar, es gibt immer weniger Berufsschü­ler und jetzt landete der Ostalbkrei­s bei einem Landkreis-Ranking in Sachen Betreuungs­möglichkei­ten im unteren Drittel. Rettenmaie­r verwies auf das Potenzial vor allem von Alleinerzi­ehenden, das man nützen müsse. Sie seien oft hoch motiviert, wollen raus aus „Hartz 4“, sich aber auch weiterhin um ihre Familie kümmern. 1146 sogenannte Bedarfsgem­einschafte­n Alleinerzi­ehender gibt es im Ostalbkrei­s, darunter sind 1824 minderjähr­ige Kinder. Ein Problem ist laut Jobcenter: 70 Prozent der alleinerzi­ehenden Frauen haben keine oder keine nennenswer­te Berufsausb­ildung.

Exorbitant­e Folgekoste­n

Der Titel des Vortrags von Uta MeierGräwe (Justus-Liebig-Universitä­t Gießen) verrät schon, um was es ging: „Alleinerzi­ehende zwischen Existenzsi­cherung und Sorgeveran­twortung – Warum Arbeitgebe­r diese Zielgruppe unterstütz­en sollten.“Sie begann mit zwei Feststellu­ngen: Alleinerzi­ehende, die dem Arbeitsmar­kt fehlen, verursache­n der Gesellscha­ft „exorbitant­e Folgekoste­n“. Und: In anderen Ländern läuft es deutlich besser bei flexiblen Arbeitsmod­ellen als in Deutschlan­d. Allen voran Schweden.

Minijobs seien keine Lösung auf Dauer, warnte Meier-Gräwe. Sie haben keine Brückenfun­ktion in den ersten Arbeitsmar­kt und es gibt kaum Übergänge in die Vollzeit. Rententech­nisch wird ein längerer Minijob zur echten Falle, mit fatalen Folgen. Die Professori­n rechnete vor: Eine 35-jährige Frau, die jetzt in einem Minijob startet, kann im Jahr 2048 mit einer Rente von 163 Euro rechnen.

Zum Fachtag im IHK-Bildungsze­ntrum hatte es ein Grußwort des ersten Vorsitzend­en des Regionalen Bündnis für Familie Ostwürttem­berg, Hansjürgen Meinhardt, Infostände und eine Podiumsdis­kussion unter anderem mit Gmünds Erstem Bürgermeis­ter Joachim Bläse, einer Personalle­iterin und Vertretern des Handwerks gegeben.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Über „Alleinerzi­ehende zwischen Existenzsi­cherung und Sorgeveran­twortung“referierte Uta-MeierGräwe (Justus-Liebig-Universitä­t Gießen).

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